Süddeutsche Zeitung

Festival "Sound of Munich Now":Treibende Beats, lustvolles Gestöhne

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Zugabe zum Festival: Alle zwei Wochen wird ein Video vom "Sound of Munich Now" veröffentlicht. "Frauenstrasse" verbindet Punk mit Techno - wild und ekstatisch.

Von Michael Bremmer

Die Musik ist treibend. Orgiastisch. Ekstatisch. Stroboskopartige Blitze zischen durch das Feierwerk. Lustvolles Gestöhne unterstützt den Techno-Rhythmus. Die Melodie setzt ein. Das Publikum setzt im Takt ein, stampft, tanzt, wippt. "Donner", schreit Julia Emslander, "Blitz", kreischt Claudia Röhrle, "Dunkelheit" - harte Beats - "Licht". Willkommen in der Welt von Frauenstrasse. "Treibsand" heißt der Song der vierköpfigen Band - einmal darin gefangen, ist es schwer, sich zu befreien. Und genauso wenig kann man sich lösen von der Musik. Energiegeladener Techno-Punk, minimalistisch nach vorn getrieben mit Drum-Machine (Claudio Bertolini) und Synthesizer (Fabian Feichter), mal Sprechgesang, mal wildes Brüllen, die Geschichten mythisch. Ob das alles Sinn ergibt? Egal!

Seit 2020 gibt es die Band, kennengelernt haben sich Musikerinnen und Musiker auf der Akademie der bildenden Künste - ein wichtiger Ort für die Münchner Musikszene. Vor ein paar Jahren wurde dort sogar eine eigene Plattenfirma gegründet, auch das Festival "Sound of Munich Now" lädt seit Jahren Bands aus diesem künstlerischen Umfeld ein.

Drei Jahre lang hat die München-Show pandemiebedingt Pause gemacht und sich in ein erfolgreiches Digitalfestival verwandelt. Im Herbst 2023 ist das Live-Festival wiederbelebt worden - genauer gesagt wurden die beiden Arten des Festivals miteinander verbunden, denn auf Videos wollten die Veranstalter nicht mehr verzichten. Dank der Unterstützung vom Kulturreferat der Stadt München und dem Jugendkulturwerk ist auch bei der Show im November wieder die Videocrew Ideal Entertainment im Einsatz, mit sechs Kameras werden die Auftritte der 20 Bands gefilmt. Ein Song wird jeweils ausgewählt, bearbeitet, gemastert - alle zwei Wochen wird fortan ein Video ausgespielt.

Jedes Video zeigt, wie vielfältig die Münchner Musikszene ist. Gerade ist die Rückkehr der Neuen Deutschen Welle zu beobachten, Frauenstrasse bedient sich zwar in diesem Genre, ist aber ungestümer, wilder - viel mehr Punk, viel mehr Techno. "Ich habe mich verloren, ich fühle mich nicht mehr, ich kann mich nicht halten, mein Körper ist taub. Ich sehe Gestalten, sie werden zu Staub." Der Bass wummert. Die Melodie setzt ein. Der Beat ist treibend. Die Sängerinnen stöhnen. Ekstase. Nach sechs Minuten ist es vorbei. Das Publikum schwitzt. Und applaudiert.

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