Süddeutsche Zeitung

Landkreis Fürstenfeldbruck:Fahrgäste stecken fast vier Stunden in S-Bahn fest

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Nach einer Notbremsung bleibt eine S4 auf freier Strecke bei Puchheim stehen. Erst gegen drei Uhr in der Nacht kann der Zug evakuiert werden.

Von Annette Jäger, Puchheim/Buchenau

An diese Nacht werden sich die Fahrgäste der S-Bahnlinie S4 aus Richtung Geltendorf wohl noch eine Weile erinnern: Mehrere Stunden saßen sie in der Nacht auf Mittwoch auf offener Strecke in den Waggons fest, bis der Zug in den frühen Morgenstunden evakuiert werden konnte. Der heftige Sturm hatte den Zugführer zu einer Notbremsung gezwungen.

Die Fahrgäste sollten sich von den Türen fernhalten, es herrsche "Lebensgefahr" draußen, hieß es über die Durchsage, wie eine 19-jährige Münchner Schülerin berichtete. Erst nach etwa dreieinhalb Stunden konnten sie aus den Waggons befreit werden, mussten aber eine weitere Stunde auf offener Strecke neben der S-Bahn warten, bis Angehörige oder Taxis sie abholen konnten. Es war Glück im Unglück, wie die Fahrgäste später entdeckten: Wenige Meter vor der dem Zug war ein Baum auf die Gleise gekippt. "Das ist aber erst passiert, als die Bahn bereits stand", hat die 19-Jährige erfahren.

Gegen 23.30 Uhr waren die 19-Jährige und eine Freundin in Buchenau in die S-Bahn gestiegen. Wenig später, kurz vor Puchheim, hielt der Zug abrupt an, berichtet sie. Vor den Fenstern seien Äste und ganze Büsche herumgewirbelt worden. Der S-Bahnfahrer mahnte die Fahrgäste per Durchsage zur Ruhe. Wenig später kam eine weitere Durchsage, die über die Evakuierung des Zuges informierte. Was die Fahrgäste zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Es würde bis etwa drei Uhr in der Nacht dauern, bis sie wieder an die frische Luft konnten.

Ihre Notdurft mussten Fahrgäste im Waggon verrichten

Eine Sprecherin der Bahn erklärte auf SZ-Anfrage, warum eine Evakuierung so lange dauern kann. So müsse ein Notfallmanager der Deutschen Bahn anrücken und die Lage zuerst sichten, bevor die Fahrgäste die S-Bahn sicher verlassen könnten. Vor allem müsse der Strom aus der Oberleitung zuerst geerdet werden, damit die Gefahr eines Stromschlags gebannt ist. Weil das S-Bahnnetz im Großraum München in der Nacht auf Mittwoch komplett ausfiel, waren die Einsatzkräfte an zahlreichen Orten gefordert.

In den Waggons blieben die Fahrgäste weitgehend geduldig. Wer seine Notdurft verrichten musste, konnte dies nur in einer Ecke des Waggons tun, andere nutzten leere Trinkflaschen dafür. Lob erhielt der S-Bahnfahrer von seinen Fahrgästen, weil er diese konstant auf dem Laufenden hielt. Dabei erfuhren sie, dass es auch für ihn eine denkwürdige Nacht war: Es war sein erster Arbeitstag als S-Bahnfahrer.

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