Süddeutsche Zeitung

Chorkonzerte:Lüften, testen, singen

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Musikalische Ensembles treten nach langer Pause wieder in voller Besetzung auf. In der Ödenpullacher Maschinenhalle und der Ottobrunner Kirche St. Magdalena sind die Veranstalter noch skeptisch, ob genügend Zuhörer kommen.

Von Angela Boschert, Oberhaching/Ottobrunn

Welch ein Gegensatz: Chöre freuen sich immens, wieder in voller Besetzung auftreten zu können, doch die Zuhörer kommen nur zögerlich. Begrenzte die erste Corona-Welle nahezu jegliches Musizieren in Gruppen, lockt die mit dem Sommer erlangte "Freiheit" vermehrt in Biergärten, aber wenig in Konzertsäle. Akteure im Landkreis musizieren unverdrossen; woran sie dennoch denken müssen, hat die SZ nachgefragt.

Margret Joswig führt mit ihren Chören an St. Magdalena in Ottobrunn am Sonntag um 19 Uhr das schon vor zwei Jahren geplante Oratorium "Die Schöpfung" auf. Joseph Haydns Meisterwerk begeistert sie und die Sänger freuten sich. Sie haben mit weiten Abständen in der Kirche geprobt, fleißig gelüftet und daher im Winter "ganz fürchterlich gefroren", so Joswig. Der Jugendchor habe sogar mit Maske geprobt. Und alle machen heuer noch immer vor jeder Probe einen Corona-Test. Bislang hat sich niemand nachweislich bei einer Probe mit Corona infiziert. Einige Sänger pausieren allerdings vorübergehend, weil sie zu Risikogruppen gehören oder regelmäßig ältere Personen besuchen.

Kommen auch genug Zuhörer? Die Finanzen bereiten den Organisatoren schlaflose Nächte

Auch singt nur ein Chor statt wie ursprünglich geplant drei Ottobrunner Ensembles. Trotz weniger Mitwirkenden bereiten die Finanzen Joswig schlaflose Nächte. Das verkleinerte Orchester kostet ebenso viel Geld wie das große vor elf Jahren und ob die Kirche voll wird, ist nicht vorhersehbar. "Es ist ein großes Unterfangen", freut sie sich und auch, dass mit Giulia Montanari, Sopran, und Clemens Joswig, Bassbariton, zwei international gefragte Solisten mitsingen, die ihre sängerische Kindheit in den Chören von St. Magdalena verbracht haben. Insgesamt bleibt Joswig optimistisch: "Schon beim Schönheiten-Konzert am 15. Mai waren viele Zuhörer so glücklich, dass sie gekommen sind. Sie sprechen ja nicht und die Vorsichtigen tragen Maske." Karten gibt es bei der Buchhandlung Kempter in Ottobrunn.

Ebenfalls um 19 Uhr, aber schon am Samstag, hebt Gerold Huber den Taktstock für die Oper "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart. Zum zehnjährigen Jubiläum der "Oberhachinger Opernfestspiele" wird in der Maschinenhalle des kleinen Ortsteiles Ödenpullach unter der Regie seiner Schwester Ricarda Geary die beliebte Oper erneut als Eigenproduktion aufgeführt. Die SZ-Tassilo-Preisträgerin und Chorleiterin Geary ist erleichtert, dass das Vorhaben klappt. Sie hat festgestellt, dass sich zuletzt im Chor nahezu von alleine die Abstände bei den Proben verringert haben. Ein Corona-Selbsttest ist für alle selbstverständlich.

Allerdings seien doch einige Kinder in der Zwischenzeit ausgestiegen, weil deren Eltern große Sorgen hätten, bedauert Geary. Denn: "Es geht den Kindern ganz tief, wenn sie mitwirken und eine solche Opernaufführung erleben dürfen", betont die Musiklehrerin. Sie und alle Musiker - das Kammerorchester Oberhaching, Oberhachinger Chöre und Solisten - sind hochmotiviert. Mehr als 120 Akteure sind an der Produktion beteiligt. Doch auch Geary sorgt sich wegen der Finanzen und hofft, dass alle 400 Plätze in der Maschinenhalle bei jeder der sechs Aufführungen besetzt sind. Schließlich stehe sie in der Verantwortung, auch der Gemeinde gegenüber. Karten gibt es über www.oberhaching.de, https://veranstaltungen.meinestadt.de. oder im Rathaus und in der Bibliothek. Weitere Vorstellungen sind am 3. Juli, 17 Uhr; 5. Juli, 19.30 Uhr; 8./9. Juli um 19 Uhr und am 10. Juli, Beginn 17 Uhr.

Zuversichtlich und guter Dinge ist Ton-Art Sauerlach Holzkirchen, obwohl sich die Zahl der 40 Sänger auf gut 25 verringert hat, wie die erste Vorsitzende des Chors, Konstanze Glöckl, sagt. Natürlich gebe es ein Hygienekonzept, jeder teste sich und es habe sich noch niemand angesteckt im Chor. "Wir sind guter Dinge, lassen uns den Schwung nicht nehmen und bleiben an der Planung", betont Glöckl und freut sich auf das Herbstkonzert mit einem bunten weltlichen Programm.

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