Süddeutsche Zeitung

Verkehrsprojekt:Es darf weiter von einer Isarbrücke geträumt werden

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Der Landkreis München soll die Machbarkeit einer Querung für Fußgänger und Radfahrer über den Fluss zwischen Grünwald und Pullach prüfen. Allerdings spricht der Naturschutz gegen das Vorhaben.

Von Martin Mühlfenzl, Grünwald/Pullach

Der Traum von der Isarbrücke lebt, obwohl diese eigentlich schon beerdigt worden ist. Dennoch wird sich der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur des Münchner Kreistags in seiner Sitzung am Donnerstag, 22. Februar, erneut mit einer Querung für Fußgänger und Radfahrer hoch über "der Reißenden" zwischen den Gemeinden Pullach und Grünwald beschäftigen. Doch schon jetzt ist klar, dass sich der Landkreis München an einer möglichen Machbarkeitsstudie zu dem ambitionierten Projekt finanziell zwar beteiligen würde, allerdings in geringerer Form als bisher angedacht.

Das Isartal ist gerade an der Stelle zwischen den beiden Gemeinden ein echtes Nadelöhr - insbesondere für Fußgänger und Radfahrer. Die einzigen Möglichkeiten, den Fluss zu queren, stellen die Großhesseloher sowie die Grünwalder Brücke dar. Erstere aber liegt weit im Norden der beiden Kommunen, die andere bietet für Fußgänger und Radler kaum Platz, zudem müssen starke Steigungen überwunden werden. Daher wird seit Jahren darüber diskutiert, eine neue Querung zu errichten, die ausschließlich von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden darf.

In der Debatte um eine neue Verbindung kam in den vergangenen beiden Jahren zusätzliche Dynamik durch den Vorschlag, eine Seilbahn könnte die Alternative zu einer neuen Brücke sein. Dies wurde auch durch eine Machbarkeitsstudie untermauert, die der Landkreis München in Auftrag gegeben hatte. Anders als bei vielen anderen Verkehrsprojekten wie etwa einer Seilbahn durch das Würmtal, der Tram-Verlängerung von Berg am Laim über Trudering nach Haar oder eine Verlängerung der U-Bahn nach Kirchheim hatte die Studie für die Seilbahn hoch über der Isar einen positiven Nutzen-Kosten-Faktor ergeben. Dennoch wurde zuletzt im Kreistag deutlich, dass eine Mehrheit das Vorhaben nicht mehr weiter verfolgen will. SPD-Fraktionssprecher Florian Schardt sagte zur SZ sogar, diese sei ein "verzichtbares Prestigeobjekt".

Naturschutzrechtliche Belange könnten eine Querung stoppen

Darüber hinaus sprechen insbesondere naturschutzrechtliche Belange gegen den Bau einer Seilbahn über das Isartal. Landrat Christoph Göbel (CSU) machte unlängst deutlich, dass es keinen Korridor an "einer der sensibelsten Stellen" an der Isar gebe, der für die Errichtung einer Seilbahn geeignet sei - auch wenn die Wirtschaftlichkeit eines solchen Vorhabens gegeben ist. Dennoch sprachen sich vor allem Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund und der Landtagsabgeordnete Markus Büchler (beide Grüne) dafür aus, an dem Projekt festzuhalten.

Die naturschutzrechtlichen Vorbehalte gelten grundsätzlich auch für den Bau einer neuen Fußgänger- und Radfahrerbrücke zwischen Pullach und Grünwald. So teilt das Münchner Landratsamt mit, dass die naturschutzfachliche Standortprüfung für eine weitere Isarquerung ergeben habe, dass das untersuchte Gebiet "einen sehr empfindlichen und geschützten Naturraum darstellt". Auch für eine Brücke lasse sich derzeit kein geeigneter Korridor ableiten. "Es müsste der Nachweis erbracht werden, dass das Vorhaben im Einzelfall Ausnahmen und Befreiungen rechtfertigt", so das Landratsamt. Voraussichtlich sei sogar eine Stellungnahme der EU-Kommission "im Rahmen eines FFH-rechtlichen (Fauna-Flora-Habitat, Anm. d. Red.) Ausnahmeverfahrens notwendig", so die Behörde.

Dennoch schlägt die Verwaltung den Kreisräten vor, die Machbarkeit einer Isarbrücke für Fußgänger und Radfahrer durch ein geeignetes Fachbüro prüfen zu lassen. Allerdings, so die weiteren Ausführungen, soll sich der Landkreis an dieser Studie nur mit 33 Prozent der Kosten beteiligen und nicht wie bisher angedacht zu zwei Dritteln. Den Rest sollen demnach die Gemeinden Pullach und Grünwald übernehmen. Auf den Landkreis würden so allein für die Ausarbeitung der Studie etwas mehr als 130 000 Euro zukommen. Die reduzierte Kostenbeteiligung dürfte auch an der angespannten Haushaltslage des Landkreises München liegen, der ohnehin schon zahlreiche andere Verkehrsprojekte wie eine Machbarkeitsstudie zur Autobahnparallele/B 471 zum Opfer gefallen sind.

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