Süddeutsche Zeitung

Münchner Westen:520 bezahlbare Wohnungen sollen an der Bodenseestraße entstehen

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Im Münchner Westen soll ein neues Wohnquartier entstehen, konkrete Pläne wurden dazu nun präsentiert. Anwohner kritisieren die Höhe der geplanten Gebäude und die Verkehrsplanung.

Von Ellen Draxel

Die Bodenseestraße, Lebensader im Münchner Westen, ist alles andere als eine Prachtmeile. Tankstellen reihen sich an große Gewerbeflächen, Gebrauchtwagenhändler verwahren auf den Grundstücken ihre Fahrzeuge. Westlich der Mainaustraße aber, auf einer Länge von rund 500 Metern, will die Stadt das jetzt ändern. Dort soll in einigen Jahren ein neues Wohnquartier entstehen - andockend an die "Parkmeile Neuaubing", eine bis zu 350 Meter breite grüne Schneise zwischen der Bodenseestraße und der Bahnlinie München-Buchloe.

520 bezahlbare Wohnungen will die Kommune an der Bodenseestraße errichtet wissen. 170 davon soll die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag realisieren, 350 sind als Privatwohnungen geplant. Der Entwurf, den die Planer bei der Stadtsanierung den Anliegern vorstellten, sieht entlang der Bodenseestraße mehrere u-förmige, sechsgeschossige Gebäude mit Solarzellen auf den Dächern vor. Die Wohnriegel dahinter sollen "vom Lärm geschützt" ein Stockwerk niedriger werden und Gemeinschaftsflächen auf den Flachdächern bekommen. Vorgesehen ist außerdem eine Kindertagesstätte mit jeweils vier Krippen- und Kindergartengruppen, bei Bedarf könnte noch eine zweite Betreuungseinrichtung folgen. Alles mit Öffnung zum öffentlichen Grün hin.

Für die "Parkmeile" selbst sind Naturbiotop-Flächen, Areale für Freizeit, Sport und Naherholung oder auch für Urban Gardening angedacht. Zentrale Achse soll ein Fuß- und Radweg von der Bodenseestraße bis zur S-Bahn-Station Leienfelsstraße werden. Allerdings gehören der Stadt für einen durchgehenden Weg noch nicht alle Flächen. "Wir bemühen uns aber Stück für Stück, da voranzugehen", sagte Petra Knauer von der städtischen Grünplanung bei der Erörterungsveranstaltung.

Das Projekt gehört zu den wichtigsten Vorhaben im Sanierungsgebiet Aubing-Neuaubing-Westkreuz, mit einer Fläche von 350 Hektar und 25 000 Einwohnern eines der größten urbanen Sanierungsgebiete Europas.

In München gibt es elf Parkmeilen

Die Parkmeile im Westen ist nur eine von insgesamt elf Grünanlagen-Verbindungen in der Stadt. München als am dichtesten besiedelte und versiegelte Kommune Deutschlands hat sich schon vor Jahren auf die Fahnen geschrieben, Grünflächen zu vernetzen. Oft kilometerlang reihen sich in den Parkmeilen kleine Parkanlagen, Sportflächen, Felder, Kleingärten und Grünflächen um öffentliche Einrichtungen aneinander. Sie haben einen ökologischen, aber auch einen sozialen Zweck: Es geht darum, Erholungsräume für die Bürger und Bürgerinnen zu schaffen und Frischluftschneisen zu sichern, aber auch darum, Stadtteile miteinander zu vernetzen.

Dass die Grünzone in Neuaubing aufgewertet wird, begrüßen die meisten Anlieger. Die Ecke ist dicht bevölkert, Hochhäuser aus den 70er-Jahren grenzen an Ein- und Mehrfamilienhäuser. Öffentliches Grün gibt es im Viertel wenig, und wenn, dann sind die Flächen teilweise erneuerungsbedürftig und nur eingeschränkt für Rollstuhlfahrer zugänglich. Dasselbe gilt für die Spielplätze.

Anwohner kritisieren Verkehrsplanung an der Bodenseestraße

Die Anwohner finden es auch "gut, dass diese Mono-Tandler-Kultur an der Bodenseestraße beendet wird". Mit der Höhe der neu geplanten Gebäude allerdings haben viele ein Problem: Die Neubauten, fordern sie, sollten maximal vier Stockwerke direkt an der Straße und zwei im hinteren Bereich haben. Ansonsten befürchten sie eine Verschattung ihrer Häuser. Bauchschmerzen bereitet den Nachbarn zudem die Verkehrsplanung. Schon jetzt, kritisieren sie, haben man ein permanentes "Stopp and Go auf der Bodenseestraße" und es fehle an Parkplätzen. Dass die Ausfallstraße mit 14 000 Fahrzeugen am Tag übermäßig belastet ist, bestätigen Verkehrsgutachter Bernd Naßhan und Jonas Wurz vom Mobilitätsreferat. Aber laut Naßhan sind "durch die künftige Bebauung keinerlei Überlastungen der benachbarten Verkehrsknoten zu erwarten". Auch nicht an der hochfrequentierten Ecke Limes-/Brunhamstraße.

Die Stadt verspricht, alle Einwände zu prüfen, bevor die Planung im Herbst kommenden Jahres dem Stadtrat vorgelegt werden soll. Mit einem Realisierungswettbewerb der Gewofag, der Voraussetzung für einen Baubeginn ist, ist aber nicht vor 2026 zu rechnen.

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