Süddeutsche Zeitung

Ludwig-Maximilians-Universität:Studierende besetzen Uni-Hörsaal

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Drei Tage sollte die Protestaktion andauern - doch die Polizei beendet sie nach nur wenigen Stunden. Was die Aktivisten mit der Besetzung erreichen wollten.

Von Stephan Handel

Studierende der Ludwig-Maximilians-Universität haben am Dienstagvormittag einen Hörsaal im Hauptgebäude am Geschwister-Scholl-Platz besetzt und Forderungen an die Uni-Leitung gestellt. Etwa 50 Aktivistinnen und Aktivisten versammelten sich im Hörsaal 240, hängten Transparente auf und diskutierten die Forderungen.

Um den Vorlesungsbetrieb nicht zu stören, hatten die Besetzer eine Pause abgewartet. Der Dozent der nachfolgenden Veranstaltung zeigte Verständnis und wich mit seinen Hörern in einen anderen Saal aus. Die Besetzung sollte drei ganze Tage andauern, die Studierenden hatten auch geplant, im Saal zu übernachten. "Man muss natürlich sehen, wie lange uns die Uni-Leitung lässt", sagte ein Sprecher. Die fackelte indes nicht lange: Gegen 15 Uhr wurde der Saal von der Polizei geräumt und die Personalien der Aktivisten festgestellt. Die Uni will aber keinen Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs stellen.

Die Uni-Leitung nannte die Besetzung des Hörsaals eine "rechtswidrige Aktion", die einen Verstoß gegen das Hausrecht darstelle. Nach mehr als zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie stelle die wiederhergestellte Präsenzlehre einen hohen Wert für den Lehrbetrieb dar. "Der Ausfall eines großen Hörsaals der LMU während des laufenden Vorlesungsbetriebs kann von Seiten der Hochschulleitung daher nicht toleriert werden", hieß es.

Bildung soll unabhängig von Herkunft oder Kontostand der Eltern sein

An der Aktion hatten sich mehrere Gruppen beteiligt, darunter verschiedene Gewerkschaften, aber auch die Antifaschistische Aktion. Ihre Forderungen gliedern die Besetzer in drei Themengebiete. Im Bereich "Soziales" weisen sie darauf hin, das 38 Prozent der Studierenden an der Armutsgrenze lebten und 30 Prozent in Armut. Deshalb: "Bildung muss unabhängig von Herkunft, Kontostand und Bildungsstandard der Eltern sein." Konkret fordern sie unter anderem ein Gremium aus Studenten, Studentenwerk, Universität und Stadt München, das sich mit dem Bau von Wohnheimen beschäftigt. Die Mensen sollten stärker subventioniert werden, um die Inflation abzufedern, öffentlicher Nahverkehr kostenlos für alle sein. BAföG will man unabhängig vom Einkommen der Eltern und ohne Rückzahlung gewährt haben.

In der Hochschulpolitik soll die verfasste Studierendenschaft, 1973 vom damaligen Kultusminister Hans Maier (CSU) abgeschafft, wieder eingeführt werden. Dadurch würden die Studierenden in ihrer Gesamtheit eine eigene Körperschaft innerhalb der Hochschule und somit auch mehr Einfluss gewinnen als im jetzigen System von Fachschaft und Fakultätsräten. Zudem soll die Uni mehr Räume für unabhängige politische Aktivitäten der Studierenden bereitstellen und die studentische Selbstverwaltung in der Satzung verankert werden.

Im dritten Komplex ihrer Forderungen beschäftigen sich die Aktivisten mit der Rolle der Uni beim Kampf gegen den Klimawandel - bis 2035 soll sie klimaneutral werden. Dazu gehörten der Ausbau von Photovoltaik und Solarthermie an den Gebäuden, die Kündigung von Verträgen mit Energieversorgern, die Energie und Wärme mit fossilen Mitteln erzeugen, transparente Aufklärung über den Energieverbrauch der Uni in einem öffentlich zugänglichen Jahresbericht, die Forderung nach klimafreundlicher Mobilität sowie ein pflanzenbasiertes und klimafreundliches Angebot in den Mensen.

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