Süddeutsche Zeitung

Landgericht:Wiesn-Messerstecherei: Jens Lehmann muss in den Zeugenstand

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Von Andreas Salch, München

Der Lkw-Fahrer, der im vergangenen Jahr auf der Wiesn vor dem Käfer-Zelt von der Verlobten eines Hamburger Millionärs niedergestochen wurde, konsumiert offenbar Drogen. Es soll sich um sogenannte halluzinogene Pilze handeln. Spuren dieser Droge wurden im Blut des 34-Jährigen gefunden, als er nach der Messerattacke notoperiert werden musste.

Am ersten Verhandlungstag hatte sich der Lkw-Fahrer in dem Prozess vor dem Landgericht München I auf sein Zeugnisverweigerungsrecht berufen, als er von einem Sachverständigen gefragt wurde, ob er Drogen nehme. Die Freundin des Lkw-Fahrers, die an diesem Dienstag aussagen musste, bestätigte, dass der Lkw-Fahrer "Pilze genommen hat" und angeblich auch welche gezüchtet habe. Ob er auch am Tattag, dem 19. September 2015, auf der Wiesn Pilze konsumiert habe, wisse sie nicht, so die Zeugin.

Der Verlobte der wegen versuchten Mordes angeklagten Melanie M. räumte bei seiner Vernehmung ein, dass er eine Detektei damit beauftragt habe, Informationen über den 34-Jährigen einzuholen. Allerdings brauchte es für diese Einlassung mehrmalige Nachfragen von Rechtsanwältin Nicole Lehmbruck, die den Lkw-Fahrer vertritt.

Die Angeklagte brach in Tränen aus und bekam Kreislaufprobleme

"Ich wollte wissen, ob das einer ist, vor dem man sich fürchten muss", sagte der 63-Jährige. Da der Lkw-Fahrer "Drogen-Pilze zu sich nimmt", habe er befürchtet, der Mann könne seinen Kindern etwas antun, so der Zeuge. Die Detektei soll den 34-Jährigen zwei Monate beobachtet haben. Auskünfte, "die Sinn und Zweck machen", habe er aber keine erhalten, sagte der Verlobte.

Während er aussagte, brach Melanie M. immer wieder in Tränen aus und bekam auch Kreislaufprobleme, woraufhin die Verhandlung unterbrochen werden musste. Ihr Verlobter bestätigte, was auch Melanie M. am ersten Prozesstag gesagt hatte: Dass er selbst von der Messerattacke nichts mitbekommen habe. Erst am nächsten Tag habe er davon erfahren. Er habe lediglich gehört, so der 63-Jährige, wie der Freund des Lkw-Fahrers den ehemaligen Fußball-Nationalspieler Patrick Owomoyela rassistisch beleidigt habe.

Der Ex-Profi war einer der rund zwanzig Gäste des Millionärs, die dieser in das Käfer-Zelt eingeladen hatte. In der illustren Runde befanden sich neben Owomoyela auch der frühere Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann sowie der ehemalige Motorsport-Chef von Mercedes Benz, Norbert Haug. Haug sagte vor Gericht unter anderem, er habe auf Owomoyela beruhigend eingewirkt und sei, angewidert von den rassistischen Äußerungen, schnell zu einem Taxi. Jens Lehmann soll am heutigen Mittwoch als Zeuge gehört werden.

Auf die Frage von Richter Norbert Riedmann, warum er nicht bei seiner Verlobten geblieben sei, sagte der Partner der Angeklagten, er habe versucht, Sicherheitsleute zu holen. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen dem Lkw-Fahrer und Patrick Owomoyela gekommen. Dieser hatte zuvor einen Freund des Lkw-Fahrers wegen seiner rassistischen Äußerungen umgestoßen.

"extrem verletzt" und bedroht gefühlt

Owomoyela sagte bei seiner Vernehmung, dass ihn der Lkw-Fahrer nicht nur beleidigt, sondern auch mehrfach gedroht habe, ihn umzubringen. Der Lkw-Fahrer bestreitet dies. Er habe sich "extrem verletzt" und in seinem Leben bedroht gefühlt, sagte Owomoyela. Als sich Melanie M. in den Streit eingemischt habe, sei auch sie von dem 34-Jährigen auf übelste Weise beschimpft und gedemütigt worden.

Allerdings habe er nicht mitbekommen, ob die Angeklagte von dem Mann angegriffen wurde. Auch die Messerattacke von Melanie M. habe er nicht gesehen, sagte der Ex-Fußballer. Der Lkw-Fahrer hatte später gegen Owomoyela Anzeige wegen Körperverletzung und unterlassener Hilfeleistung erstattet.

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Quelle:
SZ vom 25.05.2016
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