Süddeutsche Zeitung

Adventsserie "Meine Zahl":16 Wochen bis zur Reife

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So lange muss der Ayinger Winterbock im Fass lagern, bis er den gewünschten malzdominanten Geschmack erhält. Braumeister Bernhard Neunhöffer liebt ihn.

Von Michael Morosow, Aying

Wer zu viel von diesem Getränk zu sich nimmt, der sollte sich nicht wundern, wenn seine motorischen Fähigkeiten zur Neige gehen. Am darin reichlich vorhandenen Röstmalz läge es dabei nicht, eher an den rund sieben Volumenprozent Alkohol, die der Ayinger Winterbock intus hat. "Das ist schon mehr als bei einem Hellen", sagt Braumeister Bernhard Neunhöffer schmunzelnd. 16 Wochen muss der Doppelbock reifen, bis er den gewünschten malzdominanten Geschmack erhält. Vier Sude hat Neunhöffer in der Ayinger Brauerei in diesem Jahr angesetzt, umgerechnet 300 Hektoliter oder 60 000 Flaschen. Er trinke ihn selbst gerne, sagt der 40-Jährige, der als Teil seiner Ausbildung in der Klosterbrauerei Reutberg zwei Wochen in Aying in der Flaschenabfüllung verbracht hat und im Juni 2021 als Nachfolger des langjährigen Braumeisters Hans-Jürgen Iwan nach Aying zurückgekehrt ist.

Das Besondere am Ayinger Winterbock, der nur zwischen November und Ende Januar ausgeschenkt wird, sei ein aufwendiges Drei-Maisch-Verfahren und die Verwendung von vier Sorten Malz, unter anderem Röstmalz, dunkles Münchner Malz und Karamellmalz, das dem Bier seine kastanienbraune Farbe gebe, sagt der Diplom-Braumeister. Seine Süße erhalte das Bockbier durch die Restextrakte des Malzes. Wessen Geschmacksknospen gut ausgebildet sind, der wird aber auch andere Aromen herausschmecken: "Dunkle Schokolade, Espresso und eine Spur Lakritz", sagt der gebürtige Tölzer, dessen Hobby das Schlagzeugspielen in der Münchner Rockband Jan Solo Projekt ist. "Der Antrunk ist von milder Fülle mit einem begleitenden Kaffeeton, der im Nachtrunk dominierend ist. Ein wahres Geschmackserlebnis für Winterabende bei Kerzenschein und Kaminfeuer", heißt es auf der Homepage der Brauerei.

Der Winterbock kann laut Neunhöffer aber mehr als nur den Durst löschen und die Sinne benebeln. Zum Beispiel weihnachtlichen Gerichten eine besondere Note verleihen. Für Braten mit dunkler Soße sei er hochgeeignet, sagt er. Aber selbst Desserts wie Vanilleeis mit Apfelstrudel könne er aufpeppen. Und so ist er auch Bestandteil der Küche im Ayinger Bräustüberl. Schmeckt "sein" Winterbock genauso wie der seines Vorgängers Iwan oder hat er ein wenig die Rezeptur verändert? Bei anderen Bieren verändere er Nuancen, "aber an Urgesteinbieren dreht man nicht am großen Hebel", sagt der Braumeister.

In der Serie "Meine Zahl" stellt die SZ bis Weihnachten jeden Tag Menschen vor, in deren Leben eine Zahl eine besondere Bedeutung hat - von 1 bis 24 wie bei einem Adventskalender.

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