Süddeutsche Zeitung

Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Fällungen für ein Provisorium

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14 Bäume stehen einer Busspur an der Fernkälte-Baustelle im Weg

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

In der Thalkirchner Straße könnten in Kürze 14 Bäume gefällt werden, ohne dass die Anwohner darüber in bereits verteilten Flyern über anstehende Bauarbeiten informiert worden wären. Betroffen ist der Abschnitt zwischen Zenetti- und Reifenstuelstraße. Dort werden die Stadtwerke München (SWM) ein Stück der Trasse für die Fernkälteleitung vom Heizkraftwerk Süd zum Stachus verlegen - ein Prestigeprojekt und als ökologisch sinnvoll eingestuft. Um während der Bauzeit den Bus- und Anwohnerverkehr aufrechtzuerhalten, muss diesem eine eigene Spur verschafft werden. Die 14 Bäume stehen dabei im Weg. Silvia Haas (Grüne), ehemalige Baumschutzbeauftragte in der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt und Anwohnerin, hat als eine der ersten davon erfahren. Das Fernkälteprojekt sei innovativ und unbedingt gewünscht, sagt sie. Doch deshalb für ein dreimonatiges Provisorium gleich 14 Bäume zu fällen, sei nicht in Ordnung. "Das muss doch wohl anders machbar sein."

Der Unterausschuss Umwelt, Klima, Naherholung (UKN) hat nach der überraschenden Mitteilung noch kein Votum abgegeben, der Fall soll an diesem Dienstag, 24. November, im Plenum des Bezirksausschusses (BA) besprochen werden. Offensichtlich sei bei der Beantragung der Baustelle im vergangenen Winter ein anderer Weg für den Bus gewählt worden, sagt der Vorsitzende des Unterausschusses UKN, Arne Brach (Grüne). Von Baumfällungen sei damals nicht die Rede gewesen, auch nicht bei einem Ortstermin. Dass der BA die Maßnahme noch ganz zurückfahren kann, glaubt Brach nicht. Eine Weigerung zum jetzigen Zeitpunkt brächte den gesamten Baustellenzeitplan für den Ausbau der Fernkälte durcheinander. "Wir müssen davon ausgehen, dass ein ablehnendes Votum des BA keinen Bestand haben würde."

Bei den SWM heißt es, im vergangenen Winter sei man noch nicht in der Detailplanung gewesen, erst da habe sich gezeigt, dass zur Aufrechterhaltung des ÖPNV die Verlegung der Busspur "unumgänglich" sei. Der Bau der Fernkälteleitung zwischen Heizkraftwerk-Süd und Innenstadt unterliege der Konzessionsvereinbarung zwischen der Stadt München und den SWM. Ein dezidierter Bauantrag sei dafür nicht nötig. Die Baumfällung habe man im Oktober 2020 über die Untere Naturschutzbehörde beantragt. Nach der Stellungnahme des Bezirksausschusses am Dienstagabend solle möglichst "umgehend" gefällt werden. Alle Bäume würden nach der Baumaßnahme nachgepflanzt. Es sei noch nicht ganz abgestimmt, doch eventuell müsse noch ein weiterer Baum fallen, auf einer Verkehrsinsel an der Kreuzung der Lagerhausstraße mit der Schäftlarn- und der Isartalstraße.

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Quelle:
SZ vom 24.11.2020
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