Süddeutsche Zeitung

Baierbrunn:Gemüse von der Genossenschaft

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Die Initiative "Solawi Isartal" will eine Gemeinschaft für ökologischen Landbau aufbauen.

Von Udo Watter, Baierbrunn

Einen Aspekt des globalen Kapitalismus, den diese Pandemie deutlicher zu Tage gefördert hat, ist die Bedeutung der Lieferkette respektive ihrer Unterbrechung. Ob es sich nun um Mikrochips für die Autoindustrie, Spielsachen für Weihnachten oder Nahrungsmittel handelt - es mutet schon seltsam an, was da alles so Tag für Tag um die Welt transferiert wird, damit es genug zu kaufen und konsumieren gibt.

Der Dokumentarfilm "Voices of Transition", der an diesem Freitag im Pfarrsaal Baierbrunn gezeigt wird, zeigt die teils katastrophalen Folgen für das Klima, die Böden und viele Erzeuger und präsentiert als Lösung unter anderem die Transformation der Nahrungsmittelproduktion weg von industrieller Landwirtschaft zu kleinteiliger, dezentraler Erzeugung. Präsentiert wird er unter anderem von der Initiative "Solawi Isartal", die sich genau das auf die Fahnen geschrieben hat.

"Solawi" steht für solidarische Landwirtschaft, und nach der Filmvorstellung wird das Gründungsteam sein Konzept erläutern. "Wir wollen die Agrarwende ein Stück weit in die eigene Hand nehmen", sagt Peter Tilmann, der durch den Abend führt und für die Grünen im Baierbrunner Gemeinderat sitzt. "Wir bauen die Kleinstrukturen auf, um regionale Landwirtschaft zu betreiben."

Genossenschaft liefer Gemüse und Obst

"Solawi Isartal" ist eine Genossenschaft in Gründung, die einen regionalen, ganzjährigen Anbau von Biogemüse durch fest angestellte Gärtner ermöglichen will. Die Ernte wird wöchentlich an die Mitglieder in Form einer Gemüsekiste verteilt, im Moment werden bereits 32 Haushalte mit Bio-Kisten - "Gemüse und Obst aus der Region für die Region" - versorgt. Im kommenden Jahr sollen sich freilich die Dimensionen und Grundlagen erweitern. "Unser Ziel ist es, über 100 Haushalte zu versorgen", sagt Tilmann. Von 2022 an wird die Solawi eigenes Gemüse auf einem eigenen Acker, südlich von Münsing, produzieren. Diese Ernte wird unter den Genossinnen und Genossen geteilt.

Es geht auch um eine umwelt- und klimaschonende landwirtschaftliche Alternative der Flächennutzung. Die Mitglieder erwerben einen oder mehrere Genossenschaftsanteile. Je mehr Anteile sie erwerben, desto einfacher und schneller dürfte die Solawi Isartal funktionieren, so Tilmanns Hoffnung. Ähnliche sozial-ökologische Projekte, die das Konzept der solidarischen Landwirtschaft pflegen, gibt es bereits in München ("Kartoffelkombinat") oder im Isarwinkel ("Biotop Oberland"), wo sich die Isartaler Genossen einiges abgeschaut haben. "Wir schließen hier eine Lücke", sagt Tilmann.

Hervorgegangen ist "Solawi Isartal" aus dem Verein "Bürgerkraft Isartal" und einer Projektgruppe der "Agenda Pullach 2030", generell sind engagierte Bürger aus Icking, Schäftlarn, Baierbrunn und Pullach mit im Boot oder, nun ja, im Beet. Der Filmabend wird gemeinsam mit dem 2021 gegründeten Verein "Mittendrin in Baierbrunn" organisiert.

Der Filmabend mit Vortrag an diesem Freitag beginnt um 19.30 Uhr. Es gilt 2 G. Der Eintritt ist kostenlos, Spenden sind willkommen.

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Quelle:
SZ vom 12.11.2021
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