Süddeutsche Zeitung

Hitzewelle:Es wird heiß in München

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Die Temperaturen könnten in den kommenden Tagen auf mehr als 34 Grad klettern. Für den Hitzerekord reicht das nicht, aber für viele Menschen und Tiere wird es gefährlich.

Von Thomas Anlauf

Manche mögen's heiß, aber zu große Hitze kann für Menschen, Tiere und Pflanzen brandgefährlich werden. Und in den kommenden Tagen heizt sich München massiv auf. Zwar wird nach derzeitigem Stand der absolute Hitzerekord von 37,5 Grad Celsius nicht überschritten, doch laut Deutschem Wetterdienst in München könnten durchaus Tagesrekorde gebrochen werden. Bereits dieser Donnerstag gibt einen Vorgeschmack auf die Hitzewelle, die sich nächste Woche über die Stadt legen soll. Dann könnten die Temperaturen bereits auf mehr als 30 Grad steigen. Doch es wird noch heißer.

"Vielleicht reicht es am kommenden Dienstag für einen Tagesrekord", sagt Guido Wolz vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in München. Die bislang höchste Temperatur an einem 19. Juli wurde 2014 gemessen, damals waren es an der Messstation des DWD an der Helene-Weber-Allee in Neuhausen maximal 33,6 Grad Celsius. Allerdings liegt der Wetterdienst außerhalb der Altstadt, die sich deutlich stärker aufheizt, weshalb es am Marienplatz und in der Fußgängerzone durchaus gefährlich werden kann, in der Sonne zu flanieren.

Man muss deutlich mehr trinken. Allerdings weder Kaffee noch Alkohol

Dr. Florian Hoffmann, Leiter der Kindernotaufnahme im Haunerschen Kinderspital des LMU Klinikums rät daher dringend, viel zu trinken. "Die Trinkmenge muss bei Temperaturen von 30 Grad und höher verdoppelt oder sogar verdreifacht werden", so Hoffmann. Auch Erwachsene müssten deutlich mehr trinken, allerdings möglichst keinen Alkohol und koffeinhaltige Getränke, betonen Dr. Julia Schoierer und Professor Stephan Böse-O'Reilly vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin sowie der AG Globale Umweltgesundheit und Klimawandel des LMU Klinikums.

"Erwachsene sollten größere Anstrengungen vermeiden und ihre Unternehmungen entsprechend anpassen. Sportliche Aktivitäten in die frühen Morgenstunden legen, denn ab mittags bis in in den späten Nachmittag ist es erfahrungsgemäß am heißesten", teilen die Mediziner mit. Dringende Warnsignale bei Hitzeerkrankungen wie einem Hitzschlag sind Bewusstseinseintrübungen, hoher oder auch niedriger Blutdruck, schwere Atemnot und Benommenheit und Schwindel. In solchen Fällen sollte der Notdienst unter 112 angerufen werden, raten die Ärzte.

Zwischen 2018 bis 2020 gab es Tausende hitzebedingte Sterbefälle in Deutschland. Zum ersten Mal seit Beginn des Untersuchungszeitraumes 1992 sei eine Übersterblichkeit aufgrund von Hitze in drei aufeinanderfolgenden Jahren aufgetreten, teilten Robert-Koch-Institut (RKI), Umweltbundesamt (UBA) und Deutschem Wetterdienst (DWD) vor wenigen Tagen mit.

Die Hitzewelle in München kommt zwar nicht ganz unerwartet, doch sie könnte ungewöhnlich lang andauern. Oftmals bauen sich nach wenigen heißen Tagen im Raum München Gewitter auf und kühlen die Stadt und das Umland wieder etwas ab. Doch in der kommenden Woche soll es durchgehend trocken und sonnig bleiben bei häufig über 30 Grad. Trotzdem können die Kliniken nicht extra vorsorgen, um Hitzepatienten zu versorgen. Zwar rechnet das LMU Klinikum mit vermehrten Notfällen, die unter anderem an Nierenversagen, Dehydrierung oder sogar Herzinfarkten leiden. Doch spezielle Vorbereitungen auf die Hitzewelle gibt es zumindest am Klinikum Großhadern nicht. "Die Versorgung der jetzigen Patienten ist schon limitiert aufgrund verminderter Ressourcen - unter anderem wegen Covid", teilt Professor Matthias Klein, Leiter der Notaufnahme in Großhadern, mit. "Eine weitere Vorhaltung ist nicht möglich."

Unter der Dauerhitze leiden aber nicht nur Menschen, auch Tiere und Pflanzen sind betroffen. Haustiere sollten auf keinen Fall im geparkten Auto gelassen werden, raten Feuerwehr und Tierschützer. Innerhalb kurzer Zeit steigen die Temperaturen in einem Auto auf einem Parkplatz deutlich an. Wegen der dauerhaften Trockenheit sterben Pflanzen ab, Bäume bekommen sichtbare Stresssymptome.

Die Waldbrandgefahr im Raum München wird erheblich ansteigen

Wenn die Luftmassenströmung spätestens Anfang der Woche von Nord auf Südwest dreht und extrem heiße Luft von der Biskaya nach Süddeutschland transportiert, steigt zudem die Waldbrandgefahr auch im Raum München erheblich. "Das gibt dann einen Temperaturschub und wird schnell um fünf Grad wärmer", sagt Meteorologe Guido Wolz. Spätestens dann wird wohl die Regierung von Oberbayern eine Luftbeobachtung für alle oberbayerischen Landkreise anordnen. Zuletzt hatte sie das am 19. Juni getan. Damals fand in München das Stadtgründungsfest statt und zum Nachmittag kletterten die Temperaturen auf bis zu 35 Grad im Schatten - wenn überhaupt einer zu finden war in der Altstadt. Es empfiehlt sich deshalb, sich während der Hitzewelle frühzeitig einen kühlenden Platz am Wasser zu suchen.

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