Süddeutsche Zeitung

SZ-Serie: Bier von hier, Folge 10:Durstlöscher aus der Umkleidekabine

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Eigentlich suchten die Volleyballer der dritten Hachinger Mannschaft einen Biersponsor. Stattdessen lassen sie nun ihr eigenes Bier brauen: das Rammlerbräu. Im Ort findet es immer mehr Abnehmer.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Die Kabine ist für Sportmannschaften ein besonderer Ort, so etwas wie die eigenen vier Wände, wo eigentlich keiner etwas zu suchen hat, der nicht zum Team gehört. Ihre Bedeutung lässt sich irgendwo zwischen Wohnzimmer und Partykeller verorten. Hier wird zusammen gefeiert oder auch gelitten, diskutiert, gelacht und gesungen. Natürlich wird auch getrunken. Ein Kasten Bier gehört quasi zum Inventar. Und so dachte sich die dritte Mannschaft der Unterhachinger Volleyballer vor gut zwei Jahren: Wäre doch praktisch, wenn wir einen Biersponsor hätten. Der würde dann die gekühlten Getränke nach dem Spiel gleich in die Kabine liefern.

Die Hachinger Volleyballer aus der Landesliga Süd-Ost waren nicht besonders überrascht, noch nicht einmal wirklich enttäuscht, dass es mit dieser Art der Förderung nicht geklappt hat. Gibt es doch beim TSV Unterhaching noch eine erste und zweite Mannschaft, die beide immerhin in den Bundesligen unterwegs sind. Da sind die Trikots der dritten Garnitur als Werbeträger wenig attraktiv. Der Durst nach dem Training aber war in der Vorbereitung auf die Saison 2017/2018 weiterhin nicht gelöscht und so kamen die Sportler während des Krafttrainings zwischen Liegestützen und Klimmzügen auf die Idee: "Dann brauen wir unser Bier halt selbst."

Man könnte das nun als Schnapsidee abtun. Doch aus dem Vorschlag wurde "Rammlerbräu", und das ist in Unterhaching mittlerweile in aller Munde. Wer in den vergangenen zwei Jahren mal bei einer Sportveranstaltung in der Sportarena am Utzweg vorbeischaute, wird sich zunächst vielleicht über das dort ausgeschenkte Bier gewundert haben. Inzwischen wandern hier sowohl bei Volleyballspielen als auch bei den Heimwettkämpfen der Bundesliga-Turner Flaschen mit blauen und grünen Hasen auf dem Etikett über die Theke. Auch die Fußballer von Fortuna Unterhaching haben nicht nur das Rammlerbräu in ihrer Kabine stehen. Sie laufen auch mit dem Logo des Volleyballer-Biers auf der Brust auf. Die Bayerischen Meister im Beachvolleyball, das Duo Julius Höfer/Tim Noack, ist ebenfalls auf den Hasen gekommen.

Sofort das richtige Rezept gefunden

Das Unterhachinger Bier erhielt seinen Namen, noch bevor die erste Flasche abgefüllt war. Die Unterhachinger Herren III sind in Volleyballkreisen schon seit vielen Jahren spaßeshalber als die "Rammler" bekannt. "Die Zweitliga-Mannschaft bezeichnet sich schon lange als Hasen, warum wissen wir nicht. Aber deshalb sind wir eben die Rammler", erklärt Brauerei-Geschäftsführer Stefan Lettl. Also war klar, dass man sich demnächst das "Rammlerbräu" einschenken wollte.

"Des bummst di richtig", so der dazugehörige Slogan, der sich ausdrücklich auf das Bier beziehen soll. Kräftig sollte es sein "und nach richtigem Bier schmecken", erläuterte Volleyballer Philipp Schneider die Vorgaben an den Braumeister. Den fand man schließlich im Bekanntenkreis: Johannes Probst, der an der TU in Weihenstephan Brauereiwesen und Getränketechnologie studiert hatte, fand schnell das richtige Rezept für die Rammler, setzte den ersten Sud zu Hause an und traf auf Anhieb den Geschmack der Mannschaft. Die ersten 170 Tragerl naturtrübes Festbier mit 5,9 Prozent Alkohol ließen sie für den Eigenbedarf in einer Brauerein in Gilching brauen, "aber das war bei neun Leuten sofort weg", berichtete Lettl. Und die Nachfrage wuchs, nachdem sie das Bier auch bei Heimspielen der Volleyballer und in der "Bumsvoll-Bar" in Giesing ausschenkten.

Die Testphase nach dem Bürgerfest war erfolgreich

Die nächste Charge, mittlerweile 40 Hektoliter, ließen die Rammler dann in Traunstein brauen. Inzwischen hatte ihnen der Münchner Designer Peter Riedel auch das Logo entworfen. Der grüne Hase prangt mittlerweile nicht nur auf den Bierflaschen und Sporttrikots, die findigen Jungunternehmer bieten diverse Devotionalien in ihrem Online-Shop an, von T-Shirts über Turnbeutel bis hin zu Kochschürzen und Babylätzchen. Beim Bürgerfest im Juli, bei dem das Unterhachinger Bier erstmals ausgeschenkt wurde, konnten Besucher sich im Rammler-Liegestuhl bei einer Halben ausruhen.

Nach 80 Hektolitern im vergangenen Jahr ist Rammlerbräu heuer bei 500 Hektoliter angelangt. Zum starken Festbier ist inzwischen das naturtrübe Helle mit einem Alkoholgehalt von 4,9 Prozent gekommen. Als süffig, frisch und absolut traditionell beschreiben es die Volleyballer, erkennbar ist es am blauen Etikett. Seit dem Bürgerfest ist das Rammlerbräu nicht mehr nur in einem örtlichen Supermarkt, sondern auch in den beiden Getränkemärkten in Unterhaching im Sortiment. "Die Testphase dort war sehr erfolgreich", berichtet Maximilian Siebold von Rammlerbräu. Zur neuen Volleyballsaison wolle man die Biermarke weiter etablieren.

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Quelle:
SZ vom 08.10.2019
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