Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl:Böltls Generation drängt nach vorn

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In Kirchheim wollen junge Kandidaten über eine eigene Liste in den Gemeinderat einziehen. Die Initiative kommt aus der JU.

Von Christina Hertel, Kirchheim

Der typische Kommunalpolitiker ist männlich und zwischen 56 und 70 Jahre alt, zumindest in Nordrhein-Westfalen, das hat eine Studie des WDR diesen Sommer ergeben. In Bayern dürfte die Lage allerdings ähnlich sein. In Kirchheim möchte eine Gruppe junger Menschen nun dafür sorgen, dass der nächste Gemeinderat anders aussieht und sich mehr um jugendliche Themen kümmert.

Bei der Kommunalwahl nächstes Frühjahr kandidieren auf einer eigenen Liste mit dem Namen "Generation Zukunft" 24 Männer und Frauen, die alle unter 31 Jahre alt sind.

Initiiert wurde das ausgerechnet von Michael Dirl - dem Vorsitzenden der Jungen Union in Kirchheim. Er ist 23 Jahre alt und studiert im Master Wirtschaftsingenieurwesen.

Streit habe es jedoch keinen gegeben. Das sagen sowohl Michael Dirl, als auch der CSU-Ortsvorsitzende Frank Holz und der CSU-Bürgermeister Maximilian Böltl, der selbst erst Mitte 30 ist und bis vor kurzem, insgesamt 20 Jahre lang, Mitglied der Jungen Union war. Die Liste, so Dirl, solle weder eine Konkurrenz zur CSU sein, noch eine getarnte Erweiterung. Ihm sei wichtig zu betonen, dass die Mehrheit der 24 Kandidaten in keiner CSU-Organisation Mitglied sei. Eine gewisse Nähe lässt sich jedoch schwer leugnen: Auch die zweite hinter ihm auf der Liste, Pia Bossmann, eine 22-Jährige Politikstudentin, ist bei der Jungen Union aktiv.

Die Idee sei ihm gekommen, weil erst kürzlich das bayerische Wahlrecht so geändert wurde, dass solche Listen überhaupt möglich wurden. "Es ist mir ein Anliegen, junge Leute und junge Themen in den Gemeinderat zu bringen", sagt Dirl. Ein Ziel sei, das Jugendzentrum attraktiver zu machen und einen Ort zu schaffen, wo sich junge Menschen in Kirchheim treffen könnten. Zum Beispiel müssten die Öffnungszeiten verbessert werden. Auch das Angebot sei nicht für alle ansprechend. Welche Veränderungen er sich hier genau vorstellt, kann Dirl nicht benennen. "Ich würde zuerst die Jugendlichen fragen, was sie sich wünschen." Eine weitere Idee: Die Kandidaten wollen sich dafür einsetzen, dass Wohngemeinschaften für junge Leute gebaut werden. Damit es in Zukunft möglich ist, dass etwa Studenten und Auszubildende für ihre erste eigene Wohnung in Kirchheim bleiben können.

"Ein Glück für unsere Gemeinde", findet der Bürgermeister

Doch warum setzt sich Dirl für diese Themen nicht einfach in der CSU-Fraktion ein - zu der er ja ohnehin Kontakte hat? Seine Antwort: Er möchte sich voll und ganz jungen Themen widmen, es solle ausschließlich um die Sache, nicht um die Parteipolitik gehen. "Bei parteipolitischen Kämpfen geht viel verloren", sagt der Student. Lob für das Projekt kommt von Bürgermeister Böltl. Er schreibt, er finde die Gründung der Liste "stark" und es sei ein "Glück für unsere Gemeinde, wenn sich junge Menschen für ihre Heimat engagieren". Mit Dirl habe er bereits dieses Frühjahr über das Projekt gesprochen. Es sei eine "selbstbewusste, pragmatische, kritische und super sympathische Truppe".

Auch der Kirchheimer CSU-Ortsverbandsvorsitzende Frank Holz sagt, er sehe das Engagement positiv: "Wäre es eine reine JU-Liste, hätten wir vielleicht ein Problem." Auch habe es die Kirchheimer CSU nicht verschlafen, junge Menschen mit ihrer Politik anzusprechen, meint Holz: "Die Kirchheimer CSU ist jung, wir haben auch viele Frauen." Und auf der nächsten Liste solle das so weitergehen. Am Donnerstag, 28. November, will die CSU diese bekannt geben.

Die Liste "Generation Zukunft": 1. Michael Dirl 2. Pia Bossmann 3. Franz Glasl 4. Georg Schrade 5. Laura Anneser 6. Stefanie Hiltmair 7. Annika Brenner 8. Nicolas Dauer 9. Alicia Riffner 10. Maximilian Lindinger 11. Florian Reichart 12. Alena Prasch 13. Bianca Bitsch 14. Luis Huber 15. Bruno Kellerer 16. Alois Erl 17. Franz Sepp 18. Sabina Huber 19. Andreas Deml 20. Lukas Scherr 21. Maximilian Lochschmidt 22. Andreas Wisgigl 23. Eva Bossmann 24. Lukas Sift

Die "Generation Zukunft" veranstaltet ein Kürbisschnitzen am Freitag, 25. Oktober, am Gasserhof in der Hauptstraße 18. Beginn ist 15 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 19.10.2019
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