Süddeutsche Zeitung

Hofoldinger Forst:Doch ein Windrad bei Brunnthal?

Lesezeit: 2 min

Weyarn bekundet Interesse an dem Standort, den die Gemeinde selbst nicht nutzen will.

Von Angela Boschert, Brunnthal

Stellt nun auch die Gemeinde Weyarn ein Windrad im Hofoldinger Forst auf? Oder bleibt es bei Aying, Sauerlach und Otterfing? Die Gemeinde im Nachbarlandkreis Miesbach hat im August beim Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten angefragt, ob sie auf der Fläche, die ursprünglich für ein Brunnthaler Windrad vorgesehen war, ein eigenes errichten darf. Im März hatte der Gemeinderat von Brunnthal mehrheitlich eine eigene Windkraftanlage auf dieser Fläche, die als privilegierter Windrad-Standort festgesetzt ist, abgelehnt.

Hintergrund für die Anfrage Weyarns ist die Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), er wolle die Windkraft im Staatswald stärken. Dort und in anderen definierten Gebieten sowie beim sogenannten Repowering bestehender Anlagen soll künftig nur noch ein Mindestabstand von 1000 Metern zur nächstgelegenen Wohnbebauung eingehalten werden müssen, wie Söder in seiner jüngsten Regierungserklärung sagte. Damit wird die nur in Bayern geltende 10H-Regel entschärft, wonach Windräder bisher grundsätzlich das Zehnfache ihrer Höhe von Wohnhäusern entfernt stehen müssen. Entsprechend argumentiert Weyarns Bürgermeister Leonhard Wöhr (CSU) in seiner Anfrage an Melanie Kaniber (CSU). Zumal auch ein entsprechender Beschluss des Aufsichtsrats der Staatsforsten, dem Kaniber vorsitzt, noch immer bestehe. Wöhr erwartet, dass sich der Aufsichtsrat "in absehbarer Zeit" überlegen muss, wie es in den Staatsforsten weitergehen soll mit Windkraftanlagen.

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Er habe jetzt seinen Hut in den Ring geworfen, bevor fremde Investoren tätig werden können, begründet Wöhr seinen Vorstoß. Selbstverständlich solle Brunnthal den vorrangigen Zugriff auf den Standort haben. "Aber soweit es auch unter den neuen Rahmenbedingungen weiterhin nicht selbst tätig werden will, sollten die Flächen in den Staatsforsten nicht meistbietend an Investoren ausgeschrieben werden." Stattdessen würde sich die Gemeinde Weyarn, eventuell mit Kooperationspartnern, "für den brachliegenden Standort in den Staatsforsten in der Gemeinde Brunnthal bewerben". Kommunen aus der Region, die ein passendes Konzept haben, sollten bevorzugt die Möglichkeit erhalten, auf geeigneten Flächen Windkraftanlagen errichten zu dürfen, so Weyarns Bürgermeister.

Wöhr verweist auf die Gemeindewerke Weyarn, die bereits Energieversorgungsanlagen geplant, gebaut und betrieben hätten, sowie die Bürgersolarstrom Feldkirchen-Westerham und Weyarn GbR, eine Gesellschaft mit Bürgerbeteiligung, als mögliche Kooperationspartner. Bei einer kommunalen Beteiligung könne ein Konzept entwickelt werden, das eine Bürgerbeteiligung - auch von Brunnthaler Bürgern - vorsieht. "Es gibt drei Möglichkeiten", so Wöhr: "Brunnthal baut das Windrad selbst, zusammen mit Weyarn oder Weyarn baut es allein. Denn die Zeit wird für Windkraft sprechen, es gibt nicht so viele Flächen, die geeignet sind."

Sein Brunnthaler Amtskollege Stefan Kern (CSU) gibt sich auf die Anfrage aus Weyarn unaufgeregt, über die an diesem Mittwoch im Gemeinderat gesprochen werden soll. "Natürlich wäre es gut gewesen, wir hätten selbst das Windradl gebaut, als wenn andere es betreiben und noch mehr Windkraft in den Hofoldinger Forst kommt, aber ich erwarte in der heutigen Sitzung keine große Diskussion, weil es nichts zu entscheiden gibt", so der Bürgermeister. Aktuell gelte außerdem noch ein Vetorecht Brunnthals bei den Staatsforsten. Sollte die bayerische 10H-Regelung nach der Bundestagswahl fallen, so Kern, "haben wir ganz andere Fragen zu lösen".

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Quelle:
SZ vom 15.09.2021
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