Süddeutsche Zeitung

Vernissage:Bilder aus Liebe

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Die aus der Ukraine geflüchtete Malerin Liudmyla Khalina stellt im Planegger Rathaus aus. Zu sehen sind Werke, die sie seit ihrer Flucht im Würmtal gemalt hat.

Von Rainer Rutz, Planegg

Was macht das mit einem Menschen, wenn er innerhalb von nur acht Jahren gleich zweimal durch Krieg aus seiner Heimat vertrieben wird? Die Ukrainerin Liudmyla Khalina hat genau das erlebt: 2014 von der Insel Krim, die Russland völkerrechtswidrig annektierte, und 2022 aus der Stadt Charkiw, die schwer von russischen Bomben getroffen wurde.

Die heute 71-Jährige lebt mit ihrem Mann, Tochter und zwei Enkeln in einer Zwei-Zimmer-Wohnung, die die Gemeinde Planegg in Martinsried für sie angemietet hat. Sie malt wunderschöne Bilder intakter Landschaften und fröhlicher Menschen. Den großen deutschen Gegensatz zu ihrer ukrainischen Heimat auszuhalten, fiel ihr anfangs sehr schwer: "Es war so seltsam, einfach umhergehende Menschen zu sehen, die lächelten, freundlich waren und überall Schönheit und Ordnung herrschte. Aber meine kleine Enkelin fragte, wenn sie ein Flugzeug sah: Müssen wir jetzt Angst haben?", erzählt die Hobby-Künstlerin.

Die ersten Monate in Deutschland waren für sie Künstlerin und ihre Familie nicht einfach. Nach einer langen emotionalen Anfangsphase fing die studierte Informatikerin, die vor Jahren schon einmal Deutschland besucht hatte, wieder an zu malen. "Die Berge, die Transparenz der Seen und der Charme des bayerischen Himmels mit seinen Wolken verblüfften mich. Ich wollte sie für immer behalten und so entstanden die ersten Werke der deutschen Serie", erklärt sie. Sie werden auf der Ausstellung im Rathaus präsentiert und tragen Namen wie: "Meditation", "Ein Ort der Stille und Ruhe", "Es ist Zeit, die Segel zu setzen", "Alpine Romantik" oder "Suche nach Freude". "Meine Bilder male ich aus Liebe", sagt die 71-Jährige. "Das ist die Botschaft."

Es sind Motive aus dem Würmtal, aus Martinsried oder Planegg, dem Murnauer Moos oder dem Königssee und sie erinnern manchmal an die Werke berühmter Impressionisten und Expressionisten, wie Gabriele Münter. Man sei stolz und geradezu geschmeichelt, die Bilder im Rathaus ausstellen zu dürfen, sagt Pressesprecherin Kiki Xander. Die Ausstellung, organisiert von Xander und Anna Lahodyuk, die sich im Auftrag der Gemeinde um Flüchtlinge aus der Ukraine kümmert, trägt den schlichten Titel "Deutschland durch die Augen einer Ukrainerin gesehen und gemalt". Die Bilder, alle in Öl und mit tatkräftiger Unterstützung der Gemeinde gerahmt, sind nahezu alle in Privatbesitz. Die Künstlerin ist jedoch bereit, auf Anfrage gewünschte Motive zu malen.

Liudmyla Khalina ist voller Lob für ihr Gastland und die Deutschen: "Wir wurden von wunderbaren Menschen begrüßt, die großzügig und mit einer feinen Seele ausgestattet sind." Das ändert aber nichts daran, dass sie starkes Heimweh hat, nach der Krim und nach Charkiw. Sie hofft auf ein Ende des Krieges und will wieder zurück.

" Deutschland durch die Augen einer Ukrainerin gesehen und gemalt", 18 Ölbilder von Liudmyla Khalina im Planegger Rathaus. Vernissage ist am Mittwoch, 10. Mai, um 18 Uhr in der Aula des Rathauses, der Eintritt frei. Die Ausstellung ist zu den üblichen Rathaus-Öffnungszeiten und nach Vereinbarung bis 31.Mai zu sehen.

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