Süddeutsche Zeitung

Aying:Gasthof setzt AfD vor die Tür

Lesezeit: 1 min

Die Ayinger Wirtefamilie Inselkammer gibt dem öffentlichen Druck nach und hebt den Vertrag mit der Partei für eine Wahlveranstaltung am Montag auf.

Von Lars Brunckhorst, Aying

Die von der AfD für Montag in Aying geplante Großveranstaltung im Europawahlkampf zusammen mit Vertretern anderer rechtspopulistischer Parteien aus Europa wird nicht stattfinden. Die Inhaberfamilie des Brauereigasthofs hat am Samstag nach eigener Darstellung den Vertrag mit der AfD über die Miete von Räumen aufgehoben. In einer Stellungnahme auf der Facebook-Seite des Gasthofs begründet die Wirtefamilie ihre Entscheidung damit, dass die AfD in einem Werbevideo für ihre Veranstaltung "Markeninhalte unseres Unternehmens für parteipolitische Zwecke vereinnahmt" habe. "Damit sind wir nicht einverstanden. Deshalb haben wir jetzt den Veranstaltungsvertrag aufgehoben", heißt es in der Stellungnahme.

In der Stellungnahme verteidigt die Familie Inselkammer aber zugleich ihre ursprüngliche Entscheidung, der AfD Räume zur Verfügung zu stellen. Grundsätzlich stelle man "allen demokratischen Parteien" Räumlichkeiten zur Verfügung. "Wir sind der Meinung, dass wir mit der Vermietung an demokratische Parteien auch einen Beitrag dazu leisten, den bürgerschaftlichen, politischen Dialog und die Information der Öffentlichkeit zu stärken."

Die Wirtefamilie verweist darauf, dass die AfD sowohl in den Bayerischen Landtag als auch in den Deutschen Bundestag gewählt worden sei und zur Europawahl zugelassen. Sie betont aber auch, dass sie "ganz klar" nicht die Meinungen der Partei vertritt. Deshalb fühle man sich auch von den "teils persönlichen Angriffen der letzten Tage sehr getroffen". Man sei ein weltoffener Betrieb, der Mitarbeiter aus 25 Nationen beschäftige sowie geflüchteten Menschen eine Ausbildung und Perspektive biete.

Die AfD hatte für Montagabend in den Sixthof des Brauereigasthofs zu einer Veranstaltung im Europawahlkampf mit Vertretern rechtspopulistischer Parteien aus Österreich, Ungarn, Italien und Holland eingeladen, so der FPÖ und der Lega. Dagegen hatten Politiker von SPD, Grünen, Freien Wählern und CSU zu einer Demonstration in Aying aufgerufen. Zusätzliche politische Brisanz hatte die Veranstaltung erhalten, weil Franz Inselkammer, der Juniorchef der Brauerei, selbst CSU-Kreisrat ist und seine Mutter Angela Inselkammer Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4432587
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 06.05.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.