Süddeutsche Zeitung

Bräurosl-Zelt auf dem Oktoberfest:Strafe für Wiesn-Wirt Reichert

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Wegen Hygienemängeln im Bräurosl-Zelt zieht die Stadt Konsequenzen. Handgreiflichkeiten, die auf einem Video zu sehen waren, sind nicht Gegenstand des Verfahrens - diese müssten juristisch geklärt werden.

Von Heiner Effern und Anna Hoben

Immer wieder stand das Bräurosl-Zelt während des Oktoberfests in der Kritik von Gästen. Besonders heftig traf diese die musikalische Gestaltung. Vielen Besucherinnen und Besuchern waren die Töne der Blaskapelle Josef Menzl nicht partytauglich genug. Die Band wurde nach ein paar Tagen ausgetauscht, zumindest an den Abenden. Dazu kamen Probleme bei Lebensmittelkontrollen und ein im Internet kursierendes Video, das den Wirt Peter Reichert bei einer körperlichen Auseinandersetzung mit einem Security-Mann zeigen soll.

Erste Konsequenzen für den Wirt der Bräurosl stehen nun fest. Auf ihn werde eine Vertragsstrafe der Stadt zukommen, bestätigte Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) auf Anfrage. Zuerst hatte Bild darüber berichtet. Reichert, jahrelanger Gastgeber der Schönheitskönigin auf der Oidn Wiesn, hatte erst in diesem Jahr die neue Bräurosl unter der Leitung der Paulaner-Brauerei übernommen.

Der Grund für die Vertragsstrafe ist, dass das Kreisverwaltungsreferat (KVR) bei Routinekontrollen Hygienemängel in dem Bierzelt festgestellt hat. Diese seien bereits während des Fests behoben worden, teilte das KVR mit. Im Übrigen wollte die Behörde zu dem laufenden Verfahren keine Stellungnahme abgeben. Reicherts mutmaßliche Beteiligung an einer körperlichen Auseinandersetzung ist laut Wirtschaftsreferent Baumgärtner nicht Gegenstand dieses Verfahrens. Diese Vorgänge müssten juristisch geklärt werden.

Man wolle auch ein Signal an die Wirte senden

Zu den Verstößen sagte er: "Betriebsvorschriften sind keine Verhaltensempfehlungen, sondern Bedingungen." Man wolle mit der Vertragsstrafe auch ein Signal an die Wirte senden: "Wir schauen uns genau an, was passiert." Baumgärtner räumt ein, dass die Verstöße im Bräurosl-Zelt auf dem diesjährigen Oktoberfest nicht die einzigen sein könnten, die mit einer Vertragsstrafe geahndet werden. Das KVR bestätigte, dass es ein zweites Verfahren gebe. Auch in den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Verstößen gegen die Hygienevorschriften. 2018 und 2019 verzeichnete die Behörde jeweils zwei, in den Jahren zwischen 2011 und 2016 insgesamt sechs.

Wiesn-Stadträtin Anja Berger sagte am Dienstag, wenn es Verstöße gegen die Betriebsvorschriften gegeben habe, dann müsse das Wirtschaftsreferat diese prüfen und gegebenenfalls Vertragsstrafen aussprechen. "Das ist normales Verwaltungsgeschäft und keine Entscheidung, die politisch im Stadtrat diskutiert wird." Trotzdem soll das Thema dem Vernehmen nach am Donnerstag in einem interfraktionellen Arbeitskreis besprochen werden.

Die Stadt hat einen Dreiecksvertrag mit dem Wirt und der Brauerei. Offen ist noch die Höhe einer möglichen Vertragsstrafe für Reichert, sie wird durch die Stadtverwaltung festgelegt und soll wohl spätestens im Dezember feststehen.

Den Wirt für die Bräurosl schlägt jedes Jahr die Paulaner-Brauerei vor. Ein Unternehmenssprecher wollte zum Verfahren und zur Zukunft Reicherts am Dienstag keine Stellungnahme abgeben. Sollte die Brauerei zu Reichert stehen und ihn Ende des Jahres für das nächste Oktoberfest erneut als Wirt vorschlagen, muss das KVR die Frage nach dessen Zuverlässigkeit stellen und beantworten. Reichert selbst äußerte sich zum laufenden Verfahren nicht.

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