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Oktoberfest: Ärger um Plätze im Zelt:Vergrätzte Gäste

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Die Plätze in seinem Wiesn-Zelt sind begehrt - daher hat Hippodrom-Wirt Sepp Krätz nun ein ganz spezielles Reservierungssystem ausgetüftelt: Gäste, die auch auf dem Frühlingsfest reservieren, werden bevorzugt. Die Stammkunden sind sauer.

Stephan Handel

Noch 14 Tage sind es bis zum Beginn der Jubiläumswiesn - doch für einige Stammgäste fällt sie heuer aus: Weil sich Hippodrom-Wirt Sepp Krätz ein neues Reservierungssystem ausgedacht hat, wurden Buchungen, die seit Jahren mehr oder weniger automatisch funktionierten, heuer nicht entgegengenommen.

Seit mehreren Jahren hat Christian Hofmeister immer am letzten Freitag abends einen Tisch im Hippodrom reserviert, um dort mit Freunden und Geschäftspartnern zu feiern. So war er etwas verwundert, als er Ende Februar Post von Krätz bekam: "Erstmals", so hieß es in der Mail, "begrüßt Sie Sepp Krätz mit seinem Hippodrom-Oktoberfestzelt zum Münchner Frühlingsfest auf der Theresienwiese". Einige Absätze weiter stand dann jedoch der verhängnisvolle Satz: "Vorab möchten wir Sie informieren, dass wir die aus den letzten Jahren gewohnten Reservierungsoptionen für das Hippodrom auf dem Oktoberfest nicht mehr anbieten werden."

Hofmeister schrieb zurück: "Können Sie uns bereits heute informieren, inwiefern wir damit rechnen können, die bisherigen Plätze wieder erhalten zu können?" Als Antwort erhielt er die Mitteilung, die Reservierungsunterlagen würden im März verschickt, vorher seien keine Zusagen möglich.

Als dann eine Woche vor Beginn des Frühlingsfestes eine weitere Werbe-Mail von Krätz eintraf, war für Hofmeister der Fall klar: "Seien Sie bereits zum Münchner Frühlingsfest unser Gast und sichern Sie sich so einen Reservierungsanspruch zum Oktoberfest 2010." Einen Tisch auf der Wiesn gibt es nur, wenn auch auf dem Frühlingsfest reserviert wird.

"Die Leute meinen immer, das ist fürs Leben"

Eine Vorgehensweise, die Sepp Krätz völlig legitim findet - "wir wollten so Gäste für das Frühlingsfest werben". Allerdings sei es nicht so, dass eine Reservierung dort Voraussetzung für den Wiesn-Tisch gewesen sei. Vielmehr seien die Frühlingsfest-Gäste "bevorzugt behandelt" worden. Und dabei könne es natürlich passieren, dass andere, auch Stammgäste auf der Wiesn, nicht mehr berücksichtigt werden. Die Zahl schätzt Krätz allerdings eher gering ein: 250 Reservierungen habe er auf dem Frühlingsfest gehabt, 150 davon hätten die Wiesn-Option in Anspruch genommen - vernachlässigbar bei 5000 Reservierungen beim Oktoberfest. Und außerdem, so Wiesnwirt Krätz: "Die Leute meinen immer, das ist fürs Leben. Es gibt aber keinen Anspruch auf eine Reservierung."

So sieht das auch die städtische Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl: "Das ist eine Angelegenheit des Marktes und eine Vertragssache zwischen Wirt und Gast", lässt sie zu dem Fall mitteilen. Christian Hofmeister hilft das nicht weiter - zu seinem Bedauern: "Ich wäre gern wieder ins Hippodrom gegangen." Und Sepp Krätz sagt abschließend: "Ich habe gerne Stammgäste."

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Quelle:
SZ vom 03.09.2010
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