Süddeutsche Zeitung

Putzbrunn:Zu wenig Geld für NS-Studie

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Historiker sollen die Diskussion um belastete Straßennamen in der Gemeinde auflösen. Doch bisher ist niemand dazu bereit - auch weil das Budget knapp ist.

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Die Gemeinde Putzbrunn will ihre NS-Geschichte wissenschaftlich aufarbeiten lassen. Doch so einfach, wie sich der Gemeinderat dies vorstellt, ist das nicht: Für die 2000 Euro, die das Gremium zu diesem Zweck im Haushalt eingestellt hat, sind wohl nicht einmal Studenten zu gewinnen. Wie Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) dem Gemeinderat jetzt berichtete, sei es schwierig, "geeignete Leute zu finden". So habe er auf zwei konkrete Anfragen bisher keine Antwort erhalten.

Der finanzielle Rahmen, den die Gemeinde bietet, sei "sehr eng"

Aktuell sei man in Kontakt mit dem Lehrstuhl für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität. Der Lehrstuhl hat auch die Aufarbeitung der NS-Zeit in Hohenbrunn wissenschaftlich begleitet, hierzu ist erst in diesem Frühjahr ein Buch veröffentlicht worden ("Hohenbrunn im Nationalsozialismus"). Allerdings steht Annemone Christians, die die Arbeiten in Hohenbrunn nach dem plötzlichen Tod ihres Kollegen Florian Wimmer zu Ende brachte, Klostermeier zufolge wegen anderer Verpflichtungen nicht zur Verfügung.

Die Lehrstuhlinhaberin Professor Margit Szöllösi-Janze hat laut Klostermeier ausrichten lassen, dass sie jemanden wüsste, der sich des Themas annehmen könnte, etwa einen Doktorand im Rahmen des Promotionsprogrammes "Promohist". Allerdings habe der Lehrstuhl klargemacht, dass die vom Gemeinderat für die Arbeit in den Haushalt eingestellten 2000 Euro einen "sehr engen finanziellen Rahmen" darstellten. Davon seien etwaige Dienstreisen kaum zu bezahlen. Gut möglich, dass der Gemeinderat nach der Sommerpause noch einmal nachbessern muss.

Diskussion um historisch belastete Straßennamen in Putzbrunn

Auf die Vergabe einer regionalgeschichtlichen wissenschaftlichen Arbeit hatte sich der Gemeinderat bei der Diskussion um historisch belastete Straßennamen geeinigt. So sind in Putzbrunn weiterhin eine Straße nach dem umstrittenen Raketeningenieur Wernher von Braun benannt, eine andere nach Michael Haslbeck, jenem Bürgermeister, der 1935 von den Nationalsozialisten eingesetzt worden war.

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SZ vom 11.08.2017 / stga
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