Süddeutsche Zeitung

Gesundheit in München:Worüber sich Klinik-Patienten beschweren

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Das Essen ist schlecht, der Arzt hat keine Zeit. Und wer hilft mir, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde? Um solche Themen kümmert sich die Münchner Patientenbeauftragte. Nur wissen zu wenige, dass es sie gibt.

Von Nicole Graner

Das Essen ist schlecht, der Arzt hat keine Zeit. Und wie soll es weitergehen, wenn der Patient aus dem Krankenhaus rauskommt und noch Hilfe im Alltag braucht? Sich den Ärger von der Seele reden, sich informieren, was es für Hilfeleistungen gibt, können Münchner und Münchnerinnen bei der Patientenbeauftragten der Stadt oder bei der "unabhängigen Patientenfürsprache" (PFS) der München Klinik.

Die Stärkung der Mitbestimmung und der Rechte von Patienten soll laut Stadtratsbeschluss 2016 helfen, die Gesundheitsversorgung zu verbessern. Alle zwei Jahre legt das Gesundheitsreferat (GSR) einen Bericht der Anlaufstelle vor, auch die München Klinik zieht dann Bilanz. Die gute Nachricht: Die Beschwerden sind zurückgegangen. Die schlechte: Zu wenige wissen von dieser Möglichkeit, Lob und Kritik zu äußern, aber auch wichtige Informationen zu erhalten.

Zu wenig Information

Meist telefonisch haben 116 Menschen im Jahr 2021 ihre Anliegen an die Patientenbeauftragte herangetragen, vorwiegend Frauen. Die meisten, die sich gemeldet haben, waren zwischen 45 und 64 Jahre alt. 82 Personen ging es vor allem um Informationen zum Beispiel zu Patientenrechten, Patientenverfügungen sowie um Fragen rund um Corona. Wichtig war den Anrufern auch, welche Versorgungs- oder Therapiemöglichkeiten es in der Stadt gibt. 38 Beschwerden gingen ein. Klarer Kritikpunkt: zu wenig oder unpassende Information, zu wenig Respekt und Wertschätzung dem Patienten gegenüber.

2022 zeigt sich fast das gleiche Bild, auch wenn die Beschwerden mit 35 etwas zurückgingen. Das Thema Corona war nicht mehr ganz so wichtig, dafür suchten die Menschen unter anderem nach Unterstützungsangeboten und nach spezifischem Fachpersonal.

Die München Klinik legt für alle fünf Standorte einen sehr detaillierten Bericht über die unabhängige Patientenfürsprache vor. 2021 brachten 315 Patienten, 2022 insgesamt 297 ein Anliegen vor. Die Beschwerden gingen zurück, wenn man das Jahr 2019 vergleicht: Da waren es 358.

Hauptsächlich kritisierten die Patienten die medizinische und pflegerische Versorgung. Allerdings nicht die Qualität, sondern die Erreichbarkeit des medizinischen Personals. Auch die Verschiebung von OP-Terminen wurde bemängelt wie auch die Ausstattung mit Wlan oder Telefon. Der Umgang mit den Patienten ist ebenfalls ein häufig genannter Kritikpunkt. Lob gab es auch: 2021 war die positive Resonanz besonders groß. Die Beratungszahlen gingen laut dem Bericht in den Corona-Jahren allerdings deutlich zurück.

Mehr Zeit für Gespräche

In den Handlungsempfehlungen greift die München Klinik die Kritik auf. Verbessern wolle man sich im Bereich der Kommunikation und vor allem mehr Zeit für Gespräche von Arzt oder Pflegefachkraft und Patient ermöglichen. Auch soll sich das Entlassungsmanagement weiter verbessern. Es fehle zum Beispiel an verständlichen Entlassungsbriefen mit klaren Handlungsanweisungen. "Jetzt und in Zukunft müssen ausreichende Ressourcen für eine rechtzeitige Organisation der Nachsorge sichergestellt sein", heißt es im Bericht.

Von über 50 Kliniken in München haben nur 22 eine Patientenfürsprache. Neben der München Klinik unter anderem auch das Klinikum Dritter Orden, das Klinikum rechts der Isar oder die Frauenklinik Dr. Geisenhofer.

Das sei "traurig", bemängelt Barbara Likus (SPD) in der jüngsten Sitzung des Gesundheitsausschusses. Gerade weil diese Möglichkeit der Patienten-Mitbestimmung eine Verbesserung in der Organisation des Gesundheitswesens voranbringe, wenn man eben auch Fehler benenne. Auch glaubt sie, dass noch bekannter werden müsse, dass es eine Patientenbeauftragte der Stadt gebe wie auch die Patientenfürsprache an den 22 Kliniken. Stefan Jagel (Die Linke) schloss sich dieser Meinung an.

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