Süddeutsche Zeitung

Adventsserie "Meine Zahl":Nach 22 Uhr auf Achse

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Mohamed Elnour fährt Nachtschwärmer mit dem Flex-Bus nach Hause.

Von Sophia Goldner, Oberhaching

Das Weihnachtslied "Driving Home For Christmas" läuft aktuell überall im Radio. Wer auch an Weihnachten dafür sorgt, dass seine Fahrgäste sicher nach Hause kommen, ist Mohamed Elnour. Er steigt jeden Abend um 22 Uhr in den Flex-Bus und bringt bis 6 Uhr morgens Nachtschwärmer heim oder Menschen, die ungewöhnliche Arbeitszeiten haben. Obwohl andere Menschen um diese Zeit gerade ins Bett gehen, kann sich Elnour keine bessere Zeit für seine Arbeit vorstellen. "Mir macht das Fahren in der Nacht viel Spaß. Die Fahrgäste sind gesprächiger als tagsüber, und es gibt keine Staus."

Elnour fährt seit der Einführung des neuen Angebots im Oktober verschiedene Haltestellen im südlichen Landkreis München an. Er ist mit seinem Kleinbus zwischen Ostbahnhof, Neuperlach Süd und den ländlichen Ortsteilen von Oberhaching unterwegs, auch in Unterhaching und Taufkirchen können die Nutzer ihn anfordern und an einer der vorgegebenen Haltestellen aussteigen, wenn sie eine gültige MVV-Karte haben. Zuvor war Elnour beim Anruf-Sammeltaxi in Fürstenfeldbruck eingesetzt. In sein jetziges Fahrzeug passen neben dem Fahrer noch fünf bis sechs weitere Personen.

An den Wochenenden nutzen laut Elnour verstärkt Jugendliche den Flex-Bus. "Mindestens die Hälfte der jungen Leute sind betrunken", erzählt der Busfahrer schmunzelnd. "Manchmal wollen sie während der Fahrt singen, tanzen oder Musik hören." Doch Elnour achtet auf die Vorschriften des MVV und gewährt ihnen solche Wünsche nicht. Er müsse sich beim Fahren konzentrieren. Besonders im Winter sind die Nachtfahrten nämlich sehr gefährlich: "Ich muss, obwohl es dunkel ist, immer alles im Blick haben. Schnee und Glätte erschweren die Arbeit."

Dennoch hört der Busfahrer ab und zu den Gesprächen seiner Fahrgäste zu. An eines erinnert er sich besonders gut: "Einmal habe ich ein betrunkenes Pärchen kennengelernt. Das hat sich während der Fahrt gestritten und noch im Bus Schluss gemacht. Obwohl die Situation für mich sehr komisch war, habe ich versucht die beiden zu trösten."

In der Serie "Meine Zahl" stellt die SZ bis Weihnachten jeden Tag Menschen vor, in deren Leben eine Zahl eine besondere Bedeutung hat - von 1 bis 24 wie bei einem Adventskalender.

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