Süddeutsche Zeitung

Münchner Momente:Zeug zum Vergessen

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Wenn die MVG Fundsachen versteigert, dann gibt es Schirme im Dutzend, Eheringe - und Belege für vernachlässigte Vereinsliebe - aber nicht von allen Münchner Clubs.

Glosse von Andreas Schubert

Versteigerungen von Fundsachen werfen immer eine Menge Fragen auf. Beispielsweise die: Wann hat er oder sie gemerkt, dass etwas fehlt? Und warum hat sich niemand darum bemüht, das Verlorene wiederzubekommen, zum Beispiel, indem man beim Fundbüro der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) anruft? Dort liegen die Sachen mindestens ein halbes Jahr herum, bevor sie dann versteigert werden.

Am 16. Juni gibt es wieder so eine Auktion, diesmal zwar nur online, aber immerhin. 245 Objekte werden angeboten, die sich noch an den Mann respektive die Frau bringen lassen. Gebisse oder gebrauchte Unterwäsche sind nicht dabei. Die mögen zwar auch den einen oder anderen Käufer mit speziellen Interessen anlocken, aber das Auktionshaus beschränkt sich da eher auf den Massengeschmack.

Uhren gibt es eine Menge, alles mögliche an Elektrozeug und natürlich Regenschirme. Letztere werden so häufig verloren, dass sie nur im Dutzend angeboten werden. Die ganzen Schirmsammler dieser Stadt wird's freuen.

Auch Schmuck gehört zu den Klassikern, wobei man sich bei den Eheringen fragt, ob sie womöglich absichtlich entsorgt worden sind. Dann kommen noch all die vergessenen Einkaufstüten. Am Rathauseck erworbene Klamotten für mehr als 400 Euro kann man schon mal liegen lassen, oder auch das teure Parfum-Set von Chanel. In München fallen derartige Verluste daheim nicht zwangsläufig auf. Und wer weiß, ob die Besitzer diverser ebenso nicht ganz billiger E-Zigaretten-Sets nicht zu Hause aufgeatmet und ihrer Sucht entsagt haben.

Unter der Rubrik Fanartikel finden sich übrigens noch vier Tüten mit allerlei FC-Bayern-Tand, als Beispiel nachlässiger Vereinsliebe. Einem Löwen würde so etwas nie passieren. Der würde höchstens sagen: Die Bayern, die kannst schon mal vergessen.

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Quelle:
SZ vom 26.05.2021
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