Süddeutsche Zeitung

Profi-Fußball:Saisonziel Stadionkauf

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Die Spielvereinigung Unterhaching will endlich die Verhandlungen über den Sportpark abschließen. Doch die Gemeinderäte haben es damit nicht eilig - auch weil sich die Finanzlage der Kommune offenbar gebessert hat.

Von Stefan Galler und Iris Hilberth, Unterhaching

Seit vergangenen Freitag bereiten sich die Drittligafußballer der Spielvereinigung Unterhaching auf die Fortsetzung der Saison vor, am Sonntag, 21. Januar, geht es für den Tabellenneunten mit einer Auswärtspartie bei Mitaufsteiger SSV Ulm weiter. Präsident Manfred Schwabl hat ein paar Wünsche für das neue Jahr, etwa eine Rückrunde ohne Abstiegsgefahr. Und endlich eine Lösung für die noch immer ungeklärte Frage, ob die Spielvereinigung der Gemeinde das Stadion abkaufen kann.

Denn eines stellt der Klubboss klar: "Aus unserer Sicht hat sich nichts verändert, unsere Haltung ist weiterhin eindeutig." Und diese beinhalte immer noch die "klare Tendenz", den Sportpark erwerben zu wollen. Noch im vergangenen Frühjahr hatte Schwabl auf der Versammlung der Haching-Aktionäre klargestellt, dass dieser Kauf sogar vor dem - letztlich realisierten - Aufstieg Priorität hätte.

Allerdings hat sich laut Schwabl in der Angelegenheit nach der Gründung einer Stadionkommission mit allen Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats und Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) seit Monaten nicht viel getan. Schwabl hofft, dass sich das ändert, "wenn alle aus der Winterpause zurück sind". Dann sollten die Gespräche mit der Gemeinde wieder aufgenommen werden, denn der aktuelle Pachtvertrag endet am 30. Juni und müsste bis 31. März gekündigt werden.

Im März 2023 hatte der Fußballverein versucht, das Stadion über seine Haching Sportpark GmbH an die neue American-Football-Franchise Munich Ravens zu vermieten - damals ohne Rücksprache mit der Gemeinde, die Eigentümerin des Geländes ist. Nachdem daraufhin kurzzeitig sogar im Raum stand, den Pachtvertrag mit der Spielvereinigung endgültig zu kündigen, fand man eine für alle Seiten verträgliche Vereinbarung: Demnach bleiben die Fußballer Hauptpächter, sie unterstützen die Footballer beim Ablauf von deren Heimspielen, für die den Ravens ein Sondernutzungsrecht eingeräumt wird.

Diese wiederum sind mit der aktuellen Konstellation zufrieden: "Ich denke, dass alle drei Seiten hier sehr gut zusammengearbeitet haben im vergangenen Jahr", sagt General Manager Sebastian Stolz, der "fest davon ausgeht", dass sein Football-Team auch dieses Jahr im Sportpark spielen wird, ganz egal, inwiefern der bestehende Pachtvertrag dann noch gilt. Und zwar so fest, dass die Ravens schon seit vergangenem September Dauerkarten für die zweite Saison der European League of Football unters Fanvolk bringen; derzeit läuft bereits die dritte Verkaufsphase. Gerüchte, wonach das vor einem Jahr gegründete Franchise selbst Ambitionen haben könnte, Eigentümer des Stadions zu werden, kommentiert Stolz zurückhaltend: "Beim Stadionverkauf haben wir uns immer rausgehalten."

Im Rathaus wird demnächst die Stadionkommission wieder zusammenkommen, um neue Weichen zu stellen, dann erst soll sich der Gemeinderat wieder mit dem Thema beschäftigen. "Im ersten Quartal wird es sicher hauptsächlich um den Haushalt gehen", sagt Rathaussprecher Simon Hötzl. Er rechne mit einer Entscheidung, wie es mit dem Stadion weitergeht, im zweiten Quartal. Allerdings muss die Frage des Pachtvertrags bereits Ende März geklärt sein. Auch kann man gespannt darauf sein, wie das Stadion im Haushalt der Gemeinde vermerkt ist.

Im vergangenen Jahr, als Unterhaching wegen einer hohen Zurückzahlung an Gewerbesteuern knapp bei Kasse war, hatte der Kämmerer vier Millionen Euro für die Veräußerung des Stadions eingeplant. Die Grünen lehnten daraufhin den Haushalt ab, weil sie die Abhängigkeit von der Spielvereinigung als "höchst riskant" eingestuft hatten. Bekanntermaßen ging die Immobilie 2023 dann doch nicht über den Ladentisch. Weder an die Spielvereinigung noch an einen anderen "fußballaffinen Investor", den die SPD während der Haushaltsberatungen ins Spiel gebracht hatte. Dieses Jahr allerdings sieht es bei den Gemeindefinanzen - auch ohne Stadionverkauf - wieder etwas besser aus. Das lässt sich zumindest aus vorsichtigen Äußerungen des Bürgermeisters in den vergangenen Sitzungen schließen.

Die Stadionkommission muss nun prüfen, unter welchen Voraussetzungen und zu welchem Preis die Sportstätte tatsächlich verkauft werden kann. Die ursprünglich vereinbarte Summe von 3,3 Millionen Euro stammt aus dem Juli 2020 und bezog sich ausschließlich auf das Stadion und nicht auf das gesamte Gelände des Sportparks, das später ebenfalls in die Verkaufsverhandlungen einbezogen wurde. "Es geht auch um die Expertise, was ist machbar und wie wirtschaftlich ist das", sagt CSU-Fraktionssprecher Korbinian Rausch, der auf die derzeit vereinbarten 25 Tage im Jahr verweist, in denen das Stadion bespielt werden darf. Wichtig für ihn ist: "Die Spielvereinigung ist ein identitätsstiftender Verein für die Gemeinde."

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