Süddeutsche Zeitung

Migrationsbeirats-Wahl:München ist Migrationsstadt

Nur fehlt oft das Bewusstsein dafür. Das wird auch an der Wahl des Migrationsbeirats deutlich.

Kommentar von Elisa Britzelmeier

Was bei der Rede vom Millionendorf oft vergessen wird: München ist weltläufiger als Berlin, jedenfalls wenn man sich den Ausländeranteil anschaut. 400 000 Münchner haben einen ausländischen Pass, mehr als 200 000 weitere einen Migrationshintergrund. Das sind zusammen mehr als 40 Prozent der Einwohner. Seit Jahrzehnten prägen Migranten das Leben in der Stadt - nur fehlt dafür oft das Bewusstsein.

Es ist darum gut, dass München einen Migrationsbeirat hat, der sich für die Belange dieser Münchner einsetzt. Der vermitteln will zwischen Stadtverwaltung und Migranten, der Integration fördert und gegen Diskriminierung einsteht. Besonders jetzt, da das Thema durch die vielen neu angekommenen Flüchtlinge noch einmal mehr Relevanz bekommen hat. Nur: Wie soll ein Gremium Sprachrohr sein, das nur von so wenigen gewählt wird? Bei der jüngsten Wahl lag die Beteiligung bei gerade einmal sechs Prozent.

Wer sich ansieht, wie die Wahlberechtigten diesmal informiert werden, wundert sich darüber kaum. Im Februar 2016 sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter, an der Wahlbeteiligung gelte es, intensiv zu arbeiten. Aber nun, fast ein Jahr später, gibt es Informationen fast ausschließlich auf Deutsch, nicht einmal im Internet finden sich ausreichende Erklärungen in anderen Sprachen. Wie soll das die möglichen Wähler erreichen?

Der Migrationsbeirat, früher Ausländerbeirat, besteht seit 42 Jahren, er ist eine Errungenschaft. Aber damit das Gremium seiner Rolle gerecht werden könnte, müsste es viel offensiver beworben werden. Und wichtiger wäre noch: dass die vielen Münchner mit Migrationshintergrund, so unterschiedlich sie auch sein mögen, von der ganzen Stadt wahrgenommen werden.

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Quelle:
SZ vom 05.01.2017
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