Süddeutsche Zeitung

Promi-Tipps für München:Die Woche von Masako Ohta

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Die Pianistin freut sich in der Woche vom 17. bis zum 23. Oktober auf die "Simplicissimus"-Vorstellung beim Figurentheaterfestival, die Joan-Jonas-Ausstellung im Haus der Kunst und ihren Auftritt mit Matthias Lindermayr in der Seidlvilla. Ein Gastbeitrag.

Die aus Tokyo stammende japanische Pianistin Masako Ohta ist im Bereich der klassischen und Neuen Musik, Improvisation, Filmvertonung sowie als performative Komponistin aktiv. 2018/2019 wurde sie mit dem Förderpreis für Musik der Landeshauptstadt München, 2016 mit dem Giesinger Kulturpreis 2016 ausgezeichnet. Im Oktober kommt ihr neues Album "Mmmmh", aufgenommen mit dem Jazz Trompeter Matthias Lindermayr, bei dem Label Squama heraus.

Montag: Unvergessen

Guten Morgen aus dem Westend! In der taufrischen Montagsluft radle ich durch die Wiesn, die nach zwei Monaten Sperrung wegen dem großen Fest nun wieder befreit ist ... herrlich! Montag ist oft mein freier Tag nach einem Konzertwochenende, so wie gestern, wo ich als "Sonntagskind" in der Magda-Bittner-Simmet-Stiftung zu Magdas 106. Geburtstag auf ihrem alten Klavier spielen durfte. Das Atelier-Museum der Künstlerin ist ein Geheimtipp. Die aktuelle Ausstellung "Vergiss mein nicht!" mit Werken der Münchner Künstlerinnen der Nachkriegszeit, unter anderen Kristine Oßwald, ist eine feine Kostbarkeit, auch montags von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Montag ist auch ein Kinotag. Ich blättere die Zeitung durch und schaue das Kinoprogramm an. Was läuft heute im Theatiner und Arena? Spätabends möchte ich zuhause gemütlich Radio hören, heute den Nachtmix "Blue Monday" ab 23.05 Uhr auf BR 2. Prost und gute Nacht!

Dienstag: Brecht für Bäume

Heute Abend möchte ich Euch alle sehr herzlich einladen zu "Das fließende jetzt..." aus der Reihe MGNM "Verhört?", ein Komponistinnen-Porträt: Masako Ohta in der Seidlvilla um 20 Uhr. "Ihre Musik schwebt zwischen Improvisation und Komposition, und beschäftigt sich mit japanischer Philosophie und der Natur des Klangs", heißt es in der Ankündigung. Mit dem Trompeter Matthias Lindermayr spielen wir Kompositionen von mir für unser Duo und ich spiele Klavierstücke von Minas Borboudakis und von mir sowie zwei Brechtlieder für Bäume. Möge die Musik atmen, fließen und reflektieren. Der Abend wird von der Journalistin und Neue-Musik-Expertin Rita Argauer moderiert.

Mittwoch: Legendäre Videokunst

Zwei beeindruckende Künstlerinnen werden gerade in München vorgestellt: Die Performance- und Medienkünstlerin aus New York, Joan Jonas im Haus der Kunst sowie Simone Fattal aus Damaskus mit ihren Tonplastiken und Radierungen im Museum Fünf Kontinente. Ihre Ausstellungen möchte ich erleben. Das Verhältnis zwischen Natur und künstlerischer Schöpfung, wie wir unsere Umwelt und die Urkraft der Natur in unserem Körper spüren, die roten Fäden ziehen sich weiter: Die Werke von Etel Adnan, Künstlerin und Lebensgefährtin von Simone Fattal, werden ab 25. Oktober im Lenbachhaus ausgestellt. Bravo! Zwischendurch möchte ich im Tushita eine leckere und bekömmliche Bowl genießen. Mit meinem Lieblings TCM Tee, Augenklar, und veganem Kuchen. Wohltat für Leib und Seele.

