Süddeutsche Zeitung

Sport und Freizeit:München schafft mehr Platz zum Fußballspielen

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Von Heiner Effern, München

Mit neuen Plätzen, mehr Kunstrasen und Flutlicht sowie einer viel intensiveren Nutzung der Schulsportanlagen will Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) den Amateurfußball fördern. In den kommenden vier Jahren wird die Stadt dafür alleine 13 Groß- und 15 Kleinspielfelder bauen. Längerfristig sollen sieben weitere ligataugliche Plätze dazukommen. Zudem sollen die 43 Spielfelder in Schulanlagen, die die DFB-Normen erfüllen, den Vereinen abends und an den Wochenenden zur Verfügung gestellt werden. Bei weiteren 104 Kleinfeldern will die Stadt untersuchen, ob sie für das Training von Kinder- und Jugendmannschaften geeignet sind. Dazu soll bis 2025 jede der 23 städtischen Bezirkssportanlagen mit mindestens einem Kunstrasenplatz und einer Flutlichtanlage ausgestattet sein.

In einer wachsenden Stadt "müssen wir viel mehr tun für die Kapazitäten", sagte OB Reiter. Das sei angesichts des Kampfs um Flächen "nicht trivial", aber der Bedarf der Vereine sei in den vergangenen Jahren viel stärker gewachsen als das Platzangebot. Es dürfe nicht sein, dass fast jeder dritte Fußballklub in der Stadt Kinder abweisen müsse, sagte Reiter. "Diese Zahl muss weg." Schnelle Hilfe erhofft er sich von brach liegenden Feldern in Schulsportanlagen und von mehr Kunstrasenplätzen. Wenn letztere mit Flutlicht ausgestattet seien, könnten sie im Vergleich zu Naturrasen 30 Stunden mehr pro Woche bespielt werden. Leer stehende Plätze ärgerten ihn immens, sagte Reiter. Dies zu ändern sei "die zentrale Aufgabe der nächsten Zeit".

Zusätzlich will die Stadt, wie bereits angekündigt, ein neues Stadion mit 2500 Plätzen bauen, um den ambitionierten Amateur-Spitzensport gerade auch bei den Frauen zu fördern. Der Standort wird noch gesucht. Der Fokus des Programms liegt aber im Breitensport. Wie dramatisch dort teilweise die Platznot ist, belegt eine Studie, die Rainer Koch, Präsident des Bayerischen Fußballverbands (BFV), mit ins Rathaus gebracht hat. Nur jeder fünfte Verein ist zufrieden mit den vorhandenen Plätzen und Trainingszeiten. Drei von zehn Vereinen müssen deshalb Kinder abweisen.

Immer mehr Familien seien seit vielen Jahren nach München gezogen, doch es habe "keine Veränderung in der Infrastruktur" gegeben, sagte BFV-Präsident Koch. Unverblümt schießt er deshalb Spitzen gegen Reiters Parteikollegen und Vorgänger als Oberbürgermeister, Christian Ude. Bis vor fünf Jahren habe sich die Stadt gerne in der Champions League und der Bundesliga gesonnt, sich für den Breitensport aber bestenfalls "halbherzig" engagiert, sagte er. Das habe sich nun geändert, es erfolge "ein riesengroßer Schritt in die richtige Richtung".

Besonders schlecht gestellt ist der Mädchenfußball

Damit die Kooperation zwischen Stadt und Fußball eine fixe Basis erhält, soll künftig ein Amateurfußball-Koordinator vermitteln, der beim Verband angesiedelt ist, zum Großteil aber von der Stadt finanziert wird. Der soll dafür sorgen, dass die laut Koch "eklatante Schlechterstellung" der Vereine in der Stadt im Vergleich zum Land verschwindet. In Augsburg habe der BFV mit solch einer Position positive Erfahrungen gemacht.

Besonders schlecht gestellt ist in München laut Studie der Mädchenfußball. Nur gut ein Drittel der Vereine meldet Mannschaften. Neun von zehn Klubs ohne weibliche Teams würden einsteigen, wenn sie die Ressourcen dafür hätten. Allerdings ist der Hauptgrund für den geringen Anteil an weiblichen Mannschaften noch vor der Platznot der Mangel an Spielerinnen. Doch bei einem besseren Angebot würden viele Mädchen gerne spielen, glaubt Sportreferentin Beatrix Zurek. Mehr Kapazitäten seien deshalb auch wichtig für mehr Gender-Gerechtigkeit. Derzeit sind in München laut BFV etwa 2400 Mädchen und Frauen aktiv. Allein die Zahl der Buben in der F-Jugend ist mit 3800 deutlich höher. Insgesamt spielen in der männlichen Jugend etwa 20 000 Kinder und Junioren.

OB Reiter will wegen der akuten Platznot auch gegen Widerstände bei Nachbarn längere Nutzungszeiten mit Flutlicht und an Wochenenden durchsetzen. Dass "die drei schreienden Nachbarn" solche Pläne immer wider zum Kippen brächten, "das muss aufhören". Es müsse nun vom Sportreferat schnell einen Plan geben, wie die Stadt konkret reagieren kann.

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Quelle:
SZ vom 17.09.2019
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