Süddeutsche Zeitung

Steigender Bedarf:Blut wird knapp

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In den ersten Münchner Kliniken mangelt es an Reserven, Operationen müssen verschoben werden. Das ist problematisch, weil immer noch Eingriffe nachgeholt werden müssen, die wegen der Pandemie nicht möglich waren.

Von Franz Hausmann

Andreas Humpe, Professor am LMU-Klinikum für Anästhesiologie, muss schon wieder geplante Operationen verschieben. Dieses Mal nicht wegen der Pandemie, sondern weil das Blut knapp wird. "Dringlich" brauche es mehr Blutspender, sagt Humpe, Direktor der Abteilung für Transfusionsmedizin. Nicht überall in München ist die Situation bereits so kritisch wie hier. Die städtischen Kliniken mussten dem Vernehmen nach bislang noch keine Operationen wegen Blutmangels verschieben. "Herausfordernd" sei die Versorgungssituation aber auch hier, heißt es. Aus dem Klinikum rechts der Isar kommt die Nachricht, dass das Aufschieben von Operationen aus diesem Grund "bislang eine absolute Ausnahme" sei.

Das Deutsche Rote Kreuz meldet eine zunehmend kritische Versorgungslage im gesamten Bundesgebiet. "Zum einen brauchen die Kliniken gerade viel Blut. Es müssen noch immer Operationen wegen Corona nachgeholt werden. Und wir haben ohnehin einen stetig hohen Bedarf an Blut für chronisch Kranke", erklärt Patric Nohe, Sprecher des Blutspendedienstes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Aber auch darüber hinaus steige der Bedarf. Menschen würden nach Corona wieder mehr Sport treiben, sich öfter verletzen. "Wir brauchen gerade kontinuierlich überdurchschnittlich viel Blut", so Nohe.

Das Problem: "Wir haben einen Mehrbedarf bei den Kliniken und gleichzeitig sind viele Leute schlicht nicht da. Wir haben Ferien und viele Feiertage, es ist warm, die Leute wollen raus und sind viel unterwegs." Die Menschen hätten auch sonst wieder mehr Verpflichtungen und Termine. Die Bereitschaft, Blut zu spenden, fördere dies nicht gerade.

Vor allem junge Menschen werden gesucht

Beim BRK blickt man mit Sorge auf die kommenden Monate. "Wir verlieren durch den demographischen Wandel ohnehin jedes Jahr Spender. Es ist wichtig, dass junge Leute nachkommen", so Nohe. Als das Blut in den Hochphasen der Pandemie schon einmal knapp wurde, sei die Solidarität der Spender überragend gewesen. Diese Solidarität brauche man nun wieder. Er bittet nachdrücklich: "Jetzt mit der Blutspende anzufangen, wäre eine tolle Gelegenheit." Im Idealfall solle man dann regelmäßig spenden, denn es brauche insgesamt noch mehr Kontinuität. Wer bereits Blutspender sei, solle darüber nachdenken, die eigene Frequenz etwas zu erhöhen.

Eine Blutspende beim Blutspendedienst des BRK ist im Forum Schwanthalerhöhe, gleich neben der Theresienwiese, werktags von 13 Uhr bis 19 Uhr möglich. Eine vorherige Terminreservierung unter blutspendedienst.com/blutspendetermine ist nötig.

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