Süddeutsche Zeitung

"Shaere"-Projekt in Neuperlach:Ein Ort, der vom Teilen lebt

Lesezeit: 2 min

Im ehemaligen Allianz-Gebäude eröffnet eines der größten Zwischennutzungprojekte der Stadt. Das "Shaere" soll ein offener Treffpunkt, Kreativ- und Arbeitsraum sein - samt riesiger Gemeinschaftsküche.

Von Hubert Grundner, Neuperlach

Von nicht weniger als einer "der größten Bildungs- und Kulturlandschaften Münchens" spricht man beim Immobilienkonzern Hines, wenn es um "Shaere" geht. Gemeint ist damit die künftige Zwischennutzung im ehemaligen Allianz-Gebäude an der Fritz-Schäffer-Straße 9: An diesem Samstag, 25. September, findet die offizielle Eröffnung statt. Die ersten Ateliers, Büros, Tanz- und Schulungsräume sind laut Ankündigung schon eingerichtet. Weitere Werkstätten, ein Theater- und Kinosaal sowie Eventflächen drinnen und draußen entstehen. Flaggschiff des Projekts ist die Community Kitchen, eine Art Gemeinschaftsküche. In dem Restaurant- und Catering-Betrieb will die Sozialunternehmerin und Lebensmittel-Retterin Günes Seyfarth mit ihrem Team täglich bis zu sieben Tonnen gerettete Lebensmittel zu leckeren Mahlzeiten verarbeiten.

Im Shaere dreht sich laut Hines alles um Bildung, Nachhaltigkeit, Soziales, Innovation, Kunst und Kultur. Als "Campus des Lebens" soll es ein offener Treffpunkt, Kreativ- und Arbeitsraum für die vielschichtige Neuperlacher Bevölkerung und darüber hinaus sein - ein Ort zum Mitmachen, Lernen und Inspirieren.

Auf mehr als 40 000 Quadratmetern können dort demnach die unterschiedlichsten Bildungs- und Aktionsangebote für Kinder und Erwachsene entstehen. Eine Computerschule, ein Tanzstudio und verschiedene Künstler sind bereits eingezogen, und auch die ersten Musikschüler haben pünktlich zu Schuljahresbeginn ihren Unterricht aufgenommen. Die vielseitigen räumlichen Möglichkeiten des ehemaligen Bürogebäudes sollen künftig nicht nur Mietern, sondern auch den Neuperlacher Schulen, Vereinen und Unternehmen für eigene Projekte offenstehen. Denn wie der Immobilienkonzern betont: Der Name ist Programm. Das Shaere lebe vom Teilen von Räumen, Ressourcen, Wissen und Kompetenzen.

Das Zwischennutzungskonzept startet im Erdgeschoss des östlichen Bestandsgebäudes (Haus 1) aus dem Jahr 1984. Dort wird auch die Kantinenfläche zur Gemeinschaftsküche umfunktioniert. Es besteht zudem die Option auf Erweiterung in die Obergeschosse. Während einer intensiven Vorbereitungsphase hat Hines nach eigenen Angaben das Zwischennutzungskonzept unter anderem dem Bezirksausschuss vorgestellt. Von dort habe man ein überaus positives Feedback erhalten. Zudem sei Hines in engem Kontakt mit der Stadt, da auch die Möglichkeit bestehe, Flächen an Start-ups und Gründer zu vermieten.

Auch Bildungseinrichtungen kommen als Nutzer in Frage. Das Ziel sei, eine bunte Zwischennutzung zu schaffen. Darunter versteht Hines Künstler, Schulen, soziale und kulturelle Einrichtungen, Gründer und viele mehr. Jeder, der Lust hat, sich in die "Gemeinschaft" einzubringen.

Möglich werde dieses Projekt dank einer günstigen Interimsnutzung des Gebäudes für zunächst fünf Jahre und "des großartigen Engagements" vieler Akteure, die Günes Seyfarth bereits an Bord geholt habe. Sie selbst ist Seriengründerin und Unternehmerin, die sich mit ihren Unternehmen sozialen Themen widmet und Nachhaltigkeit sowie Bildung in den Mittelpunkt stellt. Zusätzlich unterstützt sie Start-ups mit ihrer Erfahrung in der Anfangszeit. Seyfarth ist Mitgründerin des Vereins Foodsharing München.

Allerdings ist die Community Kitchen, wie Hines betont, völlig unabhängig davon zu sehen und als Social Business vor fünf Jahren als Konzept entstanden, um etwas gegen Lebensmittelverschwendung zu unternehmen. Mit dem Komplex in Neuperlach, den Hines "aer" nennt, habe sie nun die nötige Infrastruktur für ihr Projekt gefunden. Wer künftig Teil des Projekts sein möchte, kann täglich zwischen 8 Uhr und 19 Uhr zum Schnuppern vorbeikommen oder unter servus@com-kit.de eine E-Mail an Günes Seyfarth und ihr Team schreiben.

Mit einem Fest für Groß und Klein werden Shaere und Community Kitchen an diesem Samstag, 25. September, eröffnet. Auf dem Programm stehen Führungen durchs Gebäude, die Vorstellung des Shaere-Konzepts, Kino, Musik und eine Kunstausstellung. Mitmachen kann man bei Barista- und Tanz-Kursen, bei Klangmalerei und Siebdruck-Aktionen und in der Fahrradwerkstatt (Radl mitbringen!). An mehreren Ständen Essen und Getränke. Los geht es im Shaere, Fritz-Schäffer-Straße 9, um 16 Uhr bei jedem Wetter und freiem Eintritt. Es gilt die 3-G-Regel (ins Gebäude nur mit vollständigem Impf- oder Genesenen-Nachweis, mit negativem PCR-Test, nicht älter als 48 Stunden oder mit negativem Antigen-Schnelltest, nicht älter als 24 Stunden). Infos unter https://www.shaere.de.

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Quelle:
SZ vom 25.09.2021
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