Süddeutsche Zeitung

München:Paradies im Grünen

Lesezeit: 2 min

Mit großem Aufwand wurden die Spielflächen im Amphionpark modernisiert. Der Ansturm der Kinder und Jugendlichen bei der Eröffnung zeigt, wie attraktiv das Areal geworden ist

Von Anita Naujokat

Er war sichtlich in die Jahre gekommen, und Jahre hat es auch gedauert, bis die Sanierung des Amphionparks in Moosach stand. Neun Jahre sind seit dem ersten Antrag des Bezirksausschusses auf Modernisierung der Spielflächen auf dem 2,75 Hektar großen Areal zwischen Wintrichring und Templestraße vergangen. Aus den Drittklässlern der angrenzenden Schule und den Jugendlichen, die als Ideengeber in die Planung eingebunden waren, sind nun Siebt- und Achtklässler und junge Erwachsene geworden. Doch auch sie werden im neuen alten Amphionpark noch Betätigungsfelder für Spiel und Sport finden. Denn nur bei den tristen und nicht mehr zeitgemäßen Spielflächen in dem 53 Jahre alten Park nachzubessern, funktioniere nicht mehr, entschied das Baureferat, und strebte eine grundlegende Sanierung und Aufwertung an.

Nach neun Monaten Bauzeit haben Baureferentin Rosemarie Hingerl, SPD-Fraktionschef Alexander Reissl in Vertretung von Oberbürgermeister Dieter Reiter, und Wolfgang Kuhn (SPD), Vorsitzender des lokalen Bezirksausschusses (BA), am Dienstagnachmittag den neuen Amphionpark inmitten von vielen Kindern und Jugendlichen eröffnet. Die U13- und U17-Fußballer von Buntkicktgut unterbrachen eigens ihr Training für das anschließende Turnier zur Qualifikation für die Champions League in der interkulturellen Liga, um auch den Reden zu lauschen. Vertreten waren Mannschaften aus der ganzen Stadt, darunter auch die Harras Bulls und die Sendling Tigers. Ein Heimspiel hatte einzig die U13 der Moosacher Freizeitstätte "Boomerang", die auch mit dem Spielbus für alle anderen Kinder vertreten war.

Wo es später am Tag vor bunten Spieler-Trikots und T-Shirts der Breakdancer nur so wimmelte, hatte sich bis ins vergangene Jahr noch ein asphaltierter, langweiliger Bolzplatz erstreckt. Auf ihm befinden sich jetzt drei Felder für alle möglichen Ballspiele: ein großes Fußballfeld mit Kunststoffbelag und festen Toren, ein Fußball-Minispielfeld mit Kunstrasen und Ballauffangnetz, ein Basketballfeld mit zwei stabilen Körben und ein eingelassenes bodenebenes Trampolin. Die dahinterliegende Böschung an der Fußgängerbrücke über den Wintrichring wurde für eine Hangrutsche genutzt. Und aus dem Kinderspielbereich im Osten ist eine Spiellandschaft geworden. Sie geht vom Kleinkinderbereich mit Nestschaukel, Dorfhütten und Holztunnel in einen Spielbereich für Schulkinder mit einem drei Meter hohen Turm, Boulderwand, Balancierpfad, Doppelschaukel und Baumstämmen zum Klettern über einem nachgebildeten ausgetrockneten "Flusslauf" über. Blickfang ist ein riesiges Holznest auf einem Hügel. Menschen jeden Alters können sich bei einem Treffpunkt der Generationen am "Ring of Mobility", beim Rotieren von Scheiben, Heben und Senken von Gewichtsbügeln oder beim Tischtennis fit halten.

Und das alles, ohne dass dafür auch nur ein einziger der alten Bäume habe gefällt werden müssen, wie Rosemarie Hingerl nicht ohne Stolz feststellte. Denn dieser besondere Charakter, der nur alten Parks innewohnt und in keinem neu angelegten zu finden ist, sollte neben der Modernisierung, gestaltet nach den Entwürfen des Landschaftsarchitekten Stefan Kalckhoff, gestärkt werden. Reissl nahm nicht nur den Amphionpark als Beweis dafür, dass München entgegen anderslautender Meinungen eben doch grün sei. BA-Chef Wolfgang Kuhn wies darauf hin, dass eine Park-Investition in dieser Größenordnung nicht selbstverständlich sei, es gebe Orte, die sich das nicht leisten könnten. Und es sei erstaunlich, welches Sozialverhalten Kinder zeigten. Die hätten bei der Planung den Wunsch nach Sitzgelegenheiten für Ältere geäußert, wohl wissend, dass sie ohne Eltern oder Großeltern wohl nicht zum Spielen in den Amphionpark könnten. "Aber Erwachsene werden ohne Begleitung von Kindern eingelassen."

Mit etwa 1,5 Millionen Euro Kosten ist die Stadt unter ihrer Kalkulation mit 1,74 Millionen geblieben, 660 000 Euro sind laut Stadtratsentwurf aus dem Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm "Soziale Stadt" bei der Regierung von Oberbayern beantragt. Doch noch sind nicht alle Wünsche der Jugendlichen erfüllt, wie Hingerl einräumte. Wegen der heiß begehrten Flutlichtanlage werden noch die Ergebnisse eines laufenden Pilotprojekts am Skatepark Im Gefilde in Perlach abgewartet. Entschieden ist auch noch nicht über einen Lärmschutz zum Wintrichring. Denn dafür müssten dann wirklich Bäume gefällt werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3995803
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 30.05.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.