Süddeutsche Zeitung

Geflüchtete Frauen aus der Ukraine:Stadt und Polizei warnen vor unseriösen Angeboten

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Immer wieder wird von Annäherungsversuchen von Männern an Ukrainerinnen berichtet, die sie unter dem Deckmantel der Hilfsbereitschaft aufnehmen wollen. Polizisten und Helfer sind aufmerksam.

Von Joachim Mölter

Erst am Montag stellte Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) einen Aktionsplan der Stadt gegen Gewalt an Frauen vor, doch in dem ist die aktuellste Entwicklung nicht eingearbeitet. "Die ankommenden Ukrainerinnen werden noch ganz anders gefährdet sein", mutmaßte Habenschaden angesichts der Flüchtlingswelle, die gerade auch nach München schwappt. "Die häufigste Kombination ist eine Mutter mit ein oder zwei Kindern", hat sie festgestellt. Ukrainische Männer dürfen ja nicht ausreisen, sie müssen das Land verteidigen - also machen sich die Frauen allein auf den Weg in den Westen.

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine weisen Organisationen auf die Gefahren für flüchtende Frauen hin: Gewalt, Ausbeutung, Menschenhandel, Prostitution. Auch die Bundespolizei hat bereits vor unseriösen Angeboten unter dem Deckmantel der Hilfsbereitschaft gewarnt. In Berlin sprächen Männer an den Bahnhöfen gezielt ukrainische Frauen an, um ihnen eine Unterkunft zu vermitteln - und sie mutmaßlich in die Prostitution zu locken. Am Anfang waren es ja junge, ungebundene Frauen, die aus der Ukraine flohen; jetzt sind es Mütter mit Kindern, die sich das lange überlegt haben.

"Wir können hier nicht bestätigen, was in Berlin gemeldet wird. Aber wir sind sensibilisiert", sagt Wolfgang Hauner, Sprecher der hiesigen Bundespolizei. Auf den Streifengängen im und am Bahnhof kontrollieren die Beamten nun häufiger, wenn sie Annäherungsversuche an ukrainische Frauen bemerken. "Es kann sein, dass das gut gemeint ist", sagt Hauner, "aber das muss es nicht in allen Fällen sein." Ehrenamtliche Helfer berichten, dass sich immer wieder Männer melden, die speziell alleinstehende Frauen bei sich aufnehmen wollten - diese Männer würden jedoch schnell wieder von der Liste genommen.

Mit Plakaten und Flyern sollen die Ukrainerinnen in den Bahnhöfen über die öffentlichen Hilfsangebote informiert und vor unseriösen Machenschaften gewarnt werden. Das Sicherheitsbedürfnis der Frauen sei groß, sagt Habenschaden, "wir versuchen, darauf einzugehen". Aber bis auf die städtische Unterkunft für geflüchtete Frauen an der Nailastraße seien die Unterbringungsmöglichkeiten nicht als Schutzräume ausgelegt. Die Bürgermeisterin versichert, das Sozialreferat habe ein Auge darauf, dass die Frauen auch privat sicher untergebracht seien. Ob das Referat angesichts der großen Improvisation wirklich einen Überblick hat, ist freilich nicht so sicher.

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