Süddeutsche Zeitung

A Small Café:Wo der Duft von Chai Masala durch die Straße weht

Lesezeit: 3 min

Boho- trifft auf Azteken-Stil: "A Small Café" im Glockenbachviertel will nicht nur den Hunger, sondern auch die Sehnsucht nach Urlaub und fernen Ländern stillen.

Von Laura Kaufmann

Samira Moana Ammann und Pardeep "Lucky" Singh sind ein kosmopolitisches Paar, das sich im Münchner Nachtleben kennengelernt hat. Sie eine Schwäbin vom Bodensee, er ein Inder. Sie hätte eigentlich beinahe in Lateinamerika Fuß gefasst, wo sie lange auf Reisen war. Doch durch Singh lernte sie wieder zu schätzen, was sie hier hat. Er hatte in Neuseeland studiert und sich bei einer Reise durch Europa in Deutschland verliebt.

Ammann kommt eigentlich aus der Medienbranche, gibt aber als Ausgleich Yogastunden mit den Tanz-Einflüssen, die sie in Lateinamerika und der Karibik kennengelernt hat. Für ein Retreat fragte sie Singh, der Gastro-versiert ist, ob er das Catering machen würde.

Beide merkten, dass es schön ist, nicht nur zusammen zu sein, sondern auch zusammen zu arbeiten. Er, der davon träumte, sich in der Gastronomie selbstständig zu machen. Sie, die sich sofort darin sah, ein kleines Café zu haben, in dem sie all das teilt, was sie liebt.

"Warum sind so viele hier gestresst und sehnen sich so sehr nach Urlaub?", fragt Ammann. "A Small Café" soll dem Abhilfe schaffen. Es soll für die Gäste ein Ort sein, an dem sie wieder Energie tanken können. Ein Ort, an dem sie sich wohlfühlen, auf verschiedene Kulturen treffen, neue Geschmäcker kennenlernen. Abschalten vom Alltag.

Das "A Small Café" an der Müllerstraße ist wirklich ein kleines Café, und nicht nur die Gerichte erinnern an Reisen und ferne Länder, sondern auch die Deko.

In sattem Türkis ist die Wand hinter der Theke gestrichen, darauf bunt gemusterte Rattanteller aus Indien, in der Vitrine süße (vegane, glutenfreie und eigentlich beinahe gesunde) Kleinigkeiten, Sandwiches und Samosas. Ein paar Stufen führen in den kleinen Gastraum hoch, in dem Boho- auf Azteken-Stil trifft: Ein in Rattan eingefasster Spiegel und Trockenblumen, Sitzpolster mit mexikanischen Stoffen bezogen und eine Elefantengirlande - dezent, ohne überladen zu wirken. Die Gäste sitzen privat in ihrer Banknische und doch irgendwie den anderen gegenüber, was erst ungewohnt, schnell aber heimelig und gemeinschaftlich wirkt. Wer mag, kann auch auf einem Barhocker Platz nehmen.

Was gibt es und was kostet es?

Die Karte des "A Small Café" ist eine wahre Wohltat für alle, die eventuell etwas von den immergleichen Acaibowls und Avocado-Ei-Broten gelangweilt sind. Käse-Aufschnitt-Platten gibt es hier auch nicht, davon hat die Stadt schon genug. Was es in München kaum gibt, ist ein ordentlicher Chai. Keinen Chai Latte, sondern einen Chai Masala, wie er in Indien an jeder Straßenecke aus abenteuerlichen Höhen aus Kupferkannen in Becher fließt; heiß, würzig und belebend. Singh setzt seinen Chai Masala nach einem Familienrezept mit Kokosnussmilch an (4,20), und alleine dafür lohnt sich ein Besuch. Der Cococcino, Cappuccino mit Kokosmilch (4,20), macht ihm allerdings ernsthafte Konkurrenz.

Zu essen gibt es etwa "SwabIndian Rolls": Mit Kartoffeln, Gemüse, Paneer und Chiligewürzpaste gefüllte Rollen, die paniert sind wie kleine Schnitzel, dazu ein indisches Chutney (zwei für 6,90 Euro). Probieren wärmstens empfohlen. Natürlich dürfen Samosas (pro Stück 3 Euro) nicht fehlen, herzhaft ist auch das "Ay mi Dios"-Sandwich: Schwarze Bohnen mit feinen Streifen von Kaktusblättern, Avocado und Tomate, Salat, Kraut, Paprika, Koriander und Salsa Ranchera (7,90). Frisch und knackig schmeckt das.

Für süße Frühstücker gibt es eine Auswahl an Overnight Oats zu je 7,90 Euro: "Yello" mit Orange, Ingwer und Kurkuma etwa oder "Bien tropical" mit tropischen Früchten, und das "10 out of 10": Es ist mit Kardamom, Zimt und Vanille gewürzt, mit Pistazienstücken und Blaubeeren versetzt. Ein schöner Dreh, ein Hauch Indien im Frühstücksklassiker.

Sehr viel mehr gibt die Karte nicht her, ein paar gesunde Shots, weitere Getränke mit Koffein und goldene Milch. Muss sie aber auch nicht. Wer noch einen süßen Abschluss braucht, greift zu den "Snaccidents", den Raw Cakes, die wie Schokoriegel in der Auslage liegen, mit getrockneten Blümchen verziert. Süß in jeder Hinsicht.

Gerade planen die Betreiber ein neues Format für den Sommer, "Wine and Travel Stories", eine Sommelière wird Wein aus einem bestimmten Land vorstellen. Reisende und solche, die sich für das Land interessieren, sollen sich dann austauschen und ihre Geschichten teilen.

Viele Ideen haben sie für das kleine Café. Aber keine zu groß für ein Lokal, das sich als Tor in die Welt versteht.

"A Small Café" , Müllerstraße 17, 80469 München, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 8 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 17 Uhr.

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