Süddeutsche Zeitung

Maibockanstich:"Es werden nicht nur Söder-Festspiele"

Lesezeit: 2 min

Das Duell zwischen Söder und Seehofer ist entschieden. Was nun? Redner Django Asül freut sich auf einen thematisch breiter aufgestellten Maibockanstich im Hofbräuhaus.

Von Franz Kotteder

Man könnte ja vermuten, dass die Luft ein bisschen raus ist beim diesjährigen Maibockanstich im Hofbräuhaus, der an diesem Mittwoch dort im großen Festsaal stattfindet. In den vergangenen Jahren stand er doch sehr im Zeichen der Auseinandersetzung zwischen dem damaligen bayerischen Finanz- und Heimatminister Markus Söder und seinem Vorgesetzten, Ministerpräsident Horst Seehofer (beide CSU) - man war vor allem gespannt, welche Spitzen Söder gegen Seehofer platzieren würde. Nun ist der Zweikampf entschieden, Söder ist selbst Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender und hat keinen Chef mehr, dem er mit "Schmutzeleien" (Seehofer) zusetzen müsste.

Dem Andrang zum Anstich, der wie jedes Jahr auch wieder im Bayerischen Fernsehen übertragen wird, hat das Ende des Duells um die Staatskanzlei jedenfalls nicht geschadet. "Wir hatten noch nie so viele Zusagen wie in diesem Jahr", sagt Hofbräu-Pressesprecher Stefan Hempl, "der Andrang wächst von Jahr zu Jahr stetig". Zur Feier des bayerischen Bockbiers, das 1614 erstmals im Hofbräuhaus gebraut wurde, ist die Prominenz jedes Jahr gut vertreten. Sogar der bayerische Ministerpräsident hat heuer zugesagt: Seehofer glänzte in den vergangenen Jahren meist durch Abwesenheit, aber Markus Söder bleibt dem Maibockanstich auch in seiner neuen Funktion treu.

Immerhin muss Maibockredner Django Asül diesmal nicht befürchten, dass Söder ihm die Show stiehlt oder zu viel Interesse auf sich konzentriert, denn das Sagen hat beim Maibockanstich bekanntlich der Finanzminister. In dessen Verantwortungsbereich fällt die staatliche Hofbräu, zu der neben der Brauerei auch das Hofbräuhaus gehört. Und der neue Finanzminister Albert Füracker (CSU), der am Mittwoch zum zweiten Mal den Maibockanstich eröffnen darf, steht nicht im Verdacht, ähnliche Ambitionen wie dereinst Söder zu entwickeln.

Django Asül sagt: "Der Füracker ist vom Typus her so anders als der Söder, dass er gar nicht in Gefahr kommt, mit ihm verglichen zu werden. Er ist ja der Inbegriff des Soliden, und deshalb kann er auch auf seine Art der Rede eine gewisse Note verleihen." Nicht jeder Finanzminister sei schließlich gezwungen, "den nächsten Söder zu geben, von der Art des Vortrags her". Was die Themen angehe, so Django Asül, habe er sich mit seinem Vorredner Füracker nicht abgesprochen. "Wir haben ein Gentlemen's Agreement: Ich weiß nicht, was er macht, und er weiß nicht, was ich mache. Wir sind auf den jeweils anderen gespannt."

Auch ansonsten sieht der Kabarettist dem Ereignis recht gelassen entgegen. "Das Schöne ist, dass wir jetzt thematisch breiter aufgestellt sind", sagt er. "Wir haben eine Regierungskoalition, wir haben völlig neue Minister von den Freien Wählern, wir haben völlig neue CSU-Minister, wir haben die Grünen in einer ganz anderen Ausgangslage. So gesehen ist klar: Es werden nicht nur Söder-Festspiele." Auch ohne das Duell zwischen Seehofer und Söder gebe es heute genug andere, die sich in den Vordergrund spielen wollten - "oder von denen der Söder eigentlich hoffen müsste, dass sie sich in den Vordergrund spielen".

Er habe sich jedenfalls nie fragen müssen, worüber er reden solle, Stoff ist und bleibt üppig vorhanden: "Ich hatte das angenehme Problem, das Ganze wieder auf ein Maß einzudampfen, das am Ende wieder 40 bis 45 Minuten Rede ergibt." Sein Auftritt wird wieder (zeitversetzt) um 20.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen übertragen, Vergleiche mit dem Salvatoranstich auf dem Nockherberg und mit dessen Fastenredner Maxi Schafroth will Django Asül nicht ziehen: "Jeder macht seins, jeder schaut, dass er es gescheit macht und will die Zuschauer unterhalten." Wie die jeweils andere Veranstaltung laufe, sage ja schließlich gar nichts über den eigenen Abend aus. In Anbetracht der politischen Nachrichtenlage übers Jahr hinweg ist er zuversichtlich, dass der gelingt. Asül verspricht schon mal eines: "Es wird alles andere als harmlos!"

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SZ vom 02.04.2019
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