Süddeutsche Zeitung

S-Bahnhof Mittersendling:Fahrrad-Oase statt Auto-Meer

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An der Kreuzung Flößergasse und Zechstraße sollen Parkplätze verschwinden, wenn es nach den Stadtviertelvertretern geht

Von Birgit Lotze, Sendling

Die Kreuzung Flößergasse und Zechstraße beim östlichen Eingang zum S-Bahnhof Mittersendling soll umgestaltet und dabei fußgänger- und radlerfreundlicher werden. Vor zwei Jahren war noch geplant, dort einen Bus durchfahren zu lassen. Die Linie 134 sollte von der Plinganserstraße verlegt werden. Das hätte der Bezirksausschuss (BA) damals gerne gesehen, schließlich hätte dieser Sendling besser an die S-Bahn angebunden. Doch die Anwohner waren dagegen, sie wollten nach jahrelanger Bauzeit vor der Haustür und dem vielen Lkw-Verkehr auf den eher schmalen Straßen endlich Ruhe.

An der Kreuzung Zechstraße und Flößergasse wurden bis 2008 täglich 20 Millionen Zigaretten produziert. Nachdem damit Schluss war, zog die WerkStadt Sendling in die ehemaligen Philip-Morris-Anlagen, heute ist dies ein Büro- und Gewerbekomplex mit jungen, hippen Firmen. Büroräume der Zigarettenfabrik wurden abgerissen. Hinzu kamen 160 Neubauwohnungen, ein Boarding-House mit Kindertagesstätte und die Bayerische Landeszahnärztekammer. Sie baute bis Ende 2017 an der Kreuzung ihre Landesgeschäftsstelle.

Die Mehrheit im BA ging auf die Anwohnerwünsche ein, schwenkte um. Auf Antrag der SPD und der Grünen forderten die Stadtviertelpolitiker die Stadt Anfang 2018 auf, den Bus nicht dorthin zu verlegen, sondern Flößergasse und Zechstraße zu verschmälern, die Parkplätze etwas zu reduzieren, Bäume zu pflanzen und die Gehwege zu verbreitern.

Die Stadtverwaltung hat jetzt Planungen für die Kreuzung vorgelegt. Im BA haben sich die Mehrheiten allerdings inzwischen verändert: Seit der Kommunalwahl sind die Grünen stärkste Kraft, und sie fordern mehr: "Wir wollen dort den öffentlichen Raum neu denken", sagte Lukas Raffl, von Beruf Verkehrsplaner und für die Grünen im Sendlinger BA Beauftragter für Fuß- und Radverkehr. Die Fahrbahnbreite solle stärker verringert werden, damit Fußgänger und Radfahrer noch mehr Platz hätten. Die Flößergasse solle zur Fahrradstraße werden. Raffl wiederholte auch die Forderungen, die in dem Paket vor zwei Jahren zusammengeschnürt wurden, aber aus BA-Sicht zu wenig oder gar nicht ins städtische Konzept eingegangen sind: mehr Fahrradparkplätze, Ladezonen und eine Mobilitätsstation. Die Kreuzung an Flößergasse und Zechstraße solle optisch so gestaltet werden, dass sie für alle Verkehrsteilnehmer sicher nutzbar ist.

Raffls Fraktionskollegin Dagmar Irlinger, Vorsitzende im Ausschuss Öffentlicher Raum, Mobilität und Gewerbe, sprach von "Minimalansprüchen", die der Beschlussentwurf erfülle. Die Kreuzung solle sich "zu einer kleinen urbanen Mitte entwickeln", mit mehr Bäumen und Buchten, die Parken verhindern. Mit Unterstützung der SPD und der Fraktion aus FDP und ÖDP wurde diesen Vorschlägen mehrheitlich zugestimmt. BA-Vorsitzender Markus Lutz (SPD) sagte, in der Stadtratsvorlage blieben viele Parkplätze für Autos erhalten - zu viele. "Wir wollen nicht Parkplätze, sondern Fahrradparkplätze." Sinnvoll sei es, die Flößergasse zur Fahrradstraße zu erklären - schon allein deshalb, weil dieser Abschnitt Teil einer durchgehenden Fahrradstraße vom Harras bis zur Boschetsrieder Straße werden könnte.

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Quelle:
SZ vom 07.07.2020
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