Süddeutsche Zeitung

München:Feuer an der TU beschädigt mehrere Roboter

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Von Martin Bernstein

Eine Hand hält ein Weißbierglas. Die andere schenkt das schäumende Getränk ein, ganz vorsichtig. Die beiden Hände gehören zu zwei Robotern, die im vierten Stock des Gebäudes der Technischen Universität München (TUM) an der Barer Straße lernen und - ja, was? Leben?

Am Dienstagabend war für die digitalen Haushaltshelfer im Labor des Lehrstuhls für Informationstechnische Regelung (ITR) erst einmal Schluss mit lustig. Sie und ihre Mitbewohner in der Roboter-WG waren in Gefahr: Der Lithium-Eisen-Akku eines Roboter-Kollegen, an dem die Forschungsgruppe in den vergangenen Monaten gearbeitet hatte, stand in Flammen. Zum Glück waren auch noch zwei menschliche Doktoranden im Labor. Sie rochen, dass es brenzlig wurde und alarmierten die Feuerwehr, ehe sich das Feuer ausbreiten konnten.

Der Brand wurde nach Angaben von TUM-Sprecher Ulrich Marsch relativ schnell gelöscht, Menschen waren nicht bedroht, weil das vierstöckige Gebäude, in dem früher das Leibniz-Rechenzentrum untergebracht war, gegen 21 Uhr schon leer war. Die Verwaltungsräume der TUM in den unteren drei Stockwerken konnten schon am Mittwoch wieder freigegeben werden. Einigen elektronisch gesteuerten Bewohnern der Hightech-WG hat der Brand allerdings heftig zugesetzt. Sie sind von einer dicken Rußschicht überzogen.

Werden sie jemals wieder Gläser auf einen Tisch stellen, zusammen mit Menschen einen Kofferraum beladen oder gemeinsam Lasten heben können? Werden "Nao" und "Aibo" wieder vor Gymnasiasten ihr Können demonstrieren können? Alles noch offen, weswegen Uni-Sprecher Marsch auch noch nichts zur Schadenshöhe sagen möchte. Die Polizei sprach am Mittwoch von "mehreren hunderttausend Euro", die Feuerwehr von einem "vermutlich immensen" Schaden.

Im Lehrstuhl von Professorin Sandra Hirche wird untersucht, wie Roboter den Menschen unterstützen und mit ihm zusammenarbeiten können. Ein wichtiges Thema, nicht nur im Haushalt und in der industriellen Produktion, sondern künftig möglicherweise auch im Bereich der Pflege.

"In einigen Bereichen arbeiten wir interdisziplinär mit der Psychologie und Kommunikationstechnik zusammen", beschreibt die Lehrstuhlinhaberin die Arbeit am ITR. Viele der entwickelten Methoden werden dann experimentell im Multi-Roboter-Labor überprüft. Sogar eine Küche gab es da schon, damit die selbstlernenden Roboter ausprobieren konnten, wie man im Haushalt hilft, ohne etwas kaputt zu machen.

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Quelle:
SZ vom 26.10.2017
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