Süddeutsche Zeitung

Ausgabe von FFP-2-Masken:Die Bude eingerannt

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Wie Apotheken im Landkreis München den Ansturm auf kostenlose Schutzmasken organisieren und den Bedarf decken.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim/Haar

Die Apotheken im Landkreis München erleben wegen der kostenlosen Ausgabe von FFP2-Masken an Senioren und Personen aus Risikogruppen einen Ansturm. Einsatz und Improvisationstalent sind gefragt. Schließlich soll sich bei der Ausgabe niemand anstecken und der normale Medikamentenverkauf weiter gehen. So hat Apotheker Matthias Bein von der St.-Konrad-Apotheke an der Leibstraße in Haar in seinem Hof eine Ausgabestelle eingerichtet. Dennoch bilden sich vor seinem Laden zeitweise Schlangen wie sonst nur vor Postfilialen. "Das ist der Hammer", sagt Bein zu der logistischen Aufgabe.

"Es ist ein Kraftakt", sagt Martina Haasemann von der St.-Korbinian-Apotheke in Unterschleißheim. Vor der Apotheke an der Bezirksstraße steht, wie auf einem Weihnachtsmarkt, eine Bude, die von der Stadt aufgestellt wurde. Mitarbeiter stehen davor und helfen Personen beim Ausfüllen der Formulare. Allein am Dienstag haben sie 900 Päckchen mit jeweils drei dieser sicheren Masken ausgegeben. Die Nachfrage sei viel größer als erwartet, sagt Haasemann. "Der Bedarf ist riesengroß." Gedeckt wurde dieser bisher auch Dank des Einsatzes der Apotheker, die sich nach der kurzfristigen Bekanntgabe von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am vergangenen Mittwoch, dass von diesem Dienstag an Masken kostenfrei an 27 Millionen Menschen ausgegeben werden, auf sich gestellt sahen und die Masken übers Wochenende portionierten. Es sei anspruchsvoll gewesen, die hohe Zahl vorzufinanzieren und zu bestellen, um einen gewissen Vorrat anzulegen, sagt Haasemann.

Laut ihrem Kollegen Matthias Bein in Haar waren viele Apotheken offenbar nicht vorbereitet. Er bekomme Anfragen wegen Masken aus Brandenburg und Landshut. Der Nachschub sei schwer zu organisieren. Bein hat deshalb einen Mitarbeiter losgeschickt, um 2000 Masken aus Pfaffing hinter Ebersberg abzuholen. Der Versand hätte zu lange gedauert.

Noch sei der Vorrat an Masken nicht aufgebraucht, versichert die Chefin der in der St.-Korbinian-Apotheke in Unterschleißheim. Aber die Ausgabe soll ja weitergehen und im neuen Jahr über Coupons der Krankenkassen erfolgen. Diese soll es zweimal für je sechs Masken geben. Am Mittwoch hieß es zudem von der Bundesregierung, dass die Masken dann zugeschickt würden, um Schlangen vor Geschäften zu verhindern. "Die Idee ist gut", sagt Apotheker Bein über die kurzfristige Maskenausgabe an Risikogruppen und Menschen über 60 Jahre, "aber die Umsetzung war relativ überstürzt".

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Quelle:
SZ vom 17.12.2020
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