Donnerstag: Herzberührend

Neulich habe ich mich bei der Volkshochschule für Nordic Walking angemeldet. Ich freue mich auf gemeinsames Gehen jeden Donnerstagfrüh durch den Westpark. Dank dem Landschaftsarchitekt Peter Kluska macht es mir große Freude, im wunderschön durchdachten und natürlich gewachsenen Westpark zu laufen. An allen Ecken spüre ich sein musikalisches Liniengefühl. Das Café "Gans am Wasser" gehört auch dazu. Danach radle ich zur neuen Ausstellung "Hauptsache"-Hüte, Hauben, Hip-Hop-Caps vom Bayerischen National Museum. Ich freue mich darauf, die Vielfalt der Geschichten aus der Schatzkammer des BNM und alten und neuen feinen Handarbeiten hautnah zu erleben ... Hut ab! Wie bei den früheren Ausstellungen "Schuhe" (1991) und "Taschen" (2013) möchte ich auch diesmal unbedingt an den Führungen teilnehmen. Am Abend gibt es zwei Optionen: Heute spielt die Freie Bühne München ihr "Romeo+ Julia" in den Kammerspielen. Das Theaterspiel des jungen Ensembles ist authentisch und herzberührend. Die heutige Vorstellung ist schon lange ausverkauft, mit Recht! Ihre pure Leidenschaft ist ansteckend. Weitere Aufführungen in München sind am 30. Oktober im Kleinen Theater Haar und am 4 & 5. November im Schwere Reiter. Die andere Option ist um 20 Uhr im Foyer der Versicherungskammer Bayern in Giesing. "Paris qui dort", ein Stummfilmkonzert mit der Komposition von Yan Maresz, gespielt vom Ensemble der/gelbe/klang unter der Leitung von Armando Merino. Die Qual der Wahl ...

Freitag: Frische Fische

Heute wird das Duo-Album "Mmmmh" von Matthias Lindermayr und mir beim Münchner Label Squama Recordings (Vinyl & CD) veröffentlicht. Wir haben bei der Aufnahme im Mastermixstudio unsere Kompositionen frei improvisiert und fühlten uns frisch wie Fische im Fluss. Herzliche Einladung zu Flusslandschaften! Unsere musikalische Reise geht weiter mit Live-Konzerten etwa am 28. Oktober um 20 Uhr im Heppel und Ettlich. Abends um 20 Uhr möchte ich zu "God's Formula" von Diego Tortelli + Miria Wurm im Schwere Reiter. "Die Suche nach einer Partitur, die sämtliche Kräfte des Kosmos vereint." Auf dem Weg nach Schwabing möchte ich in der Galerie Biró ihre neue Ausstellung "Ein Blick auf Australien" anschauen. "Schmuck ist eine Kommunikation", das ist immer sehr inspirierend.

Samstag: Satire-Geschichte

Ich bin stolz auf die japanischen Bäckerei-Konditoreien in München: Tanpopo in Neuhausen und Obori in Haidhausen. Alles von beiden Konditoreimeisterinnen schmeckt sehr fein. Passend dazu möchte ich die schönen farbenfrohen Bilder von Tamami Kubota "Relations" in der Micheko Galerie betrachten. Auch die Galerie Artoxin bietet eine schöne Ausstellung "Fundus" mit dem Reform Künstler Konrad Loder an. Am Abend möchte ich mir "Simplicissimus" vom Theater Corpus (Norwegen) im Theater Hoch X beim Figurentheater Festival "Wunder" anschauen und den Pfad eines meiner Lieblingszeichner Olaf Gulbransson erspüren.

Sonntag: Bechstein-Projekte

Heute möchte ich die junge Familie meiner Tochter zum Brunch mit Pancake à la Masako mit frisch gemahlenem Dinkelmehl einladen. Pfannkuchen ist unsere Sonntagstradition. Dann gehen wir spazieren, vielleicht Museen besuchen. Ich liebe die Sonntage in München sehr. Die Geschäfte sind zu und die Stadt ist entspannt, friedvoll und gemütlich. Ich komme aus Tokyo und weiß ziemlich genau, wovon ich rede. Diese Dynamik von "on und off" finde ich eine gute kulturelle Haltung der Stadt München. Ich hoffe, dass es so bleibt. Am Abend möchte ich zuhause etwas weiter kommen an meiner Übersetzung ins Japanische des Buches "Die Bechsteins" von Gunna Wendt. Es erzählt die bewegende Geschichte der Klavierfirma Bechstein. Für meine Solo-CDs "Poetry Album" (2018) und "My Japanese Heart" (2020) beim Label Winter & Winter habe ich auf einem Bechsteinflügel musiziert. Die Carl Bechstein-Stiftung engagiert sich für soziale Projekte wie "Klaviere für Grundschulen", ein großartiges Projekt.

Ihr Klavierstudium absolvierte die Pianistin, Klang-Performerin und Komponistin Masako Ohta an der Musikuniversität Toho Gakuen School of Music in Tokyo und an der Hochschule (Universität) der Künste Berlin bei Erich Andreas und György Sebök. Zudem besuchte sie Meisterkurse bei András Schiff und György Kurtág. Sie beschäftigt sich intensiv mit Poesie, Klang und Musik aus Japan, Europa und anderen Kulturkreisen und kreiert interkulturelle und interdisziplinäre Projekte und Konzertreihen. Zusammen mit dem Pathos Theater München initiierte sie etwa das "Imagine" Festival 2021 sowie das "Imagine" Yoko Ono Festival 2022. Weitere Informationen auf ihrer Website www.masako-ohta.de .

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