Süddeutsche Zeitung

Lyfe Café:Buntes Frühstück zwischen weißen Wänden

Lesezeit: 3 min

Das Auge isst mit: Im "Lyfe Café" hat man sich das zu Herzen genommen. Die Karte trumpft mit Superfood auf und bietet Kreationen, die beeindruckend aussehen.

Von Laura Kaufmann

Manchmal gibt es in Filmen diese Szenen, in denen der Protagonist eine Nahtod-Erfahrung macht und sich plötzlich in einer strahlend weißen Umgebung wiederfindet, wo er sich mit Gott unterhält. So eine Szene ließe sich problemlos im Lyfe Café drehen, so clean ist der Look des Lokals an der Frauenstraße. Eine Pflanze und ein paar Bananen auf dem Tresen sind die einzigen Farbkleckse, ansonsten viel Weiß und helles Holz. Ein verstohlener Blick hinunter, haben wir etwa Dreck mit hineingetragen? So viel Minimalismus wirkt beinahe einschüchternd.

Doch der Look passt hervorragend zum Konzept, denn auch das Essen ist all das, was man sich unter den Schlagworten "Clean Eating" oder "Healthy Living" so vorstellt. Und, Spoiler: Etwas zu kalt gerät es auch.

Vieles im Lyfe Café liest sich, die Karte schnell überflogen, recht Superfood-gewöhnlich, sieht dann aber am Tisch besonders toll aus. Die Acai-Creme schraubt sich aus der Bowl in die Höhe, der Cloud-Smoothie wirkt fast wie ein abstraktes Gemälde im Glas. Blau-weiß marmoriert macht er seinem Namen alle Ehre. Da kommt der neutrale Hintergrund gelegen, er stört nicht bei Fotos.

Das Lyfe Café im Gärtnerplatzviertel ist schon das zweite seiner Art; das erste liegt, etwas ab vom Schuss, im Truderinger Gewerbegebiet. Der Laden dort ist etwa größer und die Karte fokussiert sich eher auf das Mittagsgeschäft. Der Start fiel in den zweiten Corona-Lockdown. Aber mit seinem Liefergeschäft hielt sich das Lokal über Wasser.

Das Lyfe Café an der Frauenstraße nun ist kleiner, zentriert um die Theke. Hinter der Vitrine ein paar der frischen Zutaten für die Bowls, Schalen aus Edelstahl erinnern an einen Eisladen. Für wärmere Tage stehen auf dem Gehweg Tische und Stühle bereit.

Was gibt es da und was kostet es?

Das Lyfe Café hat ein breites Frühstücksangebot von Smoothie Bowls und Porridge, Bagels, Sandwiches bis zu Eierspeisen. Dazu noch Desserts, die sich ohne viel Fantasie zu einem süßen Frühstück erklären lassen: Waffeln mit Früchten (6,50 Euro) oder Bananenkuchen mit Früchten und Zimt (4,20 Euro) zum Beispiel. Die fluffigen japanischen Pancakes hätten wir gerne probiert, die gab es aber leider nicht. Sie sollen ganz von der Karte verschwinden, erklärt der Betreiber später. Zu aufwändig sei es, sie richtig gut zu machen. Dafür gibt es Frühstücks-Taco-Pancakes mit Kokoscreme und Früchten.

Preislich ist das Frühstück im Lyfe keine ganz günstige Angelegenheit, dafür wird mit Superfood nicht gegeizt. Die Smoothie-Bowls kosten zwischen 9,90 und 10,90 Euro, die Sandwiches und Bowls etwa 12,50 Euro, gemischte Säfte von 5,50 bis 8,50 Euro, die bunten Smoothies zwischen 7,50 und 10,50 Euro. Der teuerste, "Coconut Cloud", mit Kokoscreme, Avocado, Ananas, Spirulina, Mandelbutter, Banane, Vanille und Mandelmilch ist der fotogene Blaue. Und der sieht nicht nur gut aus, er schmeckt auch so. Ausgewogen, reichhaltig, cremig. Rundum gelungen!

Der "Red Velvet Chocolate" mit Erdbeere und Himbeere, Dattel, Raw Cacao, Cranberry, Avocado, Maca, Banane und Mandelmilch schmeckt auch, wenn auch nicht ganz so besonders wie der blaue mit den Algen. Grüne und goldene Varianten gibt es außerdem, und mit dem "White Chocolate Mocha" mit Banane, weißer Kakaobutter, Espresso, Dattel, Mandelbutter und Mandelmilch hätte man bei Bedarf gleich auch die Koffeinzufuhr abgedeckt. Die gibt es natürlich auch solo, als ganz profanen Espresso (2 Euro), Cappuccino (2,50/4,20 Euro), oder fancy, etwa als Matcha Cloud Latte (4,50 Euro).

Die Gerichte sind, wie die Smoothies auch, ein wahres Holi-Festival. So viele Farben wie möglich soll ein Essen haben, um verschiedenste Nährstoffe anzubieten, sagt man. Und wenn es danach geht, ist das Frühstück hier die reinste Wellness-Anwendung. Keine Chefkoch-Gourmetgerichte, aber schöne Superfood-Stapel.

Das Frühstück "Morning Benedict" besteht aus einem Ei nach Wahl (verwirrenderweise nicht unbedingt pochierte Eier), Avocado, Kirschtomaten, Gurke, Sesam, einem Rote-Beete- und einem "normalen" Humus, geröstete Kichererbsen und Kürbiskernen, dazu frisches Dinkelbrot. Die Avocado ist in Scheibchen aufgeschnitten und drapiert wie eine Blume, rosafarbenes und helles Hummus schmiegen sich um das Ei, das eine Krone aus Dinkelbrot-Dreiecken trägt. Hübsch angerichtet, und es schmeckt. Es ließe sich an dieser Stelle nun darüber philosophieren, ob es nicht doch einfach ein gutes Avocadobrot mit Ei und Hummus für sportliche 12,50 Euro ist, aber sei's drum.

Die "Acai Lyfe Bowl" (10,90 Euro) mit, natürlich, Acai-Beere, Guarana, Banane, Kokosraspeln, Kakaonibs, hausgemachtem Granola, Chaisamen und Obst sieht mindestens so beeindruckend aus und schmeckt auch nicht schlecht. Bei unserem Besuch ist die Beerencreme nur etwas kalt, die Chiasamen neben ihr frieren langsam zu einem Klumpen. Wer schön sein will, muss leiden, hieß es einmal, und die niedrige Temperatur braucht es wohl, damit sich die Creme so hübsch in die Höhe schrauben kann. Im Sommer sicher erfrischend, so ist eine gesunde Eiscreme. Das hausgemachte Granola ist gelungen, die Bowl insgesamt gut zusammengestellt.

Das Verzehrte liegt leicht im Magen, der Geldbeutel wird vorne an der Theke erleichtert; und so startet der Tag unbeschwert auf zweierlei Art. Zurück bleibt das Gefühl, sich etwas Gutes getan zu haben. Und das ist viel wert.

Lyfe Café , Frauenstraße 34, 80469 München, Telefon: 089/39298925, Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 9 bis 17 Uhr.

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