Süddeutsche Zeitung

Verkehrsprobleme:Stau auf der IAA-Vorzeigestrecke

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Eigentlich sollten Besucher auf der zwölf Kilometer langen "Blue Lane" zwischen Stadt und Messe "nachhaltige Mobilität im Straßenalltag erleben". Doch die Strecke hält nicht, was die IAA-Macher versprechen.

Von Thomas Anlauf, München

Die blaue Spur ist gelb. Zumindest dort, wo die sogenannte "Blue Lane" auf ein paar hundert Metern überhaupt markiert ist. Seit Monaten haben die Verantwortlichen der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA Mobility für ihre ganz besondere Trasse großspurig geworben: Die Blue Lane zähle zu den "absoluten Highlights" der Messe. "Die zwölf Kilometer lange Transfer- und Teststrecke ermöglicht Besuchern, nachhaltige Mobilität im Straßenalltag zu erleben. Entlang der schönsten Routen der Stadt ist sie zugleich Ihr schnellster Weg zwischen dem Summit auf dem Münchener Messegelände und dem Open Space im Zentrum der bayerischen Metropole." Doch dort stehen die Autos im Stau. Wie so oft in München.

Das, was die Mobilitätsmacher der Messe München versprochen haben, ist definitiv eine Spur zu hoch gegriffen. Denn schon kurz nach dem Autobahnende der A 94 in Richtung Stadt ist schon Schluss mit der Trasse. Diese sollte eigentlich nur für IAA-Shuttlebusse, Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Modelle über Elektrofahrzeuge bis zu Brennstoffzellenautos und Autos, in denen mindestens drei Menschen sitzen, zugelassen sein.

Aber an der Kreuzung zum Mittleren Ring zeigt sich, dass sich wirklich niemand an der gelbmarkierten Fahrspur, die eigentlich blau sein sollte, orientiert. Im Gegenteil: Sie scheint die Autofahrer, die am Donnerstagmorgen dort entlang fahren, magisch anzuziehen. In der Prinzregentenstraße ist Stau, aber nicht wegen der "Blue Lane", sondern weil wie immer zu viele Autos in die Stadt wollen.

Kein Wunder, dass das Polizeipräsidium erklärt, dass es "eine gezielte Überwachung hinsichtlich etwaiger zweckwidriger Nutzung" nicht gebe. Selbst falls ein Autofahrer auf der IAA-Spur fahren sollte, wenn er es nicht dürfte, sei eine "kostenpflichtige Verwarnung nicht vorgesehen". Kurz: Der Polizei ist es egal, wer dort fährt.

Andreas Schön vom Fahrradclub ADFC findet diese groß angekündigte IAA-Trasse naturgemäß überflüssig, er wünscht sich lieber geschützte Radwege entlang derart stark befahrener Straßen. Tatsächlich haben die Verantwortlichen der IAA einen Radweg von der Innenstadt zur Messe in Riem vorgeschlagen. Der würde im Gegensatz zur Blue Lane allerdings einen kilometerweiten Umweg bedeuten. Die blaue Auto-Route, nur mit kleinen Schildchen ausgewiesen, endet übrigens in einer Sackgasse an der Arcisstraße. Auf dem Radweg dort stehen mobile Toiletten und Polizeiautos, immerhin in Blau.

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Quelle:
SZ vom 09.09.2021
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