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Olympiapark:Es ist kein Zukunftskonzept zu erkennen

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Fünf Jahrzehnte lang ist es gelungen, die Bauten im Olympiapark gut zu bespielen. Doch niemand scheint zu wissen, wie es die kommenden Jahre weitergehen soll. Düstere Perspektiven tun sich auf.

Kommentar von Heiner Effern

Grund zur Freude gäbe es im Olympiapark momentan genug: Der Herbst zeigt sich in den schönsten Farben, und im kommenden Jahr steht ein Jubiläum an: 50 Jahre liegen die Sommerspiele 1972 dann zurück. Nostalgie wird angesagt sein, der Park wird mit einer riesigen Sammel-Europameisterschaft wieder sportlich brummen. Doch das Idyll ist bedroht, nach der Feier droht ein langer Kater: Das Olympiastadion muss teuer saniert werden, das Eissportzentrum ist marode und vor der Schließung und die aufgehübschte Olympiahalle könnte am Flughafen eine junge Konkurrentin bekommen, die ihr das Leben im Alter ungeheuer schwer macht.

Den privaten Investoren, die eine neue moderne Konzerthalle in Freising planen, den Schwarzen Peter dafür zuzuschieben, greift zu kurz. Sie haben eine Lücke im Angebot ausgemacht und wollen diese nutzen, das ist legitim. Sie decken damit aber ein grundsätzliches Problem der Stadt München und ihres so geliebten Olympiageländes auf: Die Einheimischen und Touristen nutzen die Anlagen und den Park so intensiv, wie es weltweit kein anderes Areal mit den fünf Ringen vorweisen kann. Doch niemand scheint zu wissen, wie auch die historischen Bauten die nächsten 50 Jahre mit Leben gefüllt werden sollen.

Fast ein halbes Jahrhundert haben sie vor allem der Profi-Fußball und Konzerte getragen. Die Fußballer spielen aber schon länger lieber in Fröttmaning, und die Bands künftig vielleicht am Flughafen. Dort sind die Arenen, die Logenplätze, der Komfort und das Geld. Im Park ist der Denkmalschutz, künftig möglicherweise verstärkt durch den angestrebten Status eines Weltkulturerbes. Klingt gut, aber auch stark nach Museum.

Im ehrwürdigen Olympiastadion fand mal ein Autorennen statt, mal ein Skisprungwettbewerb. Das zeigt die Verzweiflung der Verantwortlichen. Die Olympiahalle ist nach der Sanierung wieder fit, aber für wirkliche Stars nicht sexy. Ein erster Schritt in die Zukunft wird die neue Sportarena auf dem Gelände des ehemaligen Radstadions sein, in der künftig Basketball und Eishockey unterkommen.

Aus dem Bauch heraus ist schwer zu beurteilen, ob eine neue große Konzerthalle auf dem Gelände des Eissportzentrums ein zweiter sein könnte. Dass das im Moment niemand so genau weiß, zeigt die Wurzel des Problems. Es ist kein tragfähiges Zukunftskonzept für das gesamte Olympiagelände zu erkennen. Ein Versäumnis, das sich nach 50 schönen Jahren bitter rächen könnte.

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