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Verkehrswende:Mieträder sind wieder gefragt

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Die Münchner Verkehrsgesellschaft konstatiert nach zwei Jahren mit rückläufiger Entwicklung nunmehr anziehende Ausleihzahlen. Die kürzlich erhöhten Gebühren haben die Nutzer offenkundig akzeptiert.

Von David Pister

Es geht wieder bergauf, zumindest im Sattel. Nachdem die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) in den vergangenen Jahren Einbußen bei den Fahrrad-Ausleihen hat verzeichnen müssen, versprechen die Zahlen des ersten Halbjahres 2022 eine Steigerung zum Vorjahr. Als Mitte März 2020 die ersten Corona-Einschränkungen eingeführt wurden, seien die Ausleihen erstmals zurückgegangen, so MVG-Sprecher Maximilian Kaltner. "Im zweiten Corona-Jahr haben wir noch weniger Ausleihen verzeichnet, da die Hauptnutzergruppen, Pendler und Studierende, durch Homeoffice-Pflicht beziehungsweise virtuelle Lehrveranstaltungen deutlich weniger Anlässe für eine Fahrt hatten."

Auch die Einschränkung und das Fehlen von Freizeitbeschäftigungen sieht Kaltner als mögliche Gründe für den Negativtrend der vergangenen zwei Jahre. 2020 wurden in den Monaten Januar bis Juni 270 000 Mal MVG-Mieträder in München ausgeliehen, sieben Prozent weniger als im Halbjahr davor. 2021 waren es im ersten Halbjahr nur noch 240 000 Fahrräder - ein Rückgang von immerhin elf Prozent. In diesem Jahr beobachtet die MVG eine wieder steigende Tendenz und geht davon aus, die Ausleihen des Vorjahres zu übertreffen. Die erste Hälfte dieses Jahres sieht jedenfalls vielversprechend aus: In den ersten sechs Monaten wurden rund 310 000 Räder ausgeliehen. Das entspricht einem Anstieg von 29 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021.

Aktuell sind in München und Umgebung 4500 Räder stationiert

2019 hat die MVG die Anzahl der Mieträder erhöht, außerdem wurde das Gebiet auf den Münchner Landkreis ausgeweitet. Mittlerweile können rund 4500 silber-blaue Fahrräder im gesamten Stadtgebiet, im Landkreis München und in den Kreisstädten Starnberg und Ebersberg ausgeliehen werden.

Ob Leihrad oder eigenes Rad - im Sommer sitzen die Münchnerinnen und Münchner am häufigsten im Sattel. "Insgesamt beobachten wir aber das ganze Jahr über eine rege Nutzung", so Kaltner. Nur bei starken Niederschlägen lässt das Interesse spürbar nach. Die Ausleihdauer hat sich dabei deutlich verlängert. Kaltner vermutet, dass Kundinnen und Kunden die Mieträder für gesamte Strecken und nicht nur für "die letzte Meile" zur U-Bahn, S-Bahn oder Tram nutzen. Das häufigste Nutzungsprofil bleiben allerdings die Ausleihen von circa 15 bis 20 Minuten - obwohl das System durchaus darauf ausgelegt sei, "das ganze Stadtgebiet zu erschließen".

Im Mai dieses Jahres wurden seit Einführung von MVG Rad 2015 erstmals die Ausleihgebühren angehoben. Der Preis pro ausgeliehener Minute stieg um einen Cent - auch die Kosten der Monatspakete wurden erhöht. Bisher gebe es darauf "keine merkliche Reaktion". Man sehe vielmehr, dass das Mietrad-Angebot im Vergleich zu den Vorjahren wieder häufiger genutzt werde. Andere Anbieter und Services sehe die MVG "nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung". "Jeder, der einen Mikromobilitätsanbieter als Zubringer zum ÖPNV nutzt und somit auf ein umweltfreundliches Verkehrsmittel umsteigt, leistet einen Beitrag zur Verkehrswende", sagt Maximilian Kaltner.

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