Süddeutsche Zeitung

Bordgastronomie:Kaffee, Tee und Falafel-Salat

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Für die Bordverpflegung arbeitet die Lufthansa künftig mit Dallmayr und Dean & David zusammen. Die Gerichte sind von März an in den Fliegern erhältlich.

Von Franz Kotteder

Wenn man früher sagte, dass früher alles anders gewesen sei, dann fühlte man sich ziemlich alt. Wenn man heute "früher" sagt, dann ist das erst ein Jahr her, weil vor Corona. Damals machte eine winzig kleine Änderung im Catering der Lufthansa sehr viel aus. "Hat man zu einem Gericht noch eine weitere Cocktailtomate eingeplant", erzählt ein Koch, der bei der Lufthansa Service-Gesellschaft dafür verantwortlich war, "waren das beim Wareneinsatz sofort mindestens 5000 Euro Mehrkosten."

Diese Zeiten sind vorbei, die Lufthansa hat ihre Service-Gesellschaft kurz vor Corona verkauft, und die Anzahl der Cocktailtomaten sind momentan ihr geringstes Problem. Mit kostenfreiem Bordservice sieht es düster aus, in der Economy Class hat man künftig auf kurzen und mittleren Strecken zwar eine größere Auswahl an Speisen und Getränken, muss dafür aber extra zahlen. Eine weitere Neuerung: Die Auswahl kommt komplett aus München. Denn die Lufthansa arbeitet jetzt mit Dallmayr und mit der Salat- und Sandwichkette Dean & David zusammen.

Die Überraschung ist, dass Dean & David zum Zug kam, denn mit Dallmayr hatte die Luftfahrtgesellschaft schon bisher eine Kooperation. Das Münchner Traditionshaus hat aber ein neues Konzept ausgearbeitet und liefert vom neuen Sommerflugplan an Kaffee und Tee zu jeweils drei Euro sowie Pralinen und Kuchen für die Bordverpflegung. Beim Kaffee hat man sich für eine Bohne aus Äthiopien entschieden, Dallmayr unterstützt dort ein Entwicklungsprojekt, den Tee gibt es in Bio-Qualität.

Gesund geht es auch bei den Hauptspeisen zu. "Wir sind sehr stolz, dass wir dafür ausgewählt wurden, das ist für uns eine Riesenauszeichnung", sagt David Baumgartner, Erfinder und Geschäftsführer von Dean & David. Eine externe Expertenkommission hatte für die Lufthansa nach neuen Caterern gesucht und war dabei auf die Münchner Systemgastronomen gestoßen. Dean & David sind kein kleiner Fisch, haben mehr als 100 Standorte in Deutschland und einen Umsatz von 90 Millionen Euro. Das Unternehmen steht für gesunde Kost - Salate, Wraps, Bowls, Thai-Currys.

Der neue Auftrag kam sehr gelegen. Baumgartner: "Das war einer der wenigen Lichtblicke im vergangenen Jahr." Von März an sind die Gerichte in den Fliegern erhältlich. Sie wurden bereits im Sommer 2020 konzipiert, zum Teil auch extra für die Lufthansa. Unter anderem handelt es sich um eine Lachs-Avocado-Bowl, einen veganen Falafel-Salat und ein "Sweet Chili Chicken Sandwich". Zubereitet werden die Speisen frisch an den Flughäfen München und Frankfurt, laut Baumgartner wird besonders auf Nachhaltigkeit geachtet. Für das Image der Lufthansa ist das sicher nicht verkehrt, gerade Kurzstreckenflüge gelten ja als schwere Ökosünden. Aber auch für die Passagiere habe die Änderung Vorteile, sagt die Lufthansa. Sie hätten sich bisher nämlich öfters über die Bordverpflegung beklagt. Mit dem kostenpflichtigen, dafür hochwertigen Angebot könnten die Passagiere nun individuell entscheiden.

Baumgartner ist jedenfalls gespannt, wie viele Passagiere bereit sein werden, für das Angebot zu zahlen. Wenigstens muss er sich, schon wegen der pandemiebedingt geringen Fluggastzahlen, vorerst nicht den Kopf zerbrechen über die Menge an der Cocktailtomaten.

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SZ vom 02.02.2021
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