Süddeutsche Zeitung

Kultur in München:Verwirrung um Gasteig-Sanierungspläne

Lesezeit: 2 min

Von Heiner Effern, München

Das Zerren um die Pläne für die knapp 500 Millionen Euro teure Sanierung des Gasteigs wird immer unübersichtlicher. Die für Freitag angesetzte Entscheidung, welcher Architekten-Entwurf für den Umbau des Kulturzentrums zum Tragen kommt, sollte wegen mutmaßlicher Probleme mit den Urheberrechten nun eigentlich am 18. Oktober im Aufsichtsrat des Gasteigs fallen. Das beschloss das Gremium am Mittwochmorgen in einer Sondersitzung. Denn die drei am Bau beteiligten Architekten und ein Erbe des vierten sollten Gelegenheit bekommen, die Entwürfe für die Sanierung vorher zu sehen.

Nach einer Einladung des Gasteigs sollen jedoch alle vier Parteien nach Informationen der Süddeutschen Zeitung keinen Bedarf für ein Gespräch geäußert haben. Wie es weitergeht, soll der Aufsichtsrat am Donnerstagnachmittag entscheiden. Möglicherweise kehrt er zum ursprünglichen Zeitplan zurück und verkündet den Siegerentwurf doch bereits an diesem Freitag.

An diesem Tag wird in jedem Fall ein aus der Jury des Wettbewerbs hervorgegangenes Bewertungsgremium eine Empfehlung abgeben, welcher der drei verbliebenen Entwürfe realisiert werden soll. Der Aufsichtsrat könnte dann in der gleich anschließend terminierten Sitzung sein Votum abgeben. Die Vollversammlung des Stadtrats muss das Ergebnis am 24. Oktober bestätigen. Erst deutlich später, kurz vor Jahresende, soll es nach neuester Planung ein Treffen mit den vier Parteien des ursprünglichen Architektenteams geben. Das 1985 eröffnete Kulturzentrum entwarfen Carl F. Raue, Eike Rollenhagen, Gerd Lindemann und Günter Grossmann. Sie haben auch für den Umbau noch eine zentrale Bedeutung: Jeder der drei noch lebenden Planer sowie ein Erbe könnte mit einem Veto die Sanierung verkomplizieren oder sogar weit zurückwerfen.

Im Vorfeld der Sondersitzung des Aufsichtsrats am Mittwoch war es zu einem Streit zwischen der SPD und dem für den Gasteig verantwortlichen Bürgermeister und Aufsichtsratschef Josef Schmid (CSU) gekommen. Die Sozialdemokraten warfen Schmid und Gasteig-Geschäftsführer Max Wagner vor, die Abstimmung mit den Inhabern der Urheberrechte versäumt oder unprofessionell vorangetrieben zu haben. Die Sanierung sei gefährdet. Schmid konterte, die SPD wolle ihn vor der Landtagswahl auf durchsichtige Weise angreifen.

Geschäftsführer Wagner sprach von einem "Missverständnis". Er stehe seit längerer Zeit in engem Kontakt mit Rollenhagen, sagte Wagner. Vor wenigen Wochen soll der Architekt nach langem Einverständnis seine Meinung geändert haben. Umgehend gab der Gasteig ein Rechtsgutachten in Auftrag. Rollenhagen versandte indessen eine auch von seinem Kollegen Günter Grossmann unterzeichnete "Denkschrift", in der er erläutert, was aus seiner Sicht nicht verändert werden dürfe. Diese Einschränkungen gehen so weit, dass intern nur dem Sanierungs-Entwurf des Architekturbüros Henn Chancen eingeräumt werden. Lindemann und der Erbe von Carl F. Raue sollen bisher keine Einwände vorgebracht haben.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4164503
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 11.10.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.