Süddeutsche Zeitung

Gastronomie:Ärger über ungenutzte Schanigärten wächst

Lesezeit: 2 min

In mehreren Stadtvierteln wollen Anwohner ihre Parkplätze zurück. Nicht alle Wirte halten sich an die Vorgaben des Stadtrats - aus der CSU kommen Forderungen nach einem kompletten Abbau.

Von Julian Raff

In zwei Corona-Sommern noch als kreative Rettungsinseln für die Gastronomie begrüßt, drohen die Schanigärten nun vielerorts zum Ärgernis zu werden. Der Stadtrat hat den Wirten Ende November zwar grundsätzlich erlaubt, ihre Freiluft-Séparées auf Parkplätzen und Fahrbahnen bis März 2022 stehen zu lassen. Tatsächlich hat aber die Gemütlichkeit (und damit auch die Gästefrequenz) seit Allerheiligen arg unter der Witterung gelitten, so dass viele der Konstruktionen von Anwohnern nur noch als Verkehrshindernisse und Parkplatzfresser wahrgenommen werden.

Der Bezirksausschuss (BA) Altstadt-Lehel möchte das nun ändern, möglichst schonend und in Absprache mit den Wirten. Vertreter der CSU hatten zunächst gefordert, den Stadtratsbeschluss vom 25. November komplett rückgängig zu machen, was die Mehrheit im Gremium aber ablehnte. Stattdessen stützen sich die Stadtteilvertreter auf ein Detail des Ratsbeschlusses, der die Wirte auffordert, "dauerhaft ungenutzte" Schanigärten abzubauen, also gerade keinen Freibrief ausstellt, sie einfach bis zur nächsten Freiluftsaison stehen zu lassen.

Im Lehel wurden zuletzt kaum wetterfeste Gäste gesichtet

Den Begriff "dauerhaft" will der BA-Vorstand während der Weihnachtspause genauer definieren und im Januar auf dieser Grundlage das weitere Vorgehen festlegen. Markus Stadler (Grüne) hatte als Kriterium eine einwöchige Nichtnutzung vorgeschlagen, was das Gremium in der Diskussion aber zu kurz verwarf, unter anderem, weil Schlechtwetterphasen auch gut bespielte Schanigärten vorübergehend lahmlegen können. Die Ausschuss-Mitglieder wollen in den kommenden Wochen in ihrer jeweiligen Nachbarschaft die Situation unter die Lupe nehmen und gegebenenfalls Wirte ansprechen. Den Vollzug des Stadtratsbeschlusses sehen die Lokalpolitiker aber grundsätzlich als Aufgabe der Bezirksinspektion. Auf Konfrontationskurs mit den Gastronomen gehen möchten sie nicht.

Sie betonten, dass viele Wirte verwaiste Schanigärten bereits freiwillig abgebaut hätten. Außerdem gebe es große lokale Unterschiede. Im Ausgehviertel rund um den Gärtnerplatz etwa, im Nachbarbezirk Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, würden die Gärten auch bei Sauwetter gut angenommen. Im Lehel seien dagegen zuletzt kaum wetterfeste Gäste gesichtet worden.

Weiter als die Kollegen in der Altstadt geht der fürs Gastroviertel um die Münchner Freiheit zuständige BA Schwabing-Freimann, indem er die Rücknahme des Ratsbeschlusses fordert, also einen kompletten Rückbau aller Schanigärten. Die Anlagen seien nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern, da zunehmend verwittert, auch eine Verkehrsgefährdung bei Winterwetter, heißt es zur Begründung im entsprechenden CSU-Antrag. Wie die Altstadt-CSU verweisen die Schwabinger Antragsteller zudem auf einen älteren Ratsbeschluss, die Gärten nur bis Ende November zuzulassen. Darauf verlassen hätten sich nicht nur unter Parkplatzmangel leidende Anwohner, sondern auch jene Wirte, die bereits begonnen haben, ihre Schanigärten rückzubauen.

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