Grünflächen in der Stadt:Raum für Picknicks, Yoga und Skateboarden

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Parkmeilen wie der Feldmochinger Anger ziehen sich kilometerweit durch die Stadt. (Foto: Airgonautics GbR/Landeshauptstadt München)

Die Parkmeilen rund um das Stadtzentrum sollen von den Anwohnern genutzt werden. Ein Beispiel aus dem Hasenbergl zeigt, wie die sich ihre Grünflächen wünschen.

Von Jonas Wagner

Sie wirken wie grüne Schneisen, die sich durch die Großstadt ziehen: Münchens Parkmeilen. Die kilometerlangen Grünzüge sind auf Luftbildern der Stadt direkt zu erkennen. Kein Wunder, denn München ist die am dichtesten besiedelte Kommune Deutschlands - und die am stärksten versiegelte. Dass es da Grünflächen braucht, ist klar.

Wichtige Bestandteile von Münchens Grün sind die Parkmeilen: Elf lange Grünzüge, gelegen an unterschiedlichen Orten rund um das Stadtzentrum. "Die Idee ist, große städtische Parkanlagen zu verbinden und diese bis an die Peripherie reichen zu lassen, bis an den Grüngürtel", erklärt Marie Hliwa, Freiraumplanerin in der Abteilung Grünplanung des städtischen Referats für Stadtplanung und Bauordnung. Das Besondere an den Parkmeilen sei, dass es sich um langgezogene Grünflächen über weite Strecken handle, oft mehrere Kilometer. "Es geht wirklich um Meilen, wie der Name schon sagt."

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Die Grünräume setzen sich aus verschiedenen Elementen zusammen: kleinen Parkanlagen, Sportflächen, Feldern, Kleingärten und Grünflächen um öffentliche Einrichtungen. "Es geht um ökologische, aber auch um soziale Funktionen", sagt Hliwa. So sollen die Parkmeilen verschiedene Stadtteile vernetzen, als Frischluftschneisen dienen und Naherholungsorte für die Bürgerinnen und Bürger sein. Ziel der Stadtverwaltung ist es, ein Netz aus durchgängigen Wegen auszubauen, damit die Parkmeilen auch als Verbindungen zwischen Kernstadt und Grüngürtel dienen. Zudem sollen die Flächen nicht bebaut werden.

Münchens Parkmeilen sollen weiterentwickelt werden

"Das Konzept der langen Grünzüge von der Innenstadt bis an den Stadtrand schwirrte schon länger in der Verwaltung herum", erzählt Hliwa. 2015, bei der Erstellung des "Konzeptgutachtens Freiraum München 2030", wurden Parkmeilen erstmals als solche definiert. Vier Jahre später begannen nach einem Stadtratsbeschluss die Masterplanungen für drei Parkmeilen: Trudering-Neuperlach, Südpark-Warnberger Riedel und Feldmochinger Anger.

Eine solche Masterplanung beinhaltet Empfehlungen und Ideen zur weiteren Entwicklung der jeweiligen Parkmeile; etwa, wie Wege verlaufen oder bestimmte Areale des Grünzuges genutzt werden könnten. "Sukzessive sollen alle Parkmeilen planerisch begutachtet werden", sagt Hliwa.

Sie kümmert sich auch darum, dass die Grünzüge angenommen und genutzt werden. Denn die Freiraumplanerin betreut im Planungsreferat das Förderprojekt "Post-Corona-Stadt"; in diesem Rahmen unterstützt der Bund kommunale Projekte. So will die Stadtverwaltung die Bürger ermuntern, selbst in den Parkmeilen aktiv zu werden. "Es geht um eine Neuprogrammierung der Orte." Konkret heißt das: In Ideenwerkstätten können Bürger gemeinsam mit Stadtentwicklungsplanern an Projekten arbeiten, die dann in den Parkmeilen umgesetzt werden.

Anwohner planen Angebote in ihren Grünflächen

Wie das abläuft, zeigt sich bei einer Ideenwerkstatt zum Feldmochinger Anger vergangene Woche. "Die Stadt München hat sich vorgenommen, diese Parkmeilen aufzuwerten", erklärt Marie Hliwa dem knappen Dutzend interessierter Bürger, das sich abends in einem Jugendzentrum im Hasenbergl eingefunden hat.

Draußen, über den Feldern des Feldmochinger Angers, weicht die Sonne der Dämmerung. Drinnen sitzen die Anwohnerinnen und Anwohner an drei rotbraun gestrichenen Biertischgarnituren, die mit allerlei Zetteln und Stiften bestückt sind. Landschaftsarchitektin Mira Groos erklärt, worum es an diesem Abend geht: "Das Ziel ist es heute, wieder zwei Aktionstage zu planen."

Schon im vergangenen Jahr hatten zwei Veranstaltungen die Parkmeile Feldmochinger Anger, einen mehrere Kilometer langen Grünzug zwischen den beiden Ortsteilen Hasenbergl und Feldmoching, belebt: die sogenannte essbare Parkmeile und der Sportaktionstag.

Aus beiden Aktionen ist etwas Langfristiges entstanden: Während der warmen Jahreszeiten werden regelmäßig kostenlose Yogakurse in der Parkmeile angeboten. Sie gehören inzwischen zum stadtweiten "Fit im Park"-Programm. Außerdem entsteht im Feldmochinger Anger ein Agrarlehrpfad, der Besucher über die regionale Landwirtschaft informieren soll.

Um die Parkmeile auch in diesem Jahr wieder mit Veranstaltungen zu bespielen, schreiben die Bürger zunächst ihre Ideen auf bunte Zettel. "Kunstworkshop mit Naturmaterialien" steht da, "Bewegungsangebote für Familien" oder "Hula-Hoop". Nachdem die Experten von Stadtverwaltung und Planungsbüro die Vorschläge thematisch sortiert und kombiniert haben, diskutieren die Bürger über die Aktionstage. Sie tüfteln gemeinsam an Ideen, überlegen, welche Vereine und Unterstützer man gewinnen könnte und tauschen sich über die konkrete Ausgestaltung aus.

Am Ende stehen zwei Aktionstage: Die erlebbare Parkmeile im Juli soll ganz im Zeichen von Ernährung und Natur stehen. Etwa mit einem interkulturellen Picknick, einem Zeichenkurs und Geocaching - "einer modernen Schatzsuche", wie eine Seniorin es ausdrückt.

Den zweiten Aktionstag haben die Beteiligten kurzerhand zur Aktionswoche ausgebaut. Die Parkmeilen Sommerspiele sollen Anfang August stattfinden und verschiedene Sportarten in den Feldmochinger Anger bringen. "Von Fußball im Norden bis Cricket im Süden", wie es am Ende auf der großen Konzept-Stellwand steht, dazwischen andere Sportarten wie Skateboarden, Tai-Chi oder eben Hula-Hoop.

Am Ende des Abends, als die Teilnehmer der Ideenwerkstatt das Jugendhaus verlassen, zeigt Marie Hliwa sich zufrieden - obwohl weniger Leute dabei waren als bei vergangenen Workshops. "Ich finde die Ideen, die eingereicht worden sind, sehr wertvoll", sagt sie.

In den kommenden Wochen treffen sich Planerinnen und Bürger erneut, um in Arbeitsgruppen die Details der Aktionstage zu organisieren. Und vielleicht entstehen daraus ja auch in diesem Jahr wieder dauerhafte Angebote für den Feldmochinger Anger. "Mit den Aktionstagen", erklärt Hliwa, "wollen wir einen Startschuss setzen."

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