Süddeutsche Zeitung

Baierbrunn:Bürger entscheiden über "Schulwiese"

Lesezeit: 2 min

Rathauschef Patrick Ott gibt bekannt, dass das Bürgerbegehren für den Erhalt des Landschaftsschutzgebietes am Isarhochufer rechtlich korrekt ist. Eine Diskussion zum Thema findet bei der Bürgerversammlung jedoch nicht statt.

Von Udo Watter, Baierbrunn

Zum großen Showdown kommt es am Ende einer Bürgerversammlung nur selten. Die Anfragen der Bürger, die dann behandelt werden, sind häufig nur partikular interessant oder für einen Kreis von Anwohnern oder Hundebesitzern aufregend. Die Bürgerversammlung am Donnerstagabend in Baierbrunn mündete zwar auch nicht gerade in ein heißes Finale, welches das Publikum im Pfarrsaal St. Peter und Paul entzündet hätte; aber Bürgermeister Patrick Ott (ÜWG) hatte doch im Zuge etlicher Anfragen Interessantes zu verlautbaren und zu moderieren.

Zunächst: Ja, es wird im Herbst einen Bürgerentscheid in der Gemeinde geben. Die rechtlichen Voraussetzungen für die Beteiligung der Öffentlichkeit, die die Initiative "Perspektive Baierbrunn" anstrebt, sind nach einer Untersuchung durch einen externen Juristen gegeben, erklärte Ott. Die Initiative hatte rund 590 Unterschriften gesammelt und der Gemeinde eine entsprechende Liste übergeben: Das Bürgerbegehren beinhaltet die Forderung nach dem vollständigen Erhalt des als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesenen Areals am Isarhochufer östlich der Hermann-Roth-Straße, auch als "Schulwiese" bekannt. Da die Fragestellung ("Sind Sie dafür, das Verfahren zur Aufstellung des im Landschaftsschutzgebiet vorgesehenen Bebauungsplans Nr. 59/22 Östlich der Hermann-Roth-Straße, Schulwiese einzustellen?") als korrekt bestätigt wurde, kann es nun los gehen.

"Es werden spannende Wochen und Monate werden", sagte Ott, der mit dieser Information auch direkt auf eine Anfrage einer Bürgerin einging. Es gab noch weitere Anfragen zu dem Themenkomplex, der die Erweiterung der Grundschule umfasst und sich auf die Entscheidung des Gemeinderats bezog, die mögliche Umwidmung des Areals in Bauland auf den Weg zu bringen. Dabei geht es um die Frage, ob nicht ohnehin schon ausreichend Land für die nötige Erweiterung der Schule zur Verfügung steht: nämlich die Grünfläche, die neben der Turnhalle liegt (der sogenannte "Schlittenberg"), welche der Gemeinde gehört und kein Landschaftsschutzgebiet darstellt. Dass das Thema emotionalisiert, zeigte sich an einer weiteren Anfrage: Einer Bürgerin forderte von den Gemeinderatsmitgliedern der Grünen, die für das Planverfahren gestimmt hatten, in verärgertem Duktus Aufklärung.

Ott, der eine generelle Diskussion unterband - mit dem Argument, dass Inhaltliches noch in der Schwebe, respektive vieles aus Datenschutzgründen noch nicht in der Öffentlichkeit bekannt sei ("Es macht heute keinen Sinn") - fühlte sich verpflichtet, diese Gemeinderatsmitglieder in Schutz zu nehmen und verurteilte entsprechende Anfeindungen. "Es hat unschöne Szenen gegeben. Greifen Sie mir bitte meine Gemeinderäte nicht persönlich an." Er warb für eine demokratische Streitkultur. Am 26. Juni ist eine Sondersitzung des Gemeinderats zum Thema, der Bürgerentscheid selbst wird irgendwann im Herbst realisiert, jedenfalls nach den Sommerferien.

Die Baierbrunner wünschen sich einen "gelenkten Moutainbike-Verkehr" im Isartal

Weitere Anfragen betrafen die geplante Gastronomie im Sport-und Bürgerzentrum: Anwohner vom Wirthsfeld bekamen - nachdem ihre Forderung einer Komplettaufgabe der Gastronomie-Pläne gescheitert war - immerhin den Wunsch erfüllt, mit ihren Interessen eventuell stärker ins Planungsverfahren eingebunden zu werden. Zudem ging es noch um den Stand der Dinge beim Thema "Mountainbiker": Hier würden sich wohl viele Bürgerinnen und Bürger wünschen, dass es endlich zu einem "gelenkten Mountainbike-Verkehr" kommt, der dem Schutz des Isartals dient.

Generell lässt's sich im Isartal aber gut leben: Die Einwohnerzahl Baierbrunns ist zwar inzwischen auf 3400 Einwohner angewachsen (Stand 31. Dezember 2022), aber damit immer noch überschaubar. Die Zahl der Straftaten war 2022 mit insgesamt 58 so niedrig wie noch nie: So gab es keinen einzigen Einbruch, kaum Fahrraddiebstähle und kein Sexualdelikt im Gemeindebereich. "Man kann hier besonders sicher leben", resümierte Jörg Greiner, der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Grünwald.

Freilich schlägt das Schicksal mitunter auch dramatisch in der Idylle des Münchner Südens zu, wie Feuerwehrkommandant Johann Stockinger bei seinem Bericht über den Einsatz beim schweren S-Bahn-Unglück bei Schäftlarn im Februar unterstrich. "Das war alles andere als alltäglich."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5938387
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.