Süddeutsche Zeitung

MVV-Tarif:Pendler können auf Subventionen hoffen

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Der Ärger über die MVV-Tarifreform ist im Norden noch nicht verraucht. Garchings Bürgermeister Gruchmann pocht darauf, dass der Landkreis die höheren Preise für Fahrgäste aus dem Außenraum ausgleicht. Sein Ismaninger Kollege Greulich will notfalls die Kommune einspringen lassen.

Von Martin Mühlfenzl, Ismaning

Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) will die aus der beschlossenen MVV-Tarifreform entstandenen "Ungerechtigkeiten" für seine Bürger nicht hinnehmen. Beim SZ-Lesercafé im Café Waldeck in Ismaning am Mittwoch sagte Greulich, er könne sich eine "kommunale Lösung" bei den Ticketpreisen vorstellen, mit der die Pendler deutlich entlastet werden. Die Gemeinde würde also für Wochen- und Monatskarten die Mehrkosten übernehmen, die dadurch entstehen, dass Ismaning nicht in die neue M-Zone eingruppiert wurde, sondern in die Zone 1.

Die Tarifreform, die in den Kommunen des nördlichen Landkreises auf erheblichen Widerstand gestoßen ist, tritt zum 15. Dezember dieses Jahres in Kraft. Das erklärte Ziel des Landkreises Münchens zu Beginn der Verhandlungen innerhalb der Gesellschafterversammlung des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV) war es, alle 29 Städte und Gemeinden in den neuen Innenraum zu bekommen. Davon allerdings war der erste Entwurf der Neustrukturierung der Ticketpreise und Tarifzonen derart weit entfernt, dass die Kritik an dem Reformwerk im Landkreis München immer lauter wurde - und die Tarifreform am Veto des Kreistags zu scheitern drohte.

Der Druck auf den Freistaat und die Landeshauptstadt München hatte zwar für zahlreiche Kommunen substanzielle Verbesserungen zur Folge, dennoch schafften es etwa Ismaning, Garching und Hochbrück, Unter- und Oberschleißheim (Zone 1) und Garching-Forschungszentrum (Zone 2) wieder nicht in den Innenraum. Der Kreistag genehmigte die neuverhandelte Tarifreform dennoch mehrheitlich - gegen Stimmen aus dem Norden.

Greulich spricht von "mangelnder Solidarität".

Diese Entscheidung und die "mangelnde Solidarität" innerhalb des Kreistags haben bei Greulich Spuren hinterlassen. Er sei nach wie vor "in toto vom Gremium enttäuscht", sagt er beim Lesercafé. Einige Kollegen, darunter natürlich Profiteure der Tarifreform, hätten das anfängliche Ziel des gesamten Landkreises begraben und "dem Norden die Solidarität entzogen".

Auch deshalb werde er als Bürgermeister die Idee der kommunalen Subventionierung der Ticketpreise weiter vorantreiben. "Und auch den Druck auf den Landkreis und der Freistaat hoch halten", sagt Greulich. "Denn wenn der Landkreis keine Solidarität zeigt, müssen wir als Gemeinde selbst Geld in die Hand nehmen."

Gerade bei Monatskarten etwa profitieren die Ismaninger kaum von der Reform: Wer nach München pendelt, zahlt für die reguläre Isarcard künftig statt 90,40 Euro im Monat 88,90 Euro. Hätte es Ismaning in den Innenraum geschafft, würde die Monatskarte nur noch 55,20 Euro kosten. Wer zwischen München und Garching-Forschungszentrum unterwegs ist, zahlt künftig statt 116,50 im Monat 113,40 Euro und wird dies im Geldbeutel kaum merken.

Landkreis müsse "Ungerechtigkeiten beseitigen".

Dass die Haltestelle Forschungszentrum in die Zone 2 integriert worden ist, erzürnt Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) nach wie vor. Und er sieht wie sein Ismaninger Kollege Greulich den Landkreis und Landrat Christoph Göbel (CSU) in der Pflicht. "Natürlich ärgert mich das Ergebnis nach wie vor und ich habe dem Landrat klar gesagt, dass er schlecht verhandelt hat", sagt Gruchmann. Der Landkreis müsse diese "Ungerechtigkeiten beseitigen" und die Bürger aus jenen Kommunen, die es nicht in die neue M-Zone geschafft haben, finanziell unterstützen. Die Stadt Garching könne dies alleine nicht leisten: "Bei uns am Forschungszentrum arbeiten 25 000 Menschen aus dem gesamten Freistaat", sagt Gruchmann. "Das geht nicht."

Einen entsprechenden Antrag, dass der Landkreis für die Differenz bei Wochen- und Monatskarten aufkommen soll, hat der CSU-Landtagsabgeordnete und Kreisrat Ernst Weidenbusch im Dezember im Kreistag eingebracht. Er wurde damals angenommen und befindet sich noch in der Prüfung. Weidenbusch rechnet darin mit Mehrkosten von etwa 13 Millionen Euro.

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Quelle:
SZ vom 01.03.2019
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