Süddeutsche Zeitung

Start in die närrische Saison:Jetzt ganz offiziell: Es ist Fasching in München!

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Die Narrhalla inthronisiert vor dem Rathaus ihr Prinzenpaar. Frederik I. und Katharina I. versprechen dem krisengebeutelten Volk viel Freude, und Bürgermeisterin Verena Dietl fordert: "Der Fasching darf einfach nicht aussterben!"

Von Bernd Kastner

Jetzt beginnt offiziell der Fasching. Die Menge auf dem Marienplatz teilt sich wie weiland das Meer für Moses, und die offiziellen Vertreterinnen und Vertreter der Faschingsgesellschaften aus nah und fern schreiten durchs Volk gen Bühne. Unter ihnen das offizielle Prinzenpaar der Narrhalla, Katharina I. und Frederik I., sowie Viktor I. und Luna I., das offizielle Kinderprinzenpaar.

Nichts mehr ist von jetzt an inoffiziell oder gar larifari, alles ist: "offiziell". Es ist das meistgesprochene Wort an diesem Freitag auf der Narrenbühne, so viel Ernst muss sein im aufbrandenden Faschingsgetöse. Die offizielle Freude ist also sehr groß, und das zwischen Bratwurstbude und Mariensäule versammelte närrische Volk bemüht sich um angemessene Ausgelassenheit. Konfetti fliegen und einige juchzen, als es "richtig zeremoniell und spannend" wird, wie Narrhalla-Präsident Günther Grauer die Inthronisation ankündigt.

Das Prinzenpaar, das erst von Aschermittwoch an wieder Katharina Ibscher und Frederik Jehle heißen wird, bekommt die Insignien der Macht verliehen, die da sind: Krönungsmäntel samt Hermelinbesatz (vermutlich ganz offiziell ein Imitat, ganz sicher aber praktisch in der Kälte), ein Zepter für den Mann, ein Diadem für "Ihre Lieblichkeit", und für "Seine Tollität" obendrein noch einen Siegelring. "Das ist ganz was Heiliges", sagt der Präsident.

"Wo ist das närrische Volk in München?", fragt der Moderator in das Mikro. Das Volk wirkt noch etwas schüchtern, als wäre es überrascht von der plötzlichen Fröhlichkeit in diesen Zeiten. Krisen, Kriege, Klima - "gerade deshalb braucht es den Fasching!", ruft Prinz Frederik, der sich vorgenommen hat, "Licht und Freude" den Menschen zu bringen, denen die Welt grau erscheint. Prinzessin Katharina deutet zur Mariensäule, die zum Ende des Dreißigjährigen Krieges errichtet wurde. Das zeige, dass nach jeder dunklen Zeit eine helle komme. "Auf eine traumhafte Faschingssaison!"

Moment, erst muss noch mehr Offizielles erledigt werden. Der Narrhalla-Prunkorden am Bande wird enthüllt - "ein lustiger Fernseher mit Fernbedienung" und der Aufschrift "Zapped", entworfen von Künstler Michael Seidl - und gleich der Bürgermeisterin angehängt.

Ohne Verena Dietls Handlung geht nämlich nichts in den kommenden fünf Wochen, sie muss jetzt den großen, goldenen Schlüssel abgeben. Die offizielle Stadtvertreterin scheint die Gesellschaft so vieler Narren gewohnt zu sein, sie klingt auf der Bühne, als freue sie sich das ganze Jahr auf diesen Auftritt. "Was ganz Besonderes" sei für sie die Sause vor dem Rathaus, und dann tut sie so, als koste sie die Machtübergabe Überwindung: "Es ist gar nicht so einfach, den Schlüssel abzugeben."

Aber klar, natürlich tue sie das gerne, bei diesen Prinzenpaaren. Sie dankt den Ehrenamtlichen der Narrhalla, "die versuchen, den Fasching nach vorne zu bringen" und inmitten all der Krisen Zuversicht zu verbreiten. Die kommenden Wochen, bis hin zum Faschingsumzug der Damischen Ritter am 4. Februar, würden zeigen, "wie faschingsverliebt die Münchnerinnen und Münchner sind", da ist die Bürgermeisterin ganz zuversichtlich.

Das Faschingsvolk vor dem Rathaus ist inzwischen stark angewachsen, der Touristen sei Dank, sie starren hoch zum Glockenspiel. Ehe im Showprogramm die närrische Garde in den Nachmittag tanzt, ist eine andächtige Pause angesagt, Klingeling vom Rathausturm. Verena Dietl hat gerade eben noch dem jüngeren der beiden jungen Prinzenpaare gedankt, Luna Hohmann und Viktor Scholz, denn an der Jugend sei es, die närrische Tradition fortzuführen. "Der Fasching darf einfach nicht aussterben!"

Die Eloquenz der jetzt machtlosen Bürgermeisterin macht Eindruck bei Moderator Norbert Schmid. Er prophezeit Dietl eine Karriere auf der Narrenbühne, "die red' ja mehr als ich".

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