Süddeutsche Zeitung

Gemeinschaftsunterkunft in Allach:Politiker entsetzt über Verlegung Geflüchteter

Kurz vor Weihnachten mussten zwei Dutzend Menschen unvermittelt ihre Unterkunft verlassen. Das Sozialreferat, das von der Aktion nichts wusste, bemüht sich nun um neue Bleiben in der alten Umgebung.

Von Thomas Anlauf

Bei Münchner Politikern löst die Aktion der Regierung von Oberbayern, wenige Tage vor Weihnachten etwa zwei Dutzend Geflüchtete aus ihrer Gemeinschaftsunterkunft zu werfen und sie an andere Standorte in München und zu verteilen, Empörung aus. "Häufig schon traumatisierte Menschen völlig unvermittelt aus ihrem Lebensumfeld zu reißen, ist unverzeihlich", sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende Anne Hübner am Montag. "Wenigstens für die Familien muss die Regierung hier schnell Lösungen finden, damit die Kinder nach den Ferien in ihre alten Schulen zurückkehren können."

Ob die Regierung von Oberbayern sich darum bemüht, ist ungewiss. Mittlerweile hat es zwar Gespräche mit der Leitung des Sozialreferats gegeben, das nun kurzfristig nach Unterkünften in der ehemaligen Umgebung sucht. Allerdings wurde nach SZ-Informationen Referentin Dorothee Schiwy erst vor wenigen Tagen darüber informiert, dass in der Gemeinschaftsunterkunft in Allach Mütter mit Kindern und Familien, die bereits als Asylbewerber anerkannt sind, innerhalb von sieben Tagen ausziehen mussten, damit dort afghanische Ortskräfte vorübergehend einziehen können.

Für den Grünen-Stadtrat Bernd Schreyer, Korreferent des Sozialreferats, ist die kurzfristige Räumung der Unterkunft "ein perfides Vorgehen. Die Regierung schmeißt die einen raus, damit andere, die eigentlich im städtischen Wohnungssystem unterkommen müssten, im Stadtviertel anerkannte Familien vertreiben."

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