Süddeutsche Zeitung

Feuerwerk zum "Sommernachtstraum":140 Leuchtschüsse in einer halben Minute

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Der Sturm hat dem Feuerwerk zum "Sommernachtstraum" im Olympiapark zugesetzt und einen Teil der Zünder sowie Lautsprecher beschädigt. Wie die italienischen Pyrotechniker Raketen und "Römische Lichter" wieder abschussbereit machen.

Von Anita Naujokat

30 000 Feuerwerkskörper, mehr als 80 Abschusspositionen im Olympiasee und auf dem Olympiaberg, Effekte von 256 verschiedenen Farben bis in 200 Meter Höhe: Imposant mutet das Material für eines der größten und spektakulärsten Feuerwerke Deutschlands beim eintägigen Open-Air "Sommernachtstraum" am Samstag, 15. Juli, im Münchner Olympiapark an. Erwartet werden etwa 40 000 Zuschauerinnen und Zuschauer.

Ebenso imposant sind aber auch die Zahlen, die der Sturm am Mittwoch für das Feuerwerk "Spectacular Colours" hinterlassen hat. Eigentlich wären Antonio Parente und seine Leute aus Italien am Donnerstag schon mit den Installationen fertig gewesen, doch durch das Unwetter seien 36 Zündanlagen auf schwimmenden Barken im See kaputtgegangen, ein Drittel der Lautsprecher auf den Pontons sei unbrauchbar geworden, sagt Thomas Jorhann, Technischer Leiter und Olympiapark-Pyrotechniker. Die habe man nachleihen können, ein Teil steht zum Trocknen noch am Seeufer.

Kurzerhand wurden Mitarbeiter nach Melara, dem Sitz der Feuerwerksmanufaktur Parente Fireworks in Norditalien, geschickt, um Nachschub zu holen. Gemixt, gepresst und manufakturiert geliefert, bauen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Traditionsunternehmens in fünfter Generation am Donnerstag im Pyro-Basiscamp am Olympiasee die Feuerwerkskörper mit den Empfängern zusammen. Alles in Handarbeit, bevor die Racks, also die Gestelle, ins Boot getragen werden, von wo aus Mitarbeiter sie im See installieren und verkabeln. Die Kosten liegen im knapp sechsstelligen Bereich.

Ein Unfall? Sei Gott sei Dank noch nicht passiert, sagt Parente. Nach elf Jahren unterstützen er und sein Unternehmen wieder das Feuerwerk im Olympiapark. Weltweit choreografiert er an die 500 Feuerwerke jährlich. Ein bisschen aufgeregt sei er, aber glücklich, wieder in München zu sein, sagt er. Das Feuerwerken liegt ihm sozusagen im Blut. Erfahrung hat er im Familienbetrieb gesammelt und danach jede Menge Lizenzen und Zertifikate erworben.

Jorhann zeigt vom Boot aus auf die blau ummantelten "Römischen Lichter", die kometenhaft mit ausgefallenen Farbübergängen von blau auf rot oder lemon auf pink in Münchens Nachthimmel aufsteigen werden. Sechs oder sieben gleichzeitig, in immer anderen Mustern. Von acht Schuss in 20 Sekunden bis zu 140 in knapp einer halben Minute. Verbunden mit Musik, dieses Mal mit mehr Dynamik, auch für das junge Publikum. Beim Feuerwerk gehe es immer um Emotionen.

Denn so ein Feuerwerk habe seine eigene Choreografie, erklärt er. Drei Teile, wie ein Aufsatz: eine Einleitung, einen Hauptteil, einen Schluss, sagt Jorhann. Einleitung und Hauptteil seien ebenfalls jeweils dreiteilig aufgebaut, der Schluss das große Finale. "Crescendo", nennt es Parente. Das alles sei eine Komposition aus Pyrotechnik, Verwandlungseffekten und getimtem Soundtrack, darunter Stücke von Linkin Park über Bon Jovi bis hin zu Marteria. Gestartet mehr oder weniger nur auf Knopfdruck, welches über den Sender die Empfänger und elektrische Impulse in Gang setzt.

Die Feinstaubbelastung sei so gering, dass sie gar nicht messbar sei. Die Hülsen mit den Sprengsätzen seien wiederverwertbar und so befestigt, dass sie nicht im Wasser landeten. An Rückständen blieben letztlich nur Kartonagen und ein wenig Kupferdraht. Auch um die Fische im Olympiasee brauche man keine Angst zu haben. Der eine oder andere zeigt sich sogar zwischen all den ungewohnten Inseln.

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