Süddeutsche Zeitung

Kultur in München:Der Streit ums "Haus der Kunst" entzweit München

1937 eröffnete Adolf Hitler sein "Haus der deutschen Kunst". 80 Jahre später ist aller deutschtümmelnder Nationalismus gewichen. Doch es gibt andere, sehr große Probleme.

Von Susanne Hermanski und Kia Vahland

An diesem Dienstag ist es auf den Tag genau 80 Jahre her, dass Adolf Hitler sein "Haus der deutschen Kunst" eröffnet hat. Alle Münchner sollten flackernde Kerzen in ihre Fenster stellen an diesem Abend, und der Umzug zur Feier seines Triumphes war kilometerlang. Der zurückgewiesene Künstler, der Postkartenmaler, hatte scheinbar obsiegt - über alles, was er mit der Moderne verband.

Heute hat der "Kunsttempel", den Hitler sich errichten ließ, schon lange einen anderen Namen: "Haus der Kunst". Aller deutschtümelnde Nationalismus ist gewichen. Längst hat dort ein ganz und gar anderer Geist Einzug gehalten: international, offen, frei. Zumindest nach außen wirkt das so. Doch durch den schweren Marmor dringen in den vergangenen Monaten immer mehr schlechte Nachrichten.

Bayerns Kultusminister sah sich gezwungen, den Verfassungsschutz einzuschalten. Es besteht der Verdacht auf die Unterwanderung der Verwaltung des Hauses durch Scientology. Und das seit mehr als zwei Jahrzehnten. Zwischen dem erfolgreichen und international bestens beleumundeten Direktor Okwui Enwezor und dem Betriebsrat des Hauses herrscht ein Zwist, Mitarbeiter sprechen von "Missmanagement".

Nun hat sich offenbar auch noch die immer schon schwierige finanzielle Situation des Museums drastisch verschärft. Das kommt zur Unzeit, denn das Haus der Kunst muss dringend saniert werden. Was danach aus ihm wird, ob das Haus wieder so ähnlich wie im Jahr 1937 aussehen soll oder nicht, das entzweit mittlerweile die ganze Stadt.

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