Süddeutsche Zeitung

Evangelische Kirche in München:Kirchenglocke kehrt nach 81 Jahren in polnische Heimatgemeinde zurück

Die Glocke wurde im Zweiten Weltkrieg in Schlesien demontiert, um sie in Hamburg für die Rüstungsindustrie einzuschmelzen. Wie sie in die Münchner Golgathakirche kam, ist unbekannt. Nun wird sie zurückgegeben.

Nach mehr als 80 Jahren kehrt eine Kirchenglocke aus München in ihre ursprüngliche Heimatgemeinde im heutigen Polen zurück. Die Glocke war zuletzt in der evangelischen Golgathakirche im Stadtteil Ludwigsfeld in Betrieb. Nun wurde sie dort abgehängt und am Dienstag an die polnische Gemeinde Trzebnica (Trebnitz) übergeben.

Wie das Evangelisch-Lutherische Dekanat berichtete, wurde die Glocke während des Zweiten Weltkrieges in Großhammer in Schlesien, heute Kuzniczysko, in der dortigen evangelischen Kirche demontiert und nach Hamburg gebracht. Dort sollte die Glocke für die Rüstungsindustrie der Nazis eingeschmolzen werden.

Wie die Glocke, die laut Dekanat ein wichtiges Kulturgut darstellt, gerettet und in den Wirren des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit unbeschädigt ihren Weg in die Golgathakirche gefunden hat, ist nicht bekannt. Die evangelische Kirche nutzt das Gotteshaus seit 2005 nicht mehr selbst. Aktuell wird es von der georgisch-orthodoxen Kirche genutzt.

Die Glocke wurde im Jahr 1792 in Breslau für Großhammer gegossen. Bereits in den 1990er-Jahren recherchierte ein Nachkomme einer Familie, die aus Großhammer stammte, den Weg der Glocke nach Oberbayern. Da die Kommune Trzebnica, zu der Kuzniczysko gehört, derzeit das verfallene Kirchengebäude saniert und es künftig als Gemeinschaftshaus nutzen will, soll die Glocke nun zurückkehren.

